Mit dem Auto von Frankfurt nach Griechenland
Als wir letztes Jahr lange überlegt haben wo es denn im Sommer hingehen sollte, kamen wir zu dem Entschluss nach Griechenland zu reisen. Da wir aber das Außergewöhnliche lieben, beschlossen wir, mit dem Auto dorthin zu fahren.
Das Ziel sollte die Halbinsel Sithonia sein, die einen von den ins Meer ragenden Chalkidiki-Fingern darstellt. Natürlich bedeutete dies eine Menge an Vorbereitung, wie zum Beispiel den Reisepass verlängern und spezielle Krankenversicherungsformulare anzufordern, da man durch Länder wie Serbien und Mazedonien fahren muss. Dies alles funktionierte Reibungslos.
Weil wir wussten, das die Strecke rund 2300 Kilometer betragen wird, einigten wir uns darauf, zwei Nächte während der Reise zu übernachten. Zum einen sollte es eine Pension im Ungarischen Györ sein und zum anderen bekamen wir von einer verwandten Serbin eine Studentenwohnung in der serbischen Stadt Nis gestellt, die auch die Unterkunft für unsere Rückfahrt darstellen sollte.
Also war ja alles geklärt und es konnte losgehen. Zuerst stachen wir in Richtung Wien und genossen nochmal die wunderbar ausgebauten Autobahnen. Das Gefühl war bei Aufbruch der Reise schon überragend. Wenn man sich schon allein vorstellte, was man doch die nächsten Tage erleben würde und zu sehen bekäme.
Die Fahrt in Richtung Wien verlief reibungslos. So kamen wir gegen Abend an die ungarische Grenze und mussten erst mal Euro in Forint wechseln. So stand ich mit etwas merkwürdigen Truckern in einem kleinen Wellblechhäuschen und musste warten, bis ich dran war. Nachdem wir die Grenze zu Ungarn überfuhren, hatten wir an diesem Tag fast unsere Route geschafft. Györ ist eine Industriestadt, in der auch der Audi TT gebaut wird, kurz hinter der Grenze.
Jetzt kam das Problem auf, dass man sich in dieser Stadt nicht auskannte, es dunkel war und wir das Hotel nicht fanden. Nach ewigem Herumgefahre und mehrerem Fragen der wirklich netten, aber meist nur ungarisch sprechenden Menschen fanden wir es dann. Es war mitten im Gewerbegebiet hinter einer Mauer versteckt. Anscheinend stand dort bis vor kurzem noch eine Fabrik. Das Zimmer war gut ausgestattet und bequem, doch legte man schon eine innere Unruhe an den Tag, da man wusste, dass der morgige Tag der anstrengendste Teil der Reise werden sollte. Also machten wir, dass wir ins Bett kommen.
Am nächsten Tag brachen wir relativ zeitig auf, um die rund 1000 Kilometer nach Nis an einem Tag zu schaffen. So fuhren wir quer durch die Puszta, die wirklich schön ist, an Budapest und Szeged vorbei, bis wir kurz vor der serbischen Grenze waren. Man hatte viel über dieses Land gehört, aber auch vieles im voraus gelesen. Man rechnete somit mit allem. An der Grenze stachen uns sofort die kyrillischen Schriftzeichen ins Auge. Auch sah man plötzlich Unmengen von streunenden Hunden auf der Straße.
Der Grenzposten war wie erwartet streng und wir wurden äußerst kritisch gemustert. Nachdem wir ihn passiert hatten, fuhren wir erst mal in einen Grenzshop. Denn was machen Raucher, die in ein günstiges Land fahren als erstes? Richtig, Zigaretten kaufen. Erstaunt waren wir über die Preise. Eine Stange Zigaretten für umgerechnet zehn Euro. Wahnsinn. Daraufhin wechselten wir noch ein wenig Geld in serbische Dinar, denn man wollte ja abends noch ein wenig die Stadt erkunden. So fuhren wir Stunden über nicht richtig ausgebaute Autobahnen, an Feldern vorbei, vor denen die Bauern mit ihren Wassermelonen und Paprikas standen.
Wir passierten Novi Sad und Belgrad. Vermehrt fiel uns auf, dass tote Hunde am Straßenrand lagen, was uns sehr mitnahm. Auch die Geschwindigkeitskontrollen, die es in Serbien oft gibt, hielten wir brav ein, da man im voraus wusste, dass die serbische Polizei in solchen Fällen nicht sonderlich zaghaft mit ausländischen Touristen umgeht.
Irgendwann fuhren wir dann auf dem bekannten Autoput. Eine inzwischen schön ausgebaute Straße. Die Müdigkeit steckte so langsam in unseren Knochen, doch die Tagesetappe hatten wir bald geschafft. Bei Sonnenuntergang erreichten wir dann Nis. Eine riesige, absolut verwirrende Stadt. Das Problem war nun mal wieder das Finden der Wohnung. Wir bekamen zwar von unserer Bekannten eine Skizze, in der sie den Weg aufmalte, aber es wurde ziemlich erschwert durch die allgegenwärtigen kyrillischen Straßenschilder. So fuhren wir circa zwei Stunden durch die, auch Nachts, belebte Stadt und landeten daraufhin in einem ziemlich großem Wohnviertel, dass überwiegend aus Plattenbauten bestand. Hier sollte auch unsere Unterkunft für diese Nacht sein.
