Islamistischer Terror auch Ergebnis neoliberaler Politik?

vom 20.11.2015, 20:16 Uhr

Damit mich niemand falsch versteht, will ich noch vorab bemerken, dass ich selbstverständlich keine Form von Gewalt dulde oder beschönigen will. Ich bin auch nicht der Ansicht, dass man jeden heilen kann und mit schönen Worten alles regeln kann.

Trotzdem hatten wir doch in den letzten Jahren eine permanente Politik des Sozialabbaus. Die Parole war doch immer weniger Staat und mehr freie Wirtschaft. Dadurch haben sich gerade in Frankreich und Belgien Vororte heranbilden können, wo ein solches Gedankengut gedeihen konnte, wo nur Perspektivlosigkeit herrschte. Mit höheren Strafen alleine und Repressionen bekommt man dieses Problem nicht in den Griff.

Brauchen wir nicht höhere Steuern für die Terrorbekämpfung und zur Schaffung der entsprechenden Perspektiven? Hat die Sparpolitik der letzten Jahre nicht erst solche Nischenbildungen ermöglicht? Ist weniger Staat nicht nur für die Wirtschaft sondern auch den Terror gut?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 20.11.2015, 20:21, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Tja, da stellt sich die Frage, womit man den Terrorismus geschaffen hat. Dass der islamistische Terrorismus ein Produkt der westlichen Politik ist, sollte mittlerweile jedem klar sein. Was die Kriege der vergangenen Jahrzehnte, die überhaupt erst zur Schaffung des islamistischen Terrorismus geführt haben, ausgelöst hat, ist ja auch bekannt: Wirtschaftsunternehmen, beziehungsweise wirtschaftliche Interessen. Der Staat fungierte hier nur als Mittel zum Zweck für jene Menschen im Hintergrund, die wirklich das Sagen haben.

Das hört sich jetzt zwar nach einer Verschwörungstheorie a lá "Die Wirtschaft regiert uns alle, blabla" an, ist aber trotzdem nicht falsch. Die vergangenen Kriege, die von der USA geführt und von viel zu vielen europäischen Staaten unterstützt wurden, trugen entscheidend zur Bildung der Terrororganisationen bei, wie wir sie heute kennen. Den Grundstein dafür setzte nicht zuletzt auch die Kolonialisierungspolitik von Staaten wie Großbritannien und Frankreich, die Nordafrika im Grunde zu dem gemacht haben, was es heute ist.

Deshalb kann man auch genau so gut sagen, dass zu wenig Staat und zu viel Wirtschaft erst den Weg für den Terrorismus geebnet hat. An den beiden angeführten Beispielen erkennt man aber, dass im Grunde beides zutreffen kann. Letztendlich kommt es immer auf die verschiedenen Regionen an, da dort unterschiedliche Gründe eine Rolle gespielt haben können.

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


TamiBami hat geschrieben:Dass der islamistische Terrorismus ein Produkt der westlichen Politik ist, sollte mittlerweile jedem klar sein. Was die Kriege der vergangenen Jahrzehnte, die überhaupt erst zur Schaffung des islamistischen Terrorismus geführt haben, ausgelöst hat, ist ja auch bekannt: Wirtschaftsunternehmen, beziehungsweise wirtschaftliche Interessen. Der Staat fungierte hier nur als Mittel zum Zweck für jene Menschen im Hintergrund, die wirklich das Sagen haben.

Islamistischer Terror ist in den islamischen Ländern entstanden und trifft vor allem solche Länder wie Syrien, Irak, Afghanistan und Pakistan. Außerdem erinnere ich an den Einmarsch der UdSSR in Afghanistan und die umfangreichen Waffenlieferungen während des Krieges zwischen Iran und Irak an beide Länder. Dies war alles nicht die Schuld des Westens!

Ich behaupte eben nicht, dass die Wirtschaft alles steuert, sondern dass die soziale Ungleichheit die Entstehung sozialer Brennpunkte fördert, wo religiöser Fanatismus erst entstehen kann. Dies ist ein himmelweiter Unterschied!

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 21.11.2015, 09:21, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Der IS ist ja selbst ein reines Wirtschaftsunternehmen. Das Prinzip ist sehr ähnlich zu Mafia, nur eben mit noch viel brutaleren Methoden. Um irgendwelche religiösen Fragen geht es da nicht, sondern um Macht und vor allem Geld. Das Streben nach Macht und Reichtum ist so tief in der menschlichen Natur verwurzelt, das bekommt man sicherlich nicht raus. Deshalb ist der Terrorismus auch eine Folge der menschlichen Natur und nicht irgendeiner Politik.

Wenn man die richtigen psychischen Tricks beherrscht, kann man Menschen sehr stark manipulieren. Es funktioniert nicht bei jedem, aber man braucht für so einen Anschlag ja nur eine Hand voll Attentäter. Natürlich ist es besonders leicht, Menschen zu rekrutieren, denen es in irgendeiner Form schlecht geht oder denen man irgendwie leicht einreden kann, dass es so sei. Das funktioniert ja auch in Deutschland wunderbar. So etwas kann man auf der Welt nicht ausrotten, egal welche Politik im Spiel ist.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Weasel_ hat geschrieben: So etwas kann man auf der Welt nicht ausrotten, egal welche Politik im Spiel ist.

