Sind Muslime beim Fleischkonsum fortschrittlicher?
Eine Bekannte von mir ist Muslimin und sie und ihre Familie kaufen meist nur Fleisch auf dem Bauernhof. Meine Bekannte erklärt dies damit, dass es für sie eben sehr wichtig wäre hochwertiges Fleisch zu essen und es auch ihrer Religion entsprechen würde, dass Tiere respektvoll gehalten werden.
In dieser Hinsicht finde ich den Islam ehrlich gesagt deutlich besser, als beispielsweise das Christentum. Christen ist es im Grunde egal was sie essen. Die Tiere müssen nicht respektvoll behandelt werden und somit essen Christen heutzutage im Grunde dauernd Fleisch. Muslime hingegen achten auf ihren Fleischkonsum.
Findet ihr auch das Muslime in Sachen Fleischkonsum fortschrittlicher sind, als beispielsweise Christen und andere Religionen? Welcher Religion gehört ihr an und wie verhält es sich da mit dem Fleischkonsum?
Also ich als Moslem kann sagen, dass das nicht viel mit der Religion zu tun hat. Ich kenne keinen Moslem in meinem Umkreis der auf dem Bauernhof sein Fleisch kauft (und ich kenne reichlich Muslime um mir ein Bild machen zu können).
Ich glaube das hat aber auch stark mit den finanziellen Mitteln zu tun und nicht so viel mit der Religion. Menschen die zum Beispiel zur oberen Mittelschicht gehören kaufen auch viel eher Bio oder beim Bauernhof. Jemand der Harz-IV bekommt oder andere staatliche Hilfe wird sich das wohl kaum leisten können (selbst wenn er wollte). Allerdings ist das nur mein Bild der Situation und ich will niemanden damit angreifen.
Ich denke nicht, dass die Religion hier die ausschlaggebende Rolle spielt, sondern die eigene Einstellung. Ich kenne einige Muslime, die sich wirklich jeden Schrott reinziehen würden und dann kenne ich die Sorte Mensch, die achtsamer bei ihrem Einkauf ist und eher hohe Qualitätsansprüche hat. Dazu zähle ich mich unter Anderem auch.
Auf dem Papier bin ich Katholikin, obwohl ich nicht sonderlich viel von den Einstellungen der katholischen Kirche halte und ich Glaube absolut nicht an der Konfession festmache. Das Gleiche gilt für Ernährungsgewohnheiten. Fleisch ist einfach günstig, dank der Massentierhaltung und der schrecklichen fleischverarbeitenden Industrie.
Ich kaufe mein Fleisch bei einem Metzger, was mittlerweile nicht mal mehr als Indikator für gutes Fleisch gilt. Aber der Metzger, den ich aufsuche, der schätzt Qualität und der informiert sich auch, aus welcher Haltung das Fleisch stammt und vor Allem woher es kommt. Mir ist gutes Fleisch einfach wichtig und ich bemerke es auch sofort, wenn billiges Fleisch verarbeitet wurde oder zumindest wenn irgendwelche Zusätze beigefügt wurden.
Das ist jetzt eine Frage der Sichtweise. Da viele Muslime eine Betäubung bei den Schlachttieren ablehnen und nur ganz gesunde Tiere essen möchten, kaufen sie bevorzugt so, dass sie das lebende Tier begutachten können.
Dabei geht es allerdings nicht ums Tier, es geht um den Glauben. Das Sterben dauert so mehrere Minuten. Ähnlich schlecht ergeht es Wildtieren, die nur verzehrt werden können, wenn sie von abgerichteten Jagdtieren erlegt worden sind.
Als Tier wäre mir lieber, artgerecht gehalten und schnell und möglichst schmerzfrei getötet zu werden. Denn die Vorschriften zu Fleisch hatten damals einen Sinn. In heißen Gegenden ist es ohne Kühlung und Konservierung extrem wichtig, dass das Fleisch vollkommen ausblutet.
In unserem Klima ist es nicht bedenklich. Aber da nach den alten Vorschriften ein Tier immer komplett ausgeblutet sein muss, haben viele Muslime Angst, dass das Tier durch die Betäubung verendet und sie dann ihre Gebote verletzen.
Fortschrittlich finde ich diese Haltung nicht. Die teilweise bessere Haltung bezahlen die Tiere mit einem unnötig schmerzvollen Tod. Da tun sich die verschiedenen Kulturen nicht viel. Hier wird besonders zu hohen Feiertagen viel rituell geschlachtet.
Die zuletzt gestellte Frage möchte ich zuerst beantworten. Ich lebe ohne Bekenntnis, also konfessionslos. Demzufolge richtet sich mein Fleischkonsum nach meinem Appetit und manchmal auch nach dem Preis und dürfte dem deutschen Durchschnitt entsprechen. Dieser liegt geschätzt auf 60 kg pro Person und Jahr.
Zum restlichen Teil der Frage: Der Fleischkonsum von Muslimen mag gesünder, rücksichtsvoller gegenüber Tieren und wahrscheinlicher auch umweltschonender als der von Nicht-Muslimen. Im Grunde gilt "Der Zweck heiligt die Mittel". Solange das Ergebnis mit positiver Wirkung aller Beteiligten ausfällt, ist es relativ egal, wie man zu diesem gelangt.
Für mich persönlich handelt der Mensch am sinnvollsten, der den "muslimischen Fleischverzehr" aus eigenen Antrieben und Überlegungen als den seinen erkennt und danach lebt. Wenn einem das Leben aus einem religiösen Buch vorgegeben wird und man ohne Blick darüber hinaus lebt und zufällig ein insgesamt positives Ergebnis in einem Detail erreicht, ist das ein Zufall. Diesem stellen wir die Dinge gegenüber, die ebenfalls befolgt werden und weitaus "negativer" gehandhabt werden. Aber das ist ein anderes Thema.
Bezüglich der Fortschrittlichkeit daher folgende Antwort: Wenn Fortschrittlichkeit die Übereinstimmung mit neuesten Standards meint, dann ist der Fleischkonsum fortschrittlicher. Ich würde eher moderner und schonender (gegenüber Tieren und Menschen) sagen, aber wahrscheinlich ist es dasselbe. Als Anmerkung: Wenn man davon ausgeht, dass einem Tier keine Schmerzen zugefügt werden bei der Haltung zum Verzehrzweck in Deutschland, wie unterscheidet es dann zwischen dem respektvollen Verhalten der Muslime und dem weniger respektvollem Verhalten...aller anderen?
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