Die Sage vom Prager Golem
Mich haben die unzähligen Golem-Sagen, die in der Welt existieren, schon immer fasziniert. Sie sind mittlerweile über die ganze Welt hinaus bekannt, obwohl ihre Ursprünge in der jüdischen Magie liegen. Da ich nichts lieber tue, als mich in den alten Büchern zu vertiefen, möchte ich die Sage für Unwissende hier einmal vorstellen.
Die wohl auch über das Judentum hinaus bekannteste Sage handelt vom Prager Golem. Die ersten schriftlichen Überlieferungen dieser Sage sind auf 1837 datiert, während die Geschichte selbst im Prag des sechzehnten Jahrhunderts spielt.
Der angesehene Rabbi Löw soll einen Menschen aus Lehm geschaffen haben. Wie bereits im Talmud beschrieben, verfügte dieser nicht über die Fähigkeit, zu sprechen. Geschaffen wurde er aus dem Grund, die Judengemeinde vor ungerechten Anschuldigungen zu schützen. Auch im Alltag dient er als hilfreicher Diener für jegliche Arbeit.
Verschiedene Motive durchziehen diese Golemsage. So ist besonders auch der Golemaufstand an einem Sabbattag bekannt. Da am Sabbat jedes Geschöpf ruhen sollte, entfernte auch Rabbi Löw dem Golem allwöchentlich den Schem (Name) aus seinem Mund. Als er dies jedoch eines Tages vergaß, wurde der Golem rasend und wütete wild durch die Straßen. Jedoch schaffte es Rabbi Löw, zu seinem Geschöpf zu gelangen und ihm den Zettel aus dem Mund zu nehmen, sodass der Golem wie tot zu Boden fiel.
Schwerpunkt der Sage ist vor allem das ungleichmäßige Verhältnis des frommen Schöpfers zu seinem Geschöpf, das sich immer mehr verselbstständigt. Trotzdem endet die Sage zugunsten des Rabbi. Noch heute werden die angeblichen Überreste des Lehmmenschen auf dem Dachboden der Altneusynagoge in Prag aufbewahrt – der Zugang ist jedem Menschen aufs Strengste verboten.
Die ursprüngliche Version des Prager Golems ist jedoch nicht die populärste. Es existiert daneben noch eine „Volksbuch“-Version, die sich in der bearbeiteten Fassung von Chajim Bloch größter Beliebtheit erfreute. Es beschreibt eine Fülle an mystischen und legendären Geschichten rund um Rabbi Löw und seinen Golem. Auf übernatürliche Art und Weise werden grausame Verbrechen mit Hilfe des Lehmwesens und übernatürlichen Hilfsmitteln, wie etwa unsichtbar machende Amulette, aufgeklärt. Fast erinnert diese Version an Detektivgeschichten und Kriminalromane. Die unzähligen Fälle voller verstümmelter Leichen, Vergiftungsversuche, Entführungen und Gerichtsprozesse enden stets mit dem Sieg der Gerechten über die Bösen.
Im Gegensatz zur Ursprungssage darf der Golem nicht zu profanen Arbeiten herangezogen werden, da dies immer im Unglück endet. Diese Unglücke werden in der „Volksbuch“-Version auf groteske, fast schon lächerliche Art und Weise dargestellt. Der Golem erhält den Anschein eines großen Tölpels, eines Riesenbabys und Trottels. So rührt auch der berühmte Golemaufstand nicht daher, dass das Geschöpf am Sabbat nicht ruht, sondern im Gegenteil – der Lehmmensch wird rasend, weil der Rabbi vergaß, ihm für den Sabbat Aufgaben aufzutragen.
Dennoch besitzt er viele übernatürliche Eigenschaften – der unverletzbare Golem kann leere Gräber erspüren, Traumbotschaften empfangen, göttliche Nachrichten niederschreiben und Totengeister hervorrufen. All diese Fähigkeiten nutzt er jedoch niemals auf eigene Faust, sondern stets als ausführende Maschine auf den Befehl Rabbi Löws hin, der den eigentlichen Helden dieser Version darstellt.
Vielleicht bewegt euch diese kleine Zusammenfassung, die zugegeben nicht alle Aspekte der Sage berücksichtigen kann, auch dazu, euch mit der alten Geschichte einmal auseinander zu setzen. Vielleicht habt ihr dies auch bereits getan und würdet gerne selber etwas dazu sagen? Das würde mich sehr freuen.
Festgestellt habe ich, dass die Golems vor allem in Computerspielen mittlerweile immer wieder auftauchen. Ein Beispiel: Dragon Age. Allerdings haben sich diese Figuren dann schon weit von der ursprünglichen Sage oder Legende entfernt. Die Golems wurden da von Zwergenwesen geschaffen und werden durch Kontrollstäbe und nicht mit Zetteln gesteuert.
Natürlich auch in der Literatur. Golems sind halt irgendwie eine interessante Variante von Robotern. Und auch die Idee, dass man einem unbelebten Stoff Leben einhaucht, der tritt ja in mehreren Mythen oder altehrwürdigen Stoffen auf. Ich denke, das wird die Menschheit noch über lange Zeit faszinieren. Denn das Erschaffen von Leben jenseits der Fortpflanzung wird noch eine ganze Weile ein Mysterium bleiben, oder?
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