Grafik Novels - Wer liest ebenfalls welche?

vom 11.03.2008, 21:04 Uhr

(Ich stell es mal unter Literatur, da Comics keine eigene Sparte hier haben und die Grafik Novel ja eigentlich auch Literatur, nur enorm gut bebildert ist :) )

In den letzten jahren bekamman mehr und mehr den Eindruck, das enn über Comic gereet wurde, meistens die Mangas gemeint waren, was nun ein ganz klein bisschen arg einseitig ist - und verwirrend, da grade aus Europa ja nun auch selbst eine tolle Comictradition stammt. Ich selbst bin ein großer Fan der Grafik Novels, was viele etwas plump mit "Comics für Erwachsene" übersetzen und daher von ausgehen "Für Erwachsene? Da sind doch bestimmt nur Schweinereien drinn!"

Das dem nicht so ist (oder die Schweinereien nicht größer sind, als in jedem normalen Roman), dafür die Geschichten teilweise mit unglaublich dichten und fesselenden Erzählsträngen aufwarten können hat sich dennoch ja teilweise rumgesprochen. Auch Namen wie Neil Gaiman (Sandman), Jeff Smith (Bone), Garth Ennis (Preacher) oder Alan Moore (From Hell) sind inzwischen - auch dank einiger verfilmungen - weit über die hierzulande eher noch kleine Gemeinde der Comicfreaks hinaus bekannt. Trotzdem ist es nach wie vor schwer Lete dazu zu überreden stattt einem normalen Roman es mal mit einer Grafik Novel zu versuchen und sich dabei erreulich überraschen zu lassen. Meistens redet man da gegen eine ziemlich feste Mauer,die zuerst mal annimmt: Comic - was für Kinder und eigentlich auch nicht mal für die. Sollen richtige Bücher lesen!

Und wenn man klar macht "Nix Kinder", dann kommt das etwas neuere Vorurteil "Ach dieses japanische Zeugs mit dem ganzen perversen Kram oder wie?" (Meistens ist das der Punkt an dem man gewillt ist seufzend aufzugeben).

Wie sieht das hier aus? Wer liest ebenfalls Grafik Novels und wenn ja: Welche? (Ich muß zwar noch zwei Bände Schwarzer Mond und einige Sandman Neuauflage an mich raffen - aber irgendwann bin ich auch damit fertig und brauche frisches Lesefutter ...)

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Graphic Novels sind für mich auch eindeutig keine Comics - sondern wie der Begriff schon aussagt: Romane mit BIldern. Und auch ich bin erklärter Fan!

Sandman kenne ich nur vom Sehen und von Freunden, habe nur wenig davon gelesen, auch wenn es mit gefalen hat - From Hell liebe ich und wie beim Herrn der Ringe finde ich die filmische Umsetzung deutlich misslungen. Peinlich ist, dass ich zuerst den Film gesehen habe und knapp 2 Jahre später über die Graphic Novel aus Zufall gestolpert bin und mir zuerst dachte: Schon wieder ein Comic zum Film! Wie schwer ich mich da täuschte, sowohl beim Begriff Comic, Vorher-Nacher und bei der Story. From Hell in der "schriftlichen" Form übertrifft den Film bei weitem, es kommt viel mehr Atmosphäre und Story rüber als das im Vergleich eher "actionlastige" Werk.

Was ich zudem noch sehr mag ist Craig Thompsons "Blankets" und Spiegelmans "Maus – Die Geschichte eines Überlebenden". Einfach tolle Werke, immer wieder lesenswert. Ich glaube Balnketes lese ich jetzt schon zum 20. Mal.

Was hälst Du eigentlich von V wie Vendetta und Sin City - hier wird ja oft gestritten ob Comic oder Graphic Novel, wobei beides für mich eindeutig Graphic Novels sind (mit misslungengen filmischen Umsetzungen...).

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Bei V - wie Vendetta sag ich nur: Autor Alan Moore, also Grafik Novel. ^^

Alan Moore warf mich schon bei The Watchmen um (was witzigerweise zeitgleich mit Frank Millers "Rückkehr des schwarzen Ritters" war, der Comic der letztlich auch den Weg für Sin City ebnete, da man von ausgehen konnte, das der Mann inzwischen einen echten Namen bei den Lesern hatte). Wobei The Watchmen (eben nachgesehen, gibt es nach wie vor zu kaufen) zwar von hier aus in der Vergangenheit spielt (Jahrtausendwende), aber thematisch aktuell wie eh und je ist. Basiert ein wenig auf einem Gedankenspiel von Bob Dylan "Who watches the watchmen?" und ist eines der klügsten Statements zum Thema Superhelden und Macht welches es je gab.

Der arme Alan Moore musste ja noch eine relativ vergurkte (wenn auch noch halbwegs erträgliche) Verfilmung über sich ergehen lassen: The League of Extraordinary Gentlemen (wie es scheint ist eben auf englisch der lang ersehnte dritte Band rausgekommen - man stelle sich vor, wie hier eine Runde durch das Zimmer hüpfe und merkwürdige Freudenschreie von mir gebe), sehr genialer Steam Punk, so dicht mit Anspielungen belegt das selbst sehr umfassend gelehrte Leute irgendwann nur noch "Ufff - ähm?!" sagen. (Meine Lieblingsanspielung ist im zweiten Band, im Almanach für Reiselustige (Anhang) der Hinweis auf jenen Matrosen namens Lebowski der sich in der Nähe von Los Angeles ansiedelte und ursprünglich von der Insel Scoti Moria kam. Ob er allerdings Nachfahren hatte und die typischen Sitten der Najaden (Rauchen und Kegelspiel) beibehielt ist unbekannt - gnhihihi)

Anders als der Film erzählt Moore hier zwei zusammenhängende, hoch subtile Geschichten und leistet sich auch nicht solche Klopfer wie den Karneval von Venedig in den Sommer zu verlegen (das war eine der peinlichsten Stelle im Film). Und Miss Murray muß auch nicht als Vampir rumlaufen und macht dennoch eine interessantere Gestalt als im Film.

