Sich bei Liebeskummer psychologische Hilfe holen?
Als ich vor einiger Zeit einmal mit einem Bekannten geredet hatte, kam er irgendwann auch auf seine Exfreundin zu sprechen, mit der er mehrere Jahre zusammen war. Sie trennte sich von ihm, wobei ihn die Trennung so belastet hatte, dass er sich psychologische Hilfe holen musste, wie er mir nun sagte. Er meinte, dass er durch die Trennung völlig den Lebensmut verloren hatte und sich nur noch über Monate hinweg zu Hause verkroch, weshalb ich ihn auch länger nicht mehr gesehen hatte.
Ich habe noch nie von irgendwelchen Personen gehört, dass sie sich psychologische Hilfe aufgrund von Liebeskummer holen mussten. Allerdings bindet man so etwas vielleicht auch nicht jedem auf die Nase und ich kann gut verstehen dass es einen fertig machen muss, wenn sich der Partner von einem trennt, mit dem man glücklich viele Jahre zusammen lebt. Für mich wäre das sicherlich auch alles andere als einfach, so dass ich ehrlich gesagt sogar großen Respekt vor meinem Bekannten habe, dass er diesen Schritt gegangen ist, sich Hilfe zu holen.
Eine Bekannte meinte dazu allerdings, dass sie es lächerlich finden würde, wegen so einer "Lappalie" gleich zum Psychologen zu rennen, da Trennungen ja zum Leben dazu gehören würden. Außerdem meinte sie, waren der Bekannte und seine Freundin auch nicht verheiratet und haben auch keine Kinder, so dass er sich nicht so anstellen sollte, wie sie meinte.
Könnt ihr es nachvollziehen, dass man aufgrund von Liebeskummer psychologische Hilfe in Anspruch nehmen muss?
Ich finde es immer legitim, sich psychologische Hilfe zu holen. Klar haben wir uns alle mal getrennt. Aber jede Trennung läuft anders und für jeden bedeutet Trennung etwas anderes. Ich kann mir gut vorstellen, dass es so richtig hart wird, wenn man selbst gar nicht damit gerechnet hat und eigentlich dachte, dass man den Partner für´s Leben gefunden hat. Auch, wenn man bisher unverheiratet war.
Also meiner Meinung nach kann man die eigenen Trennungen nicht mit denen anderer vergleichen. Jeder Mensch ist verschieden. Da sollte man sich kein Urteil erlauben, was denn nun eine Lappalie ist. Ich finde es mutig, dass er sich Hilfe geholt hat und dass er es auch so offen ausspricht.
Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein. Man holt ja auch einen Klempner, wenn mit den Leitungen was nicht stimmt. Andere machen solche Lappalien übrigens lieber selber, aber das bleibt doch jedem selbst überlassen, welcher Weg für ihn der beste ist. Es ist nur schade, dass man sich für einen Weg angeblich schämen sollte.
Wenn man das Gefühl hat, dass man psychologische Hilde braucht, sollte man sie auch in Anspruch nehmen, egal welchen Grund man hat. Liebeskummer kann einen nun mal sehr aus dem Konzept hauen, vor allem wenn die Beziehung jahrelang ging und von jetzt auf gleich man alleine ist.
Auch wenn Trennungen zum Leben gehören, ist es wichtig, diese auch richtig zu verarbeiten. Die meisten tun es alleine und für sich, oder helfen sich indem sie sich besonders viel mit Freunden treffen und etwas Unternehmen. Und einige müssen darüber eben mit einem Außenstehenden reden. Das kann wirklich befreiend sein.
Ich hatte auch bereits eine Therapie, aber wegen etwas anderem. Zudem vertritt die Gesellschaft auch die Meinung, dass nur Verrückte eine Therapie machen. Und das schreckt davor natürlich ab, diesen Schritt zu machen. Ich kenne so auch niemanden, der das gemacht hat, würde es aber einigen Bekannten gerne raten, das zu machen, wenn sie nicht der Meinung wären, sowas würden nur Verrückte machen.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Eine Bekannte meinte dazu allerdings, dass sie es lächerlich finden würde, wegen so einer "Lappalie" gleich zum Psychologen zu rennen, da Trennungen ja zum Leben dazu gehören würden. Außerdem meinte sie, waren der Bekannte und seine Freundin auch nicht verheiratet und haben auch keine Kinder, so dass er sich nicht so anstellen sollte, wie sie meinte.
