Sich durch Studienwahl anderen Studenten überlegen fühlen?

vom 23.11.2015, 19:36 Uhr

Ich bin ja eigentlich immer der Meinung, dass es keine besonders schweren und keine besonders leichten Studiengänge gibt, sondern dass eigentlich alles mehr oder weniger auf einem Niveau ist. Das, worin man gut ist, wird einem leicht vorkommen und das, was man nicht so mag, bezeichnet man als schwer, wobei das ja immer eine subjektive Meinung ist. So kenne ich genügend Studenten, die an Mathe verzweifelt sind, während gerade diese in der Geisteswissenschaften Bestleistungen erzielten und umgekehrt.

Jedenfalls ist es mir aber aufgefallen, dass manche Studenten sich gerne anderen überlegen fühlen, da sie sich durch ihren Studiengang bedingt als scheinbar etwas Höheres ansehen. Gerade die Naturwissenschaftler betonen da ja immer sehr gerne, wie fürchterlich schwer ihr Studium doch sei und wie kinderleicht hingegen andere Studiengänge wären. Sie betonen dann immer wieder, wie intelligent sie sind, so etwas studieren zu können, während andere beispielsweise "nur" Geisteswissenschaften studieren.

Ich muss sagen, dass ich so ein Gehabe einfach unsympathisch und nervig finde. Wenn die Leute ihr Studium als so schwer empfinden, dann sollten sie vielleicht einsehen, dass es vielleicht doch nicht das Richtige für sie ist, wenn sie so überfordert damit sind. Mit dem Schwierigkeitsgrad ihres Studienganges zu prahlen. ohne dabei jemals ein anderes Fach studiert zu haben, über das sie so lästern, finde ich dann ja schon albern. Kennt ihr auch solche Studenten, die sich durch ihre Studienwahl bedingt Studenten anderer Studiengänge überlegen fühlen und das auch in allen möglichen Situationen zeigen wollen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde sowas mittlerweile ganz schlimm. In meinen Augen gibt es keine Studiengänge, die besser sind als Andere, sie haben nur andere Schwerpunkte. Ich selbst habe halt nur eine Ausbildung gemacht, könnte ich nun sagen. Deshalb könnten Studenten nun behaupten, dass ich weniger intelligent und gebildeter bin als sie.

Aber ich bin der Meinung, dass dies nicht stimmt, ich denke durchaus, dass ich mit so manchen Studenten locker mithalten könnte. Das ist so eine ähnliche Situation, manche Studierende werten Menschen, die nur eine Ausbildung absolviert haben, ab und stellen sie so dar, als wären sie wertloser oder ungebildeter. Das habe ich hier im Forum leider auch schon von einigen Nutzern gelesen.

Ich möchte studieren, weil es mein Wunsch ist und weil mir die zukünftige Fächerwahl liegen wird und nicht weil ich erhaben auf Andere herabblicken möchte. Ich hoffe, dass es wirklich klappt, wenn ich das Abitur endlich habe. Und vielleicht sollten sich die Studenten, die auf andere herabblicken und andere Studiengänge als minderwertiger darstellen, vielleicht auch mal darüber nachdenken, dass der angeblich "leichtere" Studiengang vielleicht der Herzenswunsch einer Person ist und sie mit ihrer Wahl absolut glücklich ist.

In jedem Studium steckt harte Arbeit, aber warum nicht das machen, was einen wirklich glücklich macht? Bei den einen sind es die Naturwissenschaften, bei Anderen sind es halt Geisteswissenschaften. Man darf ruhig sagen, dass man nicht viel von einem Studiengang hält, aber man sollte einem anderen Menschen seine Wahl niemals schlecht machen und ihn als weniger enthusiastisch und intelligent darstellen.