Wenn alle so gedacht hätten, würden wir in Deutschland und Österreich wahrscheinlich heute noch "Heil Hitler" schreien. Natürlich kann man etwas gegen Terror und Gewalt machen und wir brauchen eben nicht nur Gegengewalt, sondern auch sinnvolle Angebote und eine Perspektive statt dem Hartz-IV-Schwachsinn in Deutschland und der neoliberalen Steuersenkungspolitik weltweit. Wer weniger Staat will, bekommt eben auch mehr Terror.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 21.11.2015, 15:50, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Wenn alle so gedacht hätten, würden wir in Deutschland und Österreich wahrscheinlich heute noch "Heil Hitler" schreien. Natürlich kann man etwas gegen Terror und Gewalt machen

Du solltest einmal genauer lesen und verstehen, bevor du wieder mit deinen Angriffen loslegst. Ich habe niemals behauptet, dass man nichts gegen Terror tun kann. Ich habe nur gesagt, dass man ihn nicht ganz ausrotten kann. Diese zwei Aussagen widersprechen sich in keiner Weise.

Natürlich kann und muss man etwas gegen den Terrorismus unternehmen. Die beste Methode, langfristig Terror zu bekämpfen, ist immer noch Wohlstand zu verbreiten. Das funktioniert nur mit einer florierenden Wirtschaft. Eine liberale Wirtschaftspolitik ist da sogar hilfreich.

statt dem Hartz-IV-Schwachsinn

Genau das ist das Problem. Wenn man den Leuten immer und immer wieder einredet, dass es ihnen schlecht geht, schürt man noch Gewalt. Natürlich gäbe es ein besseres System als Hartz-IV, zum Beispiel das bedingungslose Grundeinkommen. Sicherlich könnte man auch das bestehende Konzept mit ein paar kleinen Regeländerungen verbessern, um den psychischen Druck von den Leuten zu nehmen. Aber dennoch bietet es etwas, was die meisten Menschen auf der Welt nicht haben. Und das muss man auch einmal würdigen können.

Die Situation der Menschen schlecht zu reden nutzt ja auch der rechte Terrorismus in Deutschland. Man versucht den Menschen einzureden, ihnen gehe es schlecht und Flüchtlinge würde ihnen dann auch noch etwas wegnehmen. Und schon hat man eine Keimzelle des Terrorismus. Die Auswirkungen davon sehen wir in Form von brennenden Flüchtlingsunterkünften. Das sind zwar vergleichsweise harmlose Taten, aber es sind aus meiner Sicht dennoch Terroranschläge.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Weasel_ hat geschrieben:Die Situation der Menschen schlecht zu reden nutzt ja auch der rechte Terrorismus in Deutschland. Man versucht den Menschen einzureden, ihnen gehe es schlecht und Flüchtlinge würde ihnen dann auch noch etwas wegnehmen. Und schon hat man eine Keimzelle des Terrorismus. Die Auswirkungen davon sehen wir in Form von brennenden Flüchtlingsunterkünften. Das sind zwar vergleichsweise harmlose Taten, aber es sind aus meiner Sicht dennoch Terroranschläge.

Die rechten Spinner versuchen es allerdings ziemlich vergeblich, irgendjemandem so etwas einzureden und man muss schon ziemlich realitätsblind sein, um sich so etwas zusammenzureimen. Was in der rechten Szene vorherrscht, ist die Angst vor dem "Umgevolkt werden", was als schlimmste aller Taten angesehen wird. Außerdem haben dort viele ein Aggressionsproblem und deshalb sind auch so viele von den Typen vorbestraft. Wer wissen will, wie Rechte wirklich ticken, darf sich gerne mal den entsprechenden Wikipedia-Artikel über Patrick Wieschke, den ich hier schon oft genug verlinkt habe, durchlesen.

Ich bin übrigens sehr verärgert darüber, wenn mir jemand hier in irgendeiner Art und Weise unterstellt, ich würde hier irgendwelchen rechtsradikalen Unsinn fördern. Ich glaube an eine Umverteilung von Arm zu Reich und habe mit Ausländern keine Probleme. Aber manche Leute sehen eben, was sie sehen wollen.

Gerade heute Abend gab es in der Tagesschau einen schönen Bericht darüber, dass die Ermittler ein Gesamtkonzept fordern, da sie nicht nur an Bestrafung glauben. Fehlende Angebote können sie eben dadurch auch nicht ersetzen und es mangele eben an der entsprechenden Prävention. Ich bin also sicher nicht der Einzige, der weniger Staat mit mehr Terror verbindet. Die bisherige Sparpolitik zeigt hier nun ihr hässliches Gesicht und wer diese Problematik leugnet, redet vollkommen an der Realität vorbei und fördert nur den Terror.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 23.11.2015, 00:23, insgesamt 3-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Die rechten Spinner versuchen es allerdings ziemlich vergeblich, irgendjemandem so etwas einzureden und man muss schon ziemlich realitätsblind sein, um sich so etwas zusammenzureimen. Was in der rechten Szene vorherrscht, ist die Angst vor dem "Umgevolkt werden", was als schlimmste aller Taten angesehen wird.

