Habt ihr einen Arbeitsvertrag?
Ich habe vor einigen Monaten meinen Onkel besucht, weil ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Ich unterhielt mich dann auch mit ihm über seinen Beruf, wobei er dann meinte, dass er gar keinen Arbeitsvertrag hätte und bei diesem Arbeitgeber schon seit Jahren arbeiten würde ohne einen zu haben.
Mich hat das ein wenig irritiert, weil ich es eben anders kenne. Ich habe einen Monat gearbeitet bevor ich den Vertrag unterschreiben musste, weil die Verwaltung so langsam war. Aber der Vertrag kam. Bei ihm ist das jedoch nicht der Fall.
Es soll trotz mündlichem Arbeitsvertrag alles geregelt sein, beispielsweise Urlaubstage, Steuern und dergleichen. Es gibt da wohl keine Probleme oder so etwas. Habt ihr einen Arbeitsvertrag unterschreiben müssen? Oder verzichtet euer Chef darauf? Wann macht so ein schriftlicher Vertrag Sinn und wann nicht?
Jetzt bin ich ehrlich gesagt auch ein wenig irritiert. Mir war gar nicht bewusst, dass irgendwer ohne Arbeitsvertrag arbeitet? Um was für eine Anstellung handelt es sich, wenn ich das fragen darf?
Ich habe in meinem Umfeld verschiedene Menschen in verschiedenen Jobs. Jeder von ihnen hat einen Arbeitsvertrag. Sei es die 450,- Euro Jobberin in einem Imbiss, die Call Center Mitarbeiterin, der Fly Verteiler oder die Vollzeitangestellte in der Bäckerei.
Ich muss Dir gestehen, ich kenne das auch gar nicht anders. Denn ein Arbeitsvertrag ist eine gesetzliche Grundlage, um Urlaubstage, Steuern, Bezahlung usw. festhalten zu können. Eine Handhabe, um am Ende auch gerichtlich irgendwelche Forderungen einklagen zu können, wenn dem so sein muss.
Sicherlich sind mündliche Verträge auch bindend. Das vergessen viele. Es ist jedoch mit der Beweispflicht über das gesagte Wort eben schwer zu verhandeln. Deswegen sind da Zeugen immer gut.
Ich habe bisher zweimal ohne schriftlichen Arbeitsvertrag gearbeitet. Das ging immer problemlos. Einmal habe ich für einen Reitstall ohne Vertrag gearbeitet, da hatten wir mündlich einen Stundenlohn für Reitstunden vereinbart, über Anreiten, Beritt und Turniervorstellung haben wir pro Pferd neu verhandelt.
Ich habe immer brav meinen Stundenzettel eingereicht und dann wurde die Abrechnung erstellt. Natürlich wurden dabei Steuern und Sozialabgaben abgeführt. Das ist die Pflicht des Arbeitgebers und hängt nicht von einem Vertrag ab.
Außerdem habe ich nach meinem ersten Studium in meinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb als Springer gearbeitet, um das zweite Studium zu finanzieren. Auch das klappte alles reibungslos, obwohl Nacht- und Sonn- und Feiertagszuschläge dabei waren.
Man kannte sich lange und hatte keine Lust, für diese von der Norm abweichenden Arbeitsverhältnisse einen gesonderten Vertrag zu formulieren. Allein über die Abrechnungen kann man die meisten Rahmenbedingungen des Vertrags nachweisen, wenn es zum Streit kommen sollte.
cooper75 hat geschrieben:Allein über die Abrechnungen kann man die meisten Rahmenbedingungen des Vertrags nachweisen, wenn es zum Streit kommen sollte.
Das kann ich mir in vielen Fällen nicht vorstellen. Das Problem ist ja ganz einfach, dass es, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, in Deutschland immer noch wahnsinnig viele Anstellungsverhältnisse gibt, die deutlich über den gesetzlichen Mindestbestimmungen liegen. Seien es Zuschläge, zusätzliche Urlaubstage, Sonderausschüttungen, bezahlte Fortbildungen und so weiter.
Genau diese Sonderbedingungen kann man praktisch nur mit einem schriftlichen Arbeitsvertrag nachweisen. Sicherlich ist ein mündlicher Vertrag genauso bindend, aber womit will man denn beweisen, dass man vor Arbeitsbeginn mal 30 Tage bezahlten Urlaub abgesprochen hat, wenn einem plötzlich nur noch 24 Tage gewährt werden?
Ich würde mich bei einem Vollzeitbeschäftigungsverhältnis nie auf so etwas einlassen. Selbst bei meinem Studentenjob hatte ich einen schriftlichen Arbeitsvertrag, den beide Seite noch vor dem ersten Arbeitstag unterschrieben hatten. Seit ich voll erwerbstätig bin, war das sowieso so. Da habe ich meine Arbeitsverträge immer vorher bekommen, den letzten sogar fast 2 Monate vorher von meinem Arbeitgeber schon unterschrieben um meine Unterschrift darunter zu setzen.
Wenn man in einem Job arbeitet, für den ein Tarifvertrag gilt und der Arbeitgeber ist im entsprechenden Verband, dann gelten die Rahmenbedingungen auch im mündlichen Vertrag. Daher ist es oft kein riesiges Drama, keinen Vertrag zu haben.
Empfehlen würde ich das nun auch nicht jedem. Aber unter bestimmten Umständen kann man damit gut leben. Genügend Menschen kommen damit gut zurecht und nicht jeder Arbeitgeber ist ein Ar***. Zumal ich auf meinen Abrechnungen, Urlaubstage Zuschläge und Weihnachts- und Urlaubsgeld nun auch nachweisen konnte. Zumindest bei Job 2, bei Job 1 gab es keine Goodies über den gesetzlichen Rahmen hinaus.
Mein Vater hat 48 Jahre lang in einer Firma gearbeitet, ohne jemals einen schriftlichen Arbeitsvertrag zu haben. Und ich denke, dass viele seiner Kollegen aus der Zeit oder früher, dies ebenso gemacht hatten.
Seine Weiterbildung als Vorarbeiter bekam er dann als "Ergänzung zum Arbeitsvertrag" zwar schriftlich, aber den Vertrag selbst eben nicht. Da aber auch die ganze Zeit über sämtliche Lohnzahlungen, Urlaubsnahmen und sonstige Dinge problemlos liefen, gab es da auch nie einen Anlass, sich mal darum zu kümmern.
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