Am Ende des Studiums sollten sich die Studenten auf gleicher Höhe begegnen können, nein, bereits während dem Studium, schließlich lernt man irgendwie doch gemeinsam, auch wenn man unterschiedliche Interessen hat und unterschiedliche Wege eingeht. Jedem Tierchen sein Pläsierchen, am Ende muss jeder mit seinem Weg glücklich werden, egal ob Geisteswissenschaftler oder Naturwissenschaftler.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12594 » Talkpoints: 13,15 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich denke nicht, dass Menschen je nachdem, was sie studieren oder studiert haben, besser oder schlechter sind. Aber ich denke schon, dass es sinnvollere und weniger sinnvolle Fächer gibt. Und damit meine ich, dass man mit manchen Fächern auch beruflich was anfangen kann und mit manchen eher nicht. Und die typischen Geisteswissenschaften sind halt schon für viele ein beruflicher Fehlgriff, weil die Leute nach dem Studium nichts finden.

Bekannte von mir haben Slawistik, Soziologie oder Germanistik studiert und sie alle haben das gleiche Problem - keinen Job. Der Arbeitsmarkt braucht nicht so viele Geisteswissenschaftler, wie diese an den Unis ausgebildet werden und der Naturwissenschaftler oder BWLer, Informatiker usw. findet wesentlich schneller einen Job als Geisteswissenschaftler. Letztere arbeiten dann meiner Erfahrung nach in fachfremden Bereiche. Die Slawistin ist nun Bürokauffrau und die Soziologin macht eine Umschulung. Und dafür hat man dann studiert?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe das früher auch ab und zu mitbekommen und ich fand das Gehabe immer reichlich amüsant. Das kam nämlich immer von Leuten, die Fächer studiert haben, in denen es erst mal wirklich nur darum ging auswendig zu lernen und zu reproduzieren.

Ich möchte das nun gar nicht schlecht machen. Ich bewundere Freunde, die es geschafft haben ganze Anatomiebücher oder Gesetzestexte abzuspeichern, aber ich wäre ohne Eigenleistung und ohne eigene Kreativität halt gar nicht für mein Studium zugelassen worden, von daher konnte ich nur müde lächeln, wenn mir jemand erklären wollte, dass sein Studium ja so viel schwerer sei.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich denke nicht, dass man sich so geben sollte und auch so arrogant werden sollte. Das bringt ja beiden Seiten nichts. Wobei ich durchaus denke, dass es Studiengänge gibt, die einfacher sind und andere, die eben schwerer sind. Beispielsweise kann man meiner Meinung nach ein Theologiestudium nicht mit einem Lehramtsstudium vergleichen, weil der Aufwand einfach unterschiedlich ist und selbst, wenn man es mag, wird man dadurch dennoch nicht weniger lernen müssen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Das kann man gar nicht so sagen, mein erster Studiengang war schwerer und viel zeitraubender als der zweite. Aber den ersten Studiengang wollte ich unbedingt machen. Das ging verdammt locker von der Hand und das Wissen ist einfach im Kopf geblieben. Das zweite Studium war eine Notlösung aus gesundheitlichen Gründen. Das war reine Qual, obwohl mir die Sachen lagen.

Aber was die Arroganz angeht, das bekommen viele doch schon im Elternhaus eingeimpft. Ich bin auch so ein Versager. Schließlich habe ich weder Humanmedizin noch Jura studiert. Das war aber so vorgesehen, der Rest ist ja nichts. Und dass ich diesen Fehler auch noch zweimal mache? Ich muss im Krankenhaus vertauscht worden sein!

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Da ich selbst nicht studiere habe ich nicht damit gerechnet, dass manche Studenten mit anderen Studenten wegen ihrer Fächerwahl verfeindet sind. Ich finde es eigentlich schade, denn für mich ist ein Student ein Student, egal für welche Fachrichtung er sich entscheidet. Ich habe das sogar für ein Gerücht gehalten, allerdings wurde ich hier im Forum traurigerweise eines Besseren belehrt.

Ich selbst besuche die Fachoberschule und niemand fühlt sich besser, weil er sich für die Fachrichtung Elektrotechnik, Wirtschaft und Verwaltung, Gestaltung, Sozialwesen oder Gesundheit entscheidet. Hier muss man einfach mal vom hohen Ross runterkommen und andere Menschen mit ihrem Bildungsweg zu schätzen wissen. Es kann nicht jeder den selben Abschluss in einer bestimmten Fachrichtung erzielen, das muss einigen Leuten aber auch erst klar werden.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Prinzessin_90 hat geschrieben:Gerade die Naturwissenschaftler betonen da ja immer sehr gerne, wie fürchterlich schwer ihr Studium doch sei und wie kinderleicht hingegen andere Studiengänge wären. Sie betonen dann immer wieder, wie intelligent sie sind, so etwas studieren zu können, während andere beispielsweise "nur" Geisteswissenschaften studieren.

