Würdet ihr ehrenamtlich im Hospiz arbeiten?
Bei uns in der Gegend hat vor ein paar Tagen ein Hospiz aufgemacht. Es ist das erste hier im näheren Umkreis, sodass das Interesse der örtlichen Bevölkerung auch dementsprechend groß war, als es zur Eröffnung eines Tag der offenen Tür gab.
Nun sucht der Betreiber dieses Hospiz auch noch nach ehrenamtlichen Helfern, die praktisch als Sterbebegleiter fungieren. Gesucht wird per Zeitungsannonce, wobei die Rückmeldung bisher allerdings noch eher schleppend verläuft.
Jemand schrieb nun sogar einen Leserbrief in der örtlichen Tageszeitung und regte sich darüber auf, dass sie scheinbar nicht genügend Freiwillige für diese Arbeit finden lassen. Das wiederum finde ich ganz schön dreist, da es diese ehrenamtliche Tätigkeit in sich hat und definitiv nicht Jedermanns Sache ist.
Könntet ihr euch vorstellen, ehrenamtlich als Sterbebegleiter in einem Hospiz zu arbeiten? Oder wärt ihr eher nicht der Typ Mensch, der dafür benötigt wird? Welche Persönlichkeit und welche Eigenschaften sollte man überhaupt mitbringen, um solch einer Aufgabe gewachsen zu sein?
Ich arbeite ehrenamtlich, allerdings nicht im Hospiz. Dabei war dieses meine erste Anlaufstelle, weil ich diese Arbeit sehr spannend gefunden hätte. Leider ist es nicht so einfach, in einem Hospiz Arbeit zu bekommen, auch wenn es ein Ehrenamt ist.
Bei uns ist es so, dass man eine Fortbildung machen muss und damit meine ich eine richtige, die ein Jahr dauert und am Wochenende in Blockseminaren geführt wird. Das ist sehr viel Aufwand und daher nicht für jeden geeignet.
Ohne Fortbildung hätte ich in dem Hospiz nur langweilige Tätigkeiten machen dürfen, wie in der Küche helfen und so weiter. Das wollte ich auch nicht. Hinzu kommt, dass man ein gewisses Mindestalter haben musste, weil man angeblich Lebenserfahrung braucht und ich damals mit meinem zarten 20 Jahren als viel zu jung eingestuft wurde.
Ich weiß ja nicht, welche Voraussetzungen es bei euch gibt im Hospiz, aber bei uns war es definitiv so, dass die Leitung selbst dafür gesorgt hat mit ihren Anforderungen, dass ein Mangel entsteht.
Dafür benötigt man eine sehr positive Lebenseinstellung und ich habe sehr viel Achtung vor solchen Personen. Da ich allerdings so etwas nicht vermittle, beschränke ich mich lieber darauf, andere Dinge zu unterstützen, wo ich nützlicher sein kann. Ich bin besser darin, etwas zu Basteln oder die Geschäfte vor Ort zu unterstützen. Dies ist meine Art, etwas sozialer zu sein.
Ich würde auch lieber die Leute dabei unterstützen, dass sie friedvoll zu Hause sterben können. Im Krankenhaus oder im Hospiz zu sterben, wäre für mich nur zweite Wahl. Dies ist allerdings sehr personalintensiv und kostet auch viele Nerven.
Ich glaube nicht, dass ich für diesen Job besonders geeignet wäre. Vorausgesetzt ich müsste nicht für Geld arbeiten um meine Rechnungen zu bezahlen, sondern wäre auch so abgesichert und vorausgesetzt ich hätte genug freie Zeit neben der Uni um das auch durchzuziehen, bin ich nicht der Typ dafür.
Ich gehöre eher zu den Menschen, die sehr sensibel sind und auch nah am Wasser gebaut. Ich baue sehr schnell Bindungen zu Menschen auf, wenn ich sie näher an mich heranlasse und wenn es dann soweit ist, habe ich ein großes Problem damit, wenn ich dann direkt wieder loslassen müsste, weil diese Menschen sterben.
In einem Hospiz ist es ja logisch, dass diese Menschen irgendwann sterben werden und dass es nur eine Frage der Zeit ist, aber trotzdem hätte ich ein Problem damit, wenn so viele Menschen wegsterben würden, die ich näher kennenlernen und zu denen ich so eine Bindung aufbauen würde. Also auf Dauer könnte ich das wirklich nicht, das würde mich einfach zu sehr belasten, je mehr vor mir sterben würden.
Olly173 hat geschrieben:In einem Hospiz ist es ja logisch, dass diese Menschen irgendwann sterben werden und dass es nur eine Frage der Zeit ist, aber trotzdem hätte ich ein Problem damit, wenn so viele Menschen wegsterben würden, die ich näher kennenlernen und zu denen ich so eine Bindung aufbauen würde. Also auf Dauer könnte ich das wirklich nicht, das würde mich einfach zu sehr belasten, je mehr vor mir sterben würden.
Das ist gar nicht mal ein so großes Problem im Hospiz. Der durchschnittliche Aufenthalt eines Patienten beträgt zweieinhalb Wochen, wurde mir damals gesagt. Wenn man ehrenamtlich arbeitet, macht man das ja normalerweise nur einmal die Woche.
So eine Bindung entsteht zu den Personen also definitiv nicht. Härter würde ich es schon finden, wenn man den Angehörigen über den Weg läuft, sobald der Patient verstorben ist. Die Trauer der Hinterbliebenen drückt dann wahrscheinlich schon eher auf die Stimmung.
Ich bin ehrlich, ich kann mir das für mich nicht vorstellen. Mir gehen besonders schlimme Krankheitsgeschichten immer sehr nahe und natürlich würde ich funktionieren und sicherlich wäre ich auch emphatisch genug für diese Arbeit, aber ich könnte es für mich selber überhaupt nicht ertragen. Zumal ich diese ganze Sterbepolitik in unserem Land auch wirklich zum kotzen finde. Man verzeihe mir dieses Wort, aber es ist einfach sehr treffend für meine Gefühle, wenn es um dieses Thema geht.
Hospize sind so wichtig und so richtig, aber die Menschen, die da arbeiten sehen viel Leid und viele Missstände und das jeden Tag. Man kann das nicht alles auffangen, was ein Land an Gesetzen falsch macht. Wir haben verlernt Menschen sterben zu lassen und mich würde es wirklich sehr belasten, wenn ich jeden Tag sehen müsste, dass das so ist.
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