Axolotl Roadkill von Helene Hegemann
Party, tanzen, saufen, ficken und dann kotzen. Na prima, ist das das Leben der Berliner Jugend. Ist es das, was die Etablierten erwarten, um es ihren Kindern vorzuhalten: Pass nur auf, dass Du nicht genau so endest?
Zum Glück ist das Leben nicht so, auch wenn es sich vielleicht manche Mittvierziger wünscht und glaubt, sie hätte in ihrer Jugend etwas verpasst. Sie hat es nicht, so viel zu ihrem Trost. Denn Saufen steht in diesem Buch sicherlich für vergessen, auch für Dinge die erst später passieren werden, z.B. das sinnlose Vögeln und das anschließende Kotzen.
Nun ist Helene Hegemann gerade mal 17 Jahre alt, ein Wunderkind. Ein Wunderkind, das abgeschrieben hat. Ein Roman einer Siebzehnjährigen ist trotzdem eine Leistung und muss schön sein. So schön, wie alle Eltern ihr Neugeborenes schön finden, weil es ja ihr Kind ist. So schön, wie das erste gesprochene Wort und so schön wie jede Tat eines Kleinkindes, die etwas über den Anspruch des Handelns des jeweiligen Alters hinausgeht.
Pubertierende Großstadtbewohner und ihre Sorgen, fernab von echter Bildung tut sich da kein großer Horizont auf. Hegemann, inzwischen schon 18 Jahre alt, wurde für dieses Werk sogar für den Leipziger Buchpreis nominiert. Literarisch knapp über Comicheftchen, inhaltlich noch darunter. Auch wenn bei Donald Duck klar ist, dass die Panzerknacker nie an ihr Ziel kommen werden, die Story ist trotzdem spannender als die formlose, handlungsfreie Erzählung über eine 16jährige, drogensüchtige halbstarke Berlinerin. Es fehlt die Geschichte, der Handlungsstrang, gute Charaktere, es fehlt schlicht alles.
Altpapier!
Sehr treffendes Posting, ich stimme Dir absolut zu. Mich nervt vor allem, dass dieses Buch auch noch seit Wochen Gesprächsthema Nummer 1 in der Buchbranche ist und es - weil es durch die Plagiatsvorwürfe so viel Medienaufmerksamkeit erhält - laufend diskutiert wird.
Inhaltlich und stilistisch ist es in meinen Augen langweilig, schlecht geschrieben und nichts, was auf mich einen unterhaltsamen Effekt hat (wie ich ihn von Büchern erwarte). Zum Leipziger Buchpreis nominiert wurde Axolotl Roadkill ja vor den Plagiatsvorwürfen, die kamen erst wenige Tage danach. Dennoch wurde die Nominierung nicht zurückgezogen. Bekommen hat den Preis dann aber doch ein anderes Buch (Georg Klein mit "Roman unserer Kindheit").
Nun ja, in letzter Zeit scheint es ja so zu sein, dass die Medien in Sachen Literatur alles zur Mode zu erklären scheinen, was "skandalös" wirkt, oder wirken soll. Da ist es heute eben das sinnlose Penetrieren diverser Körperöffnungen durch besoffene Jugendliche, das Konsumieren von illegalen und legalen Drogen, Brutalität, Nacktheit, und so weiter. Früher brauchte man weniger oder Anderes, um die Menschen zu schockieren, heute sind es eben diese Dinge. Gepaart mit wirren Phrasen und einigen vulgären oder pseudo-vulgären Ausdrucksweisen.
Aber, es war ja schon immer so, dass Skandale sich gut verkauften, oder nicht? Das hier ist dasselbe in Grün, und für unsere heutige Gesellschaft. Vor einem Jahr oder was das war, war es eben "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche (in etwa dasselbe Prinzip), irgendwann vorher war es Baudelaire, und ganz früher Ovid. Während früher eine angedeutete Sexszene in einem Roman als skandalös galt, noch früher allein schon eine Szene, in der ein Mann und eine Frau alleine in einem Raum sind, so haben wir heute eben eine andere Messlatte für das, was als erotisch gilt, ebenso wie für das, was dann schon ein "perverser Tabubruch" sein soll. Und die Leute lechzen danach! Das war damals so und ist in der Masse heute noch immer so. Eine waschechte anthropologische Konstante.
