Aufklärung bei schwierigen Themen der Schule überlassen?

vom 18.11.2015, 11:46 Uhr

Wie ich in einem anderen Thread schon schrieb, wurde mit unseren Kindern in ihrer Grundschule über die jüngsten Anschläge in Frankreich, beziehungsweise Paris, gesprochen. Nachdem die Schule wegen eines Wasserrohrbruchs für einige Tage geschlossen war, waren sie gestern zum ersten Mal seit den Anschlägen wieder in der Schule.

Wir haben natürlich Zuhause innerhalb der Familie schon über die Anschläge gesprochen, weil wir unseren Kindern so gut es ging verständlich machen wollten, was in Paris passiert ist. Das ist natürlich nicht ganz einfach, da man selbst als Erwachsener Probleme hat zu begreifen, wie Menschen zu so etwas fähig sein können.

Meine Partnerin meinte nun heute Morgen, dass eine Bekannte von ihr aber bewusst darauf verzichtet hat, mit den Kindern darüber zu sprechen. Und zwar aus dem Grund, dass sie sich eigentlich sicher war, in der Schule würde ohnehin darüber geredet werden.

Es gibt scheinbar recht viele Eltern, die nicht gerne mit Kindern über unangenehme Dinge und aktuelle Geschehnisse sprechen und deshalb darauf hoffen, dass die Schule und deren Lehrer sie darüber aufklären werden. Das kann ich nun gar nicht nachvollziehen, da dies die Aufgabe der Eltern ist.

Kennt ihr denn auch Leute, die ihre Kinder bei wichtigen und ernsten Themen nicht informieren oder sie darüber aufklären, weil sie hoffen, dass diese Aufgabe ihnen von der Schule abgenommen wird? Oder kennt ihr im Umkehrschluss auch Eltern, die dies nur selbst machen wollen und es nicht in Ordnung finden, wenn darüber noch in der Schule geredet wird?

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde, dass man dies seinen Kindern überlassen sollte, ob und mit wem sie über etwas sprechen möchten. Das hängt natürlich auch, vom Alter, Entwicklungsstand und den Interessen des Kindes ab.

Wenn Kinder Redebedarf haben, Fragen stellen möchten und etwas nicht verstehen, würde ich es ihnen als Erwachsener so gut es geht erklären. Ob als Lehrer, Elternteil oder Außenstehender. Ich habe selbst schon erlebt, dass Kinder schwierige Themen durchaus selbst ansprechen, wenn es ihnen wichtig ist.

Mich haben auch schon Grundschulkinder gefragt, ob ich auch glaube, dass ihre verstorbene Mama uns gerade zusieht im Himmel. Das ergab dann einen kurzen kindgerechten Dialog und für das Kind, war es scheinbar einfacher als für mich.

Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, wie man solche Themen im Unterricht behandeln sollte. Arbeitsgruppen zum Thema ISIS, fehlgeleitete Verbindung in Terroristengehirnen, die Medienberichtserstattung und die Frage nach der Religion halte ich nicht für angemessen in Grundschulen.

Wenn ein Kind nun irgendwo das Wort ISIS aufschnappt und nachfragt, sollte man erklären können. Wer seine Kinder vom Fernseher unterhalten lässt, macht meiner Meinung nach sowieso vieles falsch und sollte allgemein über seine Erziehung nachdenken. Und ohne Fernseher habe ich relativ wenig von den Anschlägen mitbekommen, bzw. als ich es erfahren habe, dass angeschaut, was ich wissen wollte.

Würde ich mit Kindern zusammenleben, wären entsprechende kindgerechte Medien hinzugekommen. Und wenn das Kind dann Fragen hat, so kann es diese zeitnah stellen und ich würde das Kind niemals an die Schule verweisen.

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» Trisa » Beiträge: 3297 » Talkpoints: 31,17 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Eine Aufklärung durch die Schule kann schon sinnvoll sein, allerdings sehe ich das etwas kritisch. Denn jedes Kind hat ein anderes Verständnis, sodass man es nicht allen gleich vermitteln kann, gerade wenn in einer Klasse knapp 30 Schüler sind.

Ich war damals in der 7. Klasse als die Anschläge vom 11. September passiert sind und ich erinnere mich, dass in der Schule dann auch darüber gesprochen wurde. Eine Lehrerin nahm sich dann die Zeit, das ganze zu thematisieren. Ich habe diese Zeit jedoch nicht in besonders positiver Erinnerung. Eigentlich war das nur eine Stunde, wo getrödelt wurde und kein Unterricht stattfinden konnte. So wirklich gut vermittelt wurde das nicht und im Endeffekt fand ich das ziemlich sinnlos und überflüssig.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es ist immer noch besser als dem eigenen Kind irgendwelche blöden Horrorgeschichten zu erzählen. Ich bin ganz froh darum, dass ich meinem Sohn nicht erklären muss, was da gerade so passiert ist, weil ich es einfach schwierig zu erklären finde und man ja auch bei einem Kind nicht so sehr ins Detail gehen kann, wobei man ja auch keine Angst schüren will, weil das Kind sich ja sicher fühlen soll.

