Haben Handwerkerberufe ein sehr schlechtes Image?

vom 03.12.2015, 10:46 Uhr

Neulich habe ich eine Sendung über den Mangel an guten Auszubildenden in Deutschland gesehen. Es bewerben sich zwar immer noch viele, aber viele davon sind sehr schlecht qualifiziert und zeigen wenig Ehrgeiz. Ein Arbeitgeber betonte in einem Interview dann auch, dass handwerkliche Berufe heute ein sehr schlechtes Image hätten.

Das wird bereits in der Schule bemerkbar. Kaum ein Schüler äußert heute noch den Wunsch später Maler, Bauarbeiter oder Stahlarbeiter werden zu wollen. Alle möchten etwas mit Medien machen und bevorzugen einen Bürojob, der weniger anstrengend ist.

Habt ihr auch den Eindruck das handwerkliche Berufe heute ein sehr schlechtes Image haben und keiner sie mehr ausüben möchte? Akzeptieren viele Menschen vielleicht auch gar nicht, dass sie sich für Berufe in denen man viel nachdenken muss gar nicht so gut eignen? Kennt ihr noch viele junge Menschen die eine Ausbildung in einem handwerklichen Beruf anstreben?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also erstmal: Einen Beruf als Bauarbeiter gibt es gar nicht. Das ist genau wie bei der Sekretärin. Die kann auch alles mögliche gelernt haben. Sie muss nur im Vorzimmer sitzen, schon darf sie sich Sekretärin schimpfen.

Das ist beim "Bauarbeiter" nicht anders. Solche Leute haben ebenfalls Berufe gelernt. Das kann ein Maler sein, der eine Wand verputzt auf einer Baustelle. Somit ist er automatisch ein "Bauarbeiter". Aber es kann auch ein Maurer sein, der eine Wand aus Poroton hochzieht. Oder ein Elektriker, der Leitungen verlegt. Oder ein Trockenbauer, der Rigibswände baut; ein Dachdecker, der das Dach macht; ein Schreiner etc.

Außerdem denken viele bei dem Begriff Bauarbeiter an ungebildete und ungehobelte Männer mit gelben Helmen. Das ist totaler Blödsinn. Auch der sogenannte "Blaumann" ist nur ein Klischee. Mittlerweile trägt eigentlich jeder Handwerker, so würde ich diese Personen eher beschreiben, Arbeitskleidung nach seinem Beruf. Die Gipser tragen da oft weiß, bei den Elektrikern hat sich meist rot eingebürgert usw.

Das Problem bei diesen handwerklichen Berufen ist, dass auch heute noch fest mit angepackt werden muss. Das will keiner mehr machen. Es will sich schlicht und einfach keiner die Hände schmutzig machen. Vor allem nicht, wenn man für das gleiche Geld auch "gemütlich" im Büro sitzen könnte.

Mit wenig Bildung haben diese Berufe aber auch nichts zu tun, denn man muss genauso einen Schulabschluss vorweisen wie für einen Job im Büro auch. Man kann auch dort genauso Weiterbildungen machen und studieren wie bei anderen Berufen auch.

Das nächste Problem aber, welches die Handwerksbetriebe haben, ist, dass eben keiner mehr Interesse für solch einen Job hat, aus vorgenannten Gründen, und sie deshalb ihre Ansprüche herabsetzen müssen und Leute einstellen müssen, die nicht so gute Abschlüsse haben. Das bestätigt erneut das Klischee, dass "Bauarbeiter" ungebildet sind. So entstand wahrscheinlich das schlechte Image.

» YariXxX » Beiträge: 635 » Talkpoints: 21,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^