Nur ist es dann halt so, dass Menschen, die nicht so nach Skandalen lechzen, vielleicht doch noch andere Dinge von Büchern erwarten. Mehr als nur vulgäre Wörter und einen oberflächlichen Skandal. Und die sind dann von einem inhaltslosen Roman, der tatsächlich nur schockieren soll, natürlich enttäuscht. Während der Mainstream jubelt, denn der mag ja im Allgemeinen Skandale.
Schade, dass durch solche Werke die Literatur möglicherweise tatsächlich talentierter Autoren untergeht. Die derer, die etwas zu sagen haben, was vielleicht etwas leiser und subtiler ist, nicht nur laut und grell (und dafür inhaltsleer). Aber war das nicht auch schon immer so?
Abgesehen davon finde ich es übrigens auch etwas kritisch, dass einige Menschen, gerade ältere, durch das Lesen so eines Buches auf die Idee kommen könnten, Jugendliche lebten tatsächlich alle so, wie in diesem Buch geschrieben. Und dachten auch alle so. Natürlich, mit gesundem Menschenverstand wird man wissen, dass jeder Mensch unterschiedlich ist, und demnach auch jeder Jugendliche. Also, dass niemals alle diesem im Buch präsentierten Klischee entsprechen können. Aber, wie viele Leute haben noch einen gesunden Menschenverstand?
Zu der Plagiats-Affäre muss ich kaum etwas sagen. Ich finde das einfach nur erbärmlich für einen Autor, sein Werk nicht einmal selbst zu schreiben. Pure Mediengeilheit und Geldgeilheit. Charakterlich arm. Künstlerisch arm. Und die Ausreden, die danach kamen, die waren auch nicht sehr kreativ. Irgendwie tun mir solche "Künstler", die selbst nicht wirklich etwas zu Stande bekommen, leid. Aber dass die Presse sie dennoch lobt, das ist für mich noch das größere Rätsel. Aber vielleicht kommt das daher, dass der Roman nun nicht "nur" ein Skandal wegen seines Inhaltes ist, sondern zusätzlich durch sein Zustandekommen? Ein Skandal mehr, also ein Kauf"argument" mehr. Die Presse jubelt.
Bin auch erstaunt über die mediale Aufmerksamkeit, die man diesem Werk schenkt. Offenbar geht es hier gar nicht um den Inhalt oder die Qualität des Romans, sondern vielmehr um die Vorstellung, dass hier ein Teenager möglichst vulgär das mutmaßliche Leben der heutigen Jugend beschreibt. Und weil in dem Fall beides zusammenkommt, ist es spektakulär. Teenager schreibt über Altersgenossinnen. Jetzt dichtet man ein wenig was Autobiographisches hinein und hat seine Sensation.
Ich persönlich finde diese Form von Voyeurismus eher abschreckend. Und irgendwie schaut man mich schräg an, wenn ich da einfach mal darauf aufmerksam mache, dass dies locker getoppt werden könnte, wenn nun eine 15-jährige den Roman "Lolita" aus ihrer Perspektive nachschreiben würde. Vielleicht zeitlich und räumlich auch versetzt in das Berlin vom 2010. Und dann ebenso vulgär-detailreich, um eben wirklich mal wieder ein Tabu zu brechen.
Aber hey, Charlotte Roche hat ja vorgemacht, wie man ein zu verkaufendes Buch zu gestallten hat. Letztlich ist auch in der Literatur bzw. der Kunst im Allgemeinen der Erfolg das einzige Kriterium, auf das es ankommt. Und damit meine ich nicht den Erfolg im Lesezirkel einer universitären Vereinigung, sondern schlicht die Anzahl der verkauften Exemplare.
Ich habe das Buch bei mir, habe es aber ehrlich gesagt noch nicht gelesen, weil ich einfach noch nicht dazu gekommen bin. Momentan habe ich noch so viele ungelesene Bücher da, die für mich einfach vorgehen, so dass ich da noch nicht dazu gekommen bin. Ich möchte das demnächst aber unbedingt noch nachholen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie berühmt und bekannt das Buch vor einigen Jahren geworden ist, wobei ich es damals auch unbedingt haben wollte. Ich war mir sicher, dass es ja ein richtiges Meisterwerk sein musste, so wie es eben gelobt wurde.
Nachdem ich hier nun die ganzen schlechten Meinungen gelesen habe, bin ich doch eher skeptisch. Ich möchte es aber dennoch auf jeden Fall selbst lesen und mir meine eigene Meinung bilden. Die ersten Seiten habe ich dabei irgendwann einmal angelesen, aber richtig angesprochen hat mich das damals auch nicht.
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