Hobbys einer Person nachgehen, um sie kennenzulernen?

Ich lese