Aufmerksamkeit nur durch prominente Todesfälle bekommen?
Ich lese gerade ein sehr interessantes Buch von Jens Jacobsen - "Schatten des Todes. Die Geschichte der Seuchen". In dem Buch wird unter anderem auch das Thema HIV/Aids thematisiert. Es wird nicht nur die Ausbreitung und Geschichte thematisiert, sondern auch, wie man versucht hat diese Krankheiten durch Aufklärung, medizinische Forschung und dergleichen zu bekämpfen.
An einer Stelle in dem Buch heißt es auch, dass seit den 1980ern Aufklärunsarbeit betrieben wurde. Schon 1981 berichtete die New York Times über diese Krankheit, der Spiegel folgte 1982. Trotzdem wurde das von den meisten Menschen eher ignoriert. Erst als 1985 der Schauspieler Rock Hudson an Aids starb, interessierte sich die Öffentlichkeit plötzlich für diese Krankheit.
Das kann man auch bei anderen Krankheiten sehen finde ich. Ein gutes Beispiel wäre Robert Enke, durch dessen Selbstmord das Thema Depressionen auch wieder Aufmerksamkeit bekommt, obwohl es diese Krankheit schon sehr sehr lange gibt.
Warum bekommen manche Probleme und Krankheiten offenbar nur dann Aufmerksamkeit, wenn Prominente dadurch zu Tode kommen? Könnt ihr das verstehen?
Viele Krankheiten und gesundheitliche Einschränkungen sind bekanntlich auch heutzutage noch mit allen möglichen Vorurteilen behaftet. Deswegen schämen sich die Betroffenen und halten ihre Leiden möglichst geheim. Oft haben viele Leute zudem insgeheim Angst davor, selber eine schlimme Krankheit zu bekommen und reden sich deshalb ein, dass nur "die anderen" von dieser Krankheit bedroht sind, man selber jedoch keine Angst haben muss.
Man kann sich so beispielsweise einreden, dass man keinen Krebs bekommen kann, wenn man nicht raucht und sich gesund ernährt. Und AIDS war bekanntlich, als die Krankheit anfing, Schlagzeilen zu machen, als "Schwulenpest" bekannt. Dem ist wohl nichts mehr hinzu zu fügen. Nach dem Tod von Rock Hudson musste somit zwangsläufig ein Umdenken einsetzen: Wenn diese Krankheit nicht nur gesellschaftliche Außenseiter mit nach damaligen Vorstellungen abnormem Sexualverhalten dahin rafft, sondern auch reiche und berühmte Hollywoodstars, kann es im Prinzip ja schließlich jeden treffen.
Glücklicherweise hat sich gerade im Bereich HIV/Aids viel getan, was die Aufklärung und damit auch Vorbeugung und Bekämpfung der Krankheit angeht. Heute sind es eher psychische Krankheiten, die mit Stigmatisierung, Vorurteilen und Intoleranz zu kämpfen haben. Aber das Grundprinzip ist das gleiche geblieben: Die Öffentlichkeit gefällt sich in der Vorstellung, dass nur "Weicheier", "Spinner" oder "Assis" bestimmte Krankheiten bekommen und wiegt sich dadurch in Sicherheit.
So ist der Schock um so größer, wenn es mal wieder einen Prominenten böse erwischt, der von vielen Leuten verehrt und bewundert wird und generell einen strahlenden Eindruck macht. Da gerät so manches Weltbild ins Wanken, und die Medien tragen natürlich das Ihre dazu bei, da sie mit der Lenkung der öffentlichen Aufmerksamkeit bekanntlich gutes Geld verdienen.
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