Erschöpft trugen wir unser Hab und Gut die Treppen bis in den fünften Stock hoch. Doch spätestens als wir in die Wohnung kamen, wussten wir, dass diese Nacht alles andere als komfortabel wird. So gingen wir erst mal den Stadtteil erkunden. Quer durch die belebten Straßen des besagten Wohnblockviertels. Wir fanden einen großen Platz inmitten dieses Wohnviertels, auf dem Cafes und Bäcker existierten. Musiker spielten landestypische Musik und man kam sich das erste Mal während dieser Reise vor, im Urlaub zu sein.
Nun genossen wir die warmen Temperaturen in einem Cafe und staunten über die Preise der Kaffeewaren. Umgerechnet 60 Eurocent für einen Espresso waren mehr als günstig. Nachdem wir die Atmosphäre ein wenig genossen haben, gingen wir zurück zur Unterkunft und erlebten eine der ungemütlichsten Nächte, die wir in unseren knapp dreißig Lebensjahren je erlebt haben. Die ganze Nacht fuhren laute Autos an der anliegenden Straße vorbei, es war stickig, schwül und man lag auf dem harten Fußboden, da das Bett höchstens für eine Person gemacht war.
Mit erheblichen Kreuzschmerzen erlebte ich circa um sechs Uhr am Morgen einen wunderschönen Sonnenaufgang über den angrenzenden Gebirgsteilen rund um Nis. Das hielt ich für eine angemessene Entschädigung. Der Gedanke, dass man heute die letzte Etappe fahren würde, brachte mir zusätzlich ein Lächeln ins Gesicht. Also packten wir unsere Sachen und brachen auf in Richtung Mazedonien und Griechenland. Das letzte Stück durch Serbien bestach mit seiner wunderschönen Landschaft. Doch ein gewisses Gefühl, dass man sich gerade in the middle of nowhere befand, beschlich einen schon.
An der Grenze zu Mazedonien wurde dieses Gefühl noch verstärkt. strenge Grenzbeamten, karge Umgebung und, für uns Westeuropäer, unverständliches Kyrillisch wo man nur hinschaute. Man spürte, dass hier bis vor kurzem der Krieg geherrscht hatte. das bedrückende Gefühl verschwand aber sofort, nachdem wir nach einigen Kilometern eine Bergstraße überfuhren und die eigentliche Schönheit dieses Landes entdeckten. Überall rotbraun schimmernde Hügel, Minarette auf den Bergspitzen, dunkelgrüne Waldstücke und grün schimmernde Seen.
Man kam sich plötzlich vor, sich inmitten eines Winnetoufilms zu bewegen, da man ja wusste, dass diese hier auch gedreht wurden. So fuhren wir an Skopje und Ohrid vorbei. Der Gedanke war schon etwas komisch, wenn man überlegte, dass in wenigen Kilometern die Grenze zum Kosovo lag. Zudem waren es hier Temperaturen um die 37 Grad. Aber wir kamen unserem Ziel immer näher.
Nach einem halben Tag Fahrt durch dieses für uns absolut unbekannte, aber atemberaubend schöne Land, stach uns endlich das Schild mit dem Titel "Welcome to Hellas" in das Auge. Irgendwie kam doch ein Gefühl der Freude auf. Nach einer gediegenen Pause in einem Pinienhain fuhren wir das letzte Stück über Thessaloniki nach Sithonia. Nach dieser Reise waren zweihundert Kilometer nur noch ein Katzensprung. Als wir daraufhin das griechische Meer erblickten, waren alle Strapazen, die die Reise verursachte endgültig vergessen. So genossen wir die letzten Meter, die wir durch mediterran duftende Olivenhaine fuhren und freuten uns wahnsinnig, diese strapaziöse Strecke ohne ernsten Zwischenfall geschafft zu haben.
Nach einem zweiwöchigen Urlaub in dieser Region, die ich nur empfehlen kann, brachen wir dann wieder auf zur Rückfahrt nach Frankfurt am Main. Unser Fazit ist, dass es gut war, diese Reise mit dem Auto zu unternehmen und besagte Länder mit ihren Bewohnern mal kennen zulernen. Immerhin hätte man diese Tour ja mit zweieinhalb Stunden Flug locker umgehen können.
Das ist ja ein durchaus interessanter Reisebericht deinerseits, den ich gerne gelesen habe. Ich habe ja an anderer Stelle schon öfter erwähnt, dass das Fahren dieser Strecke für einen vergleichsweise kurzen Urlaub von nur zwei Wochen vor Ort für mich nicht in Frage kommen würde.
Ich muss auch sagen, dass mich dein Reisebericht in dieser Hinsicht nicht umgestimmt hat, obwohl er natürlich auch mal eine andere Sichtweise darstellt. Dass es unterwegs in den durchgefahrenen Ländern auch sehr schön sein kann und die Fahrt an sich schon eine gute Möglichkeit ist, etwas davon kennen zu lernen, liegt ja auf der Hand. Aber für mich persönlich steht im Urlaub immer noch die Erholung an erster Stelle und die ist, wiederum für mich persönlich, bei einer derartigen Fahrtstrecke nicht unbedingt gegeben.
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