Ich bin Naturwissenschaftlerin und ich habe nie behauptet, dass mein Studium "schwer" sein soll. Ich habe lediglich klarmachen wollen, dass mein Studium viel zeitaufwendiger und zeitintensiver ist. Das ist schon zu sehen an den Blockseminaren und den Geländepraktika, die ich absolvieren muss. Dafür muss man auch mal Feiertage, ein langes Wochenende oder sogar die Ferien opfern. Diesen "Luxus" hat man in den Geisteswissenschaften meiner Ansicht nach nicht. Da hat man viel mehr Freizeit, wie ich auch durch befreundete Kommilitonen weiß.

Auch habe ich nie behauptet, dass ich "intelligenter" wäre (wenn ja will ich von dir das wortwörtliche Zitat sehen) als ein Geisteswissenschaftler. Intelligenz hat ja nichts damit zu tun, ob man gute Noten schreibt oder nicht. Intelligenz lässt sich meiner Meinung nach überhaupt nicht durch Prüfungen abfragen.

Intelligenz misst man an anderen Dingen und nicht daran, ob ein Student einem Dozenten perfekt in den Hintern kriechen kann und durch Schleimerei gute Noten raushauen kann. So kenne ich Studenten, die dem Dozenten in Klausuren genau das sagen, was er hören will und schon ein Gefühl für dessen Lieblingsautoren und dergleichen haben. Da ist es kein Wunder, dass die gute Noten haben, egal welche Fachrichtung.

Prinzessin_90 hat geschrieben:Mit dem Schwierigkeitsgrad ihres Studienganges zu prahlen. ohne dabei jemals ein anderes Fach studiert zu haben, über das sie so lästern, finde ich dann ja schon albern.

Ich finde schon, dass man in diesem Fall durchaus mitreden kann, wenn man durch die Prüfungsordnung dazu gezwungen ist, mindestens 24 Credits aus anderen Studiengängen mitzunehmen, was in meinem Fall gezwungenermaßen Geschichte war. Da bekommt man einen sehr guten Einblick davon, wie das in den Geisteswissenschaften so ist und das bestätigt mich in meiner Auffassung, dass man die Noten dort hinterher geschmissen bekommt. Ich habe selten mit so wenig Aufwand so gute Noten raushauen können.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Zur grundlegenden Einstellung sich überlegen zu fühlen, nur weil man einen schweren Studiengang vielleicht meistert, finde ich erstmal relativ bescheiden. Ich finde jeder Mensch sollte für das respektiert werden, was er beruflich erreicht, egal welcher Studiengang oder auch Ausbildung.

Trotzdem bin ich schon der Meinung, dass es teilweise schon starke Unterschiede in vielen Belangen zwischen manchen Studienfächern gibt. Für den manchen scheint das eine allerdings leicht zu sein, für den anderen allerdings schwer. Das ist alles sehr subjektiv.

Ich persönlich studiere ich Fach, was allgemein als schwierig gilt. Rein an Fakten und Zahlen und jetzt mal meine Meinung eingebracht kann ich da zustimmen. Aber am Ende zahlt sich das ja wahrscheinlich aus. Ich habe mich auch bewusst für diese Richtung entscheiden, da die Einstiegschancen und der Verdienst höher als in anderen Fächern sind. Bedeutet aber auch nicht, dass ich in irgendeinerweise später "besser" bin als andere.

Jedem das Seine oder?

Ich gestehe allerdings, dass bei mir schon darüber gewitzelt wird, was das Thema Geisteswissenschaftler angeht. Aber es sind doch nur Witze, genauso wie Blondinenwitze.

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» Toniia » Beiträge: 131 » Talkpoints: 13,99 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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