(Frage: Wieso eigentlich die Rechte an einer Geschichte teuer erwerben um dann doch eine ganz andere zu verfilmen? Manchmal bleibt mir diese Branche einfach nur rätselhaft)

Und Sin City ist ebenfalls eindeutig Grafik Novel, auch hier das Argument: Der Autor/ Zeichner Frank Miller, der Meister des s/w Comicbildes. Durch ihn und einige andere Ausnahmetalente schafften es ja sogar eine Auswahl an Superheldencomics in die Riege der Grafik Novels (zB "Rückkehr des Schwarzen Ritters" oder das relativ kurze, aber unglaublich dicht erzählte "The Killing Joke"). Da fand ich die Verfilmung sogar gar nicht so übel, da Rodriguez ein, zwei Sachen wirklich begriffen hat und recht experimentierfreudig ranging.

Leider sind ja speed comics pleite gegangen,die sich hierzulande sehr verdient um wirklich gute Grafik Novels gemacht haben (irgendwann stellte ich fest, das ich dabei war nach und nach das Verlagsprogramm aufzukaufen - scary), zum Glück bekommt man das meisten dennoch (die Idee mit der Second Hand Abteilung bei Amazon erspart einen doch viel Mühe manche Titel irgendwo in verstaubten Stapeln aufzutreiben).

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mangas finde ich ehrlich gesagt nicht so toll bzw. interessieren sie mich halt nicht so. Ich find's auch schade, daß in letzter Zeit immer nur die Mangas gemeint sind, wenn es um Comics geht.

Wenn ich mich richtig entsinne, gibt es in Frankreich noch eine viel stärker ausgeprägte Comictradition und viel mehr ernsthafte Comics bzw. Graphic Novels.

@KrashKidd:
Ah, Du hast Blankets gelesen? Ich spiele mit dem Gedanken, ihn mir zu kaufen. Ich bin von "Stadt aus Glas" ja schwer begeistert! (Von Paul Karasik / David Mazzucchelli, ist aber eigentlich ein Roman von Paul Auster.)

» me. » Beiträge: 197 » Talkpoints: 2,83 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also Blankets ist wirklich sehr gut und sehr zu empfehlen - zumindest mir hat er hervorragend gefallen.

Ist zwar größtenteils autobiographisch aber das heißt ja nicht dass es schlecht ist - vor allem der ständige Konflikt am Anfang mit den Eltern bis hin zur Loslösung am Ende ist sehr gut veranschaulicht und erzählt, auch wenn in mir hinsichtlich der Eltern am Anfang immer Gefühle der Verachtung aufsteigen. Naja, ich will mal nichts verraten, das macht viel kaputt, aber vor allem ab dem Zeitpunkt wo Craig auf Raina trifft tritt eine starke Wandlung ein :wink:.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ja, die franco-belgische Tradition in Sachen Comics ist echt enorm, angefangen von den klassischen Kindercomics bis hin zu den echten Grafik Novels. Zeichnerisch find ich haben die auch eine interessantere Bandbreite als die Engländer/ Amis,zumal wenn man sich mal sowas wie Schuiten ansieht oder Moebius - das hat mich lange für die anderen Comics total verdorben. Bis Moebius und Stan Lee zusammen einen Silver Surfer Band rausbrachten und ich die Superheldenszene und Umfeld für mich neu entdeckte (auch wenn die nie Zeichner von einer solchen Eleganz im Strich hervorbrachten wie die Franco-Belgier - nun, sie haben andere Qualitäten).

Ich schätze mal die bekanntesten sind "Suche nach dem Vogel der Zeit", "Reise ans Ende der Welt", "John diFoool"die Depri-Ente Insepktor Carnado, "Reisende im Wind" und "Chroniken des Schwarzen Mondes" - verlixt, jetzt habe ich "Dr Mabuse" von Beroy vergessen.Und die "Crux Universalis" von Bilal. Und - öhm, ich fürchte auch hier gibt es eine laaange Liste. ^^

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Als ich für mehrere Wochen in der Bücherei gearbeitet habe, habe ich Grafik Novels zum ersten Mal kennen lernen dürfen. Davor hatte ich ehrlich gesagt noch nie etwas davon gehört, wobei wir in der Bücherei ein ganzes Regal mit diesen Büchern hatten. Dabei haben sie dann auch mein Interesse geweckt und ich habe mir regelmäßig selbst Grafik Novels ausgeliehen.

Ich fand die meisten Bücher, die ich davon gelesen habe, wirklich wahnsinnig toll. Sie sind tiefgründig, wobei man doch nicht so lange braucht, um so ein Buch fertig zu lesen. Von daher finde ich so etwas einfach ideal für zwischendurch. Dabei hatten wir auch jede Menge Grafik Novels zu Klassikern da, was ich auch ganz toll fand. So konnte man einige Klassiker auf diese einfachere Weise lesen.

Mittlerweile lese ich die Grafik Novels jedoch kaum noch, da ich mir auch kaum noch Bücher aus der Bücherei ausleihe. Ich muss sagen, dass ich dann doch meistens zu geizig bin, um für so wenig Text so viel Geld auszugeben, wenn es darum geht, mir so etwas selbst zu kaufen. Aber toll finde ich die Grafik Novels auf jeden Fall.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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