Ich finde die Äußerung von deiner Bekannten ziemlich gewagt, da man eben keine Hintergründe kennt. Vielleicht wurde er für eine lange Zeit von seiner damaligen Partnerin tyrannisiert, musste sich ständig Vorwürfe anhören und empfand sich nicht als gut genug. Vielleicht haben sich beide auch getrennt, da sie eben fremdgegangen ist und er nun irgendwelche Minderwertigkeitskomplexe hat. Vielleicht hat die damalige Freundin etwas Fieses über seinen Körper gesagt und nun kommt er nicht mehr zurecht.
Nein, da kann man doch echt nicht darüber urteilen. Wenn er so fertig mit der Trennung ist, so dass er selbst und alleine nicht damit zurecht kommt und das auch nicht verarbeiten kann, dann wird es einen Grund haben. Es gibt Menschen, die haben aus Liebe schon merkwürdige Sachen gemacht. Die einen bringen sich selbst um, die anderen bringen andere Menschen um. Einige verlieren die Kontrolle über ihr Leben, werden arbeitslos und vernachlässigen ihren Freundeskreis. Da ist es doch nur vorbildlich, wenn sich einer Hilfe sucht.
So etwas kann das Leben schon sehr beeinflussen, wenn es plötzlich kommt und man damit nicht gerechnet hat. Wenn man dann in ein tiefes Loch fällt, ist das normal, wobei sich diese Traurigkeit auch nicht über einen langen Zeitraum ziehen sollte, weil sonst einfach professionelle Hilfe nötig ist. An sich finde ich es nicht schlimm, wenn man so eine Hilfe in Anspruch nimmt. Immerhin muss man sich selber gut einschätzen.
Es gibt ja auch Menschen, die eine Trennung nicht überwinden können und sich dann umbringen. Da ist es doch besser, wenn man es erkennt und sich Hilfe sucht. Ich hatte bisher nur eine Beziehung vor meiner jetzigen und bei der habe ich mich getrennt, weswegen mir das auch keine Probleme gemacht hat. Ich denke aber, dass man, wenn man sich dementsprechend fühlt immer eine Therapie machen sollte.
Ich finde es immer heftig, wenn Leute andere Leute lächerlich finden, weil sie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Sei es nun aus Liebeskummer, aufgrund von Eheproblemen und mehr. Das kann vorkommen und es ist jedem Menschen legitimiert einen Psychologen bei Problemen mit denen man nicht zurecht kommt, zu kontaktieren.
Ich vergleiche nicht selten eine Liebesbeziehungen mit einer Art Schwangerschaft. Die hormonellen Veränderungen und nach der Geburt macht es bei vielen Frauen "boom". Dann kommt der Baby Bluse, weil von heute auf morgen die Hormone im Keller sind und zuvor immer auf Limit gesetzt waren. Bei einigen hält das extrem lange an und bei anderen nicht.
Während bei der Liebe ähnlich viel mit Hormonen gespielt wird. Mal sind sie weit oben, sie werden weniger und verschwinden. Oftmals eben nur bei einem Partner, sodass der andere unter einer Trennung leidet, weil von heute auf morgen alles vorbei ist. Der Vergleich hinkt natürlich ein bisschen, aber so ähnlich stelle ich mir das vor.
Ich finde das nicht lächerlich, dass der Mann eine Therapie oder Beratung in Erwägung gezogen hat. Es ist für ihn eine Welt zusammengebrochen. Er verlor einen Menschen, den er liebte und konnte nichts dagegen tun. Frühere Lebensabläufe haben sich direkt verändert und damit muss man erst einmal zurecht kommen. Das muss man wieder lernen. Gerade auch wenn eine Beziehung sehr lange ging, fallen viele in ein Loch.
Ich finde das völlig in Ordnung, wenn er Hilfe gesucht hat und sie finden konnte. Ich würde so etwas unter Umständen auch anraten, wenn nichts mehr geht. Deswegen ist er nicht lächerlich, benimmt sich zu doof oder irgendwas. Er hat Hilfe gebraucht, als ihn sein Leben von heute auf morgen genommen wurde und es sich veränderte. Das kann nicht jeder sofort verpacken.
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