Wobei ich es trotzdem gemacht hätte, denn ich denke, dass die Schule schon genug machen muss. Es ist schön, dass da auch darüber gesprochen wird, weil eben nicht alle Eltern einen Versuch der Erklärung starten und es ja aktuell ist und Kinder auch etwas aufschnappen davon. Schule ist aber definitiv nicht in der Pflicht Kinder alles zu erklären. Diese haben nun mal auch Eltern und diese müssen ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auch wenn eine Erklärung vielleicht mal nicht so gut ist, ist der Versuch der Eltern schon viel wert.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Natürlich ist bei uns zu Hause das Thema Paris und Frankreich auch ziemlich aktuell. Ich habe drei Kinder im Alter von zwei, fünf und sieben Jahren und meine beiden ältesten bekommen natürlich auch schon ganz schön viel mit. Ich muss zwar gestehen, dass wir versuchen, dass die Kinder eben nicht so viel davon mitbekommen. Das heißt, wir versuchen uns über die aktuelle Lage im Internet zu informieren und mein Mann und ich sprechen eben darüber, wenn die Kinder beispielsweise im Bett sind. Die Nachrichten im Fernseher schaue ich mir auch nur an, wenn die Kinder nicht dabei sind und, wenn wir im Auto Radio hören und dort laufen dann die Nachrichten, schalte ich den Sender um.

Ich möchte eben, dass die Kinder so wenig, wie möglich nur von der aktuellen Lage mitbekommen. Es sind eben Kinder und die müssen noch nicht alles über das grausame Geschehen mitbekommen, was in der Welt so passiert. Natürlich lässt es sich nicht vermeiden, dass die Kinder das eine oder das andere mitbekommen. Aber dann sind wir als Eltern eben gefragt und müssen eben mit Rat und Tat unseren Kindern beiseite stehen und alle offenen Fragen, so gut es geht, beantworten.

Und da ist auch schon das Stichwort, wir Eltern sind in der Pflicht unseren Kindern die aktuellen Geschehnisse zu erklären, wenn sie dazu fragen haben, weil sie beispielsweise etwas gehört haben von Freunden oder desgleichen. Ich bin nicht der Meinung, dass man diese Pflicht den Schulen oder Kindergärten überlassen kann. Vor allem kann eine Lehrerin oder eine Erzieherin nicht auf jedes Kind individuell eingehen, um dem Kind es begreiflich, wie möglich zu machen und dem Kind die größte Angst zu nehmen, die das Kind im Normalfall entwickelt. Ich denke eher, dass das dann eine Aufgabe der Eltern ist.

Ich finde es auch in Ordnung, wenn die Schulen und die Kindergärten die Themen behandeln mit den Kindern zusammen. Ich finde es auch in Ordnung, wenn die Lehrerinnen und die Erzieher eben versuchen den Kindern die Sachlage zu erklären und desgleichen. Aber viele Kinder entwickeln Angst, wenn sie die Sachlage geschildert bekommen, und wenden sich dann ungerne an die Lehrerin oder an die Erzieherin. Bei meiner Tochter in der Schule wurde das Thema eben auch angesprochen, weil viele Kinder dazu fragen hatten und das eben ein Thema unter den Kindern war. Im Kindergarten wurde das Thema zwar noch nicht behandelt, die Erzieherin wollte abwarten, was die Kinder so erzählen, die bis heute aber noch nichts erwähnt hatten.

Auch, wenn das Thema in der Schule behandelt wurde, kam meine Tochter zu mir und hat mich eben diverse Dinge darüber gefragt. Es ist natürlich schwer die Fragen der Kinder zu beantworten, vor allem kindgerecht zu beantworten, weil wir Erwachsenen die Sachlage auch nicht ganz nachvollziehen können. Aber da sieht man ja, dass die Kinder auch die Unterstützung der Eltern benötigen, damit sie eben ein Stück weit verstehen, was dort passiert. Und man kann als Elternteil eben den Kindern auch viel die Angst nehmen. Weshalb ich es nicht gut finde, wenn die Eltern eben sich da auf die Schule oder desgleichen verlassen und sie dann nicht mit ihren Kindern über das Thema reden.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es kommt wohl immer auf das Thema an und natürlich auch darauf, was das Kind mit den Eltern besprechen möchte und was nicht.

Bei der Schule unserer großen Tochter habe ich mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass dort überhaupt nicht über politische Dinge gesprochen wird. Alles, was irgendwie aktuell ist, wird ausgeklammert und gehört nicht in den Unterricht, obwohl sie in der achten Klasse ist und sowas meiner Meinung nach durchaus in die Schule gehört.

Es gibt aber auch Themen, die wollen unsere Kinder gar nicht unbedingt mit uns besprechen. Aufklärung gehört zum Beispiel dazu und ich meine jetzt nicht unsere 5-jährige, die wissen möchte, woher die Baby´s kommen, sondern eher die spezielle Aufklärung für Teenager. Da kommt zwar auch mal eine Frage an uns aber generell höre ich, dass in der Schule schon darüber gesprochen wurde und dass sowas mit den Freunden diskutiert wird.

Abschließend kann ich also nur nochmal sagen, dass es auf das Thema ankommt. Alles der Schule zu überlassen würde ich nicht in Ordnung finden aber was genau wo besprochen wird, kommt auf das Kind und auch auf die Schule an.

» Sandra980 » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 12,41 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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