Stimmt, die Angst vor angeblicher Armut kommt eher aus dem Lager der linken Spinner. Aber das Prinzip ist dennoch das Selbe. Man redet eine Situation schlechter als sie tatsächlich ist, um Ängste zu schüren und damit Hass zu streuen. Der Unterschied ist nur, dass die Einen hetzen gegen Ausländer, die anderen gegen ihre Arbeit- oder besser gesagt Geldgeber.

Gerade heute Abend gab es in der Tagesschau einen schönen Bericht darüber, dass die Ermittler ein Gesamtkonzept fordern, da sie nicht nur an Bestrafung glauben. Fehlende Angebote können sie eben dadurch auch nicht ersetzen und es mangele eben an der entsprechenden Prävention.

Und die beste Prävention ist immer noch den Wohlstand zu fördern. Und man kann empirisch daraus schließen, dass das am besten mit einer ausgeglichenen Wirtschaftspolitik unterstützt durch ein starkes Sozialsystem funktioniert. Letzteres funktioniert nur mit ersterem. Und wie gesagt, man kann sicherlich über Verbesserungen des Sozialsystems diskutieren, aber man kann die unabhängige Wirtschaft nicht abschaffen, weil es dann gar nicht mehr funktioniert. Auch das ist empirisch nachgewiesen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Weasel_ hat geschrieben:Stimmt, die Angst vor angeblicher Armut kommt eher aus dem Lager der linken Spinner. Aber das Prinzip ist dennoch das Selbe. Man redet eine Situation schlechter als sie tatsächlich ist, um Ängste zu schüren und damit Hass zu streuen. Der Unterschied ist nur, dass die Einen hetzen gegen Ausländer, die anderen gegen ihre Arbeit- oder besser gesagt Geldgeber.

Jetzt bist du aber völlig ausgeflippt. Die Umverteilung von Arm zu Reich gerade in Deutschland wird auch von Organisationen wie der OSZE und dem DIW so gesehen. Auch die Armutsberichte der Bundesregierung und der Länder zeigen die gleiche Tendenz. Aber manche Leute sehen eben nur, was sie sehen und hören wollen.

Der Unterschied liegt darin, dass Leute wie ich ihr Recht auf Meinungsfreiheit wahrnehmen und sich dabei von einigen Leuten nur unflätig beschimpfen lassen, während die Herren von der rechten Seite auch mal das eine oder andere Asylbewerberheim abfackeln und mal den einen oder anderen Asylbewerber einfach zusammenschlagen.

Wie ich oben schon erwähnt habe, stellen auch Kriminalbeamte nicht erst in diesem Zusammenhang die Forderung nach der entsprechenden kostenintensiven Prävention und sehen hier durchaus noch Nachholbedarf. Aber manche Leute scheinen solche Verhältnisse wie in Brüssel oder Paris geradezu herbeizusehnen, statt sich konstruktive Gedanken darüber machen, mit welchen Methoden man solchen Terror effektiv verhindern kann.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 23.11.2015, 22:37, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Jetzt bist du aber völlig ausgeflippt. Die Umverteilung von Arm zu Reich gerade in Deutschland wird auch von Organisationen wie der OSZE und dem DIW so gesehen. Auch die Armutsberichte der Bundesregierung und der Länder zeigen die gleiche Tendenz. Aber manche Leute sehen eben nur, was sie sehen und hören wollen.

Ah, jetzt sind wir also wieder bei den persönlichen Angriffen. War ja nicht anders zu erwarten. Also: Ich behaupte doch gar nicht, dass es diese Verteilung nicht gibt. Ich bewerte sie nur anders als du. Und ich weiß, dass deine "Gegenmaßnahmen" keine Wirkung haben.

Wie ich oben schon erwähnt habe, stellen auch Kriminalbeamte nicht erst in diesem Zusammenhang die Forderung nach der entsprechenden kostenintensiven Prävention und sehen hier durchaus noch Nachholbedarf. Aber manche Leute scheinen solche Verhältnisse wie in Brüssel oder Paris geradezu herbeizusehnen, statt sich konstruktive Gedanken darüber machen, mit welchen Methoden man solchen Terror effektiv verhindern kann.

Ich weiß wirklich nicht, was du für Probleme hast. Aber lesen oder verstehen kannst du offensichtlich nicht. Ich habe sehr effektive und erwiesenermaßen wirksame Maßnahmen zur Prävention von Terror vorgeschlagen. Dass du die nicht hören willst, ändert daran nichts, dass sie funktionieren.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 23.11.2015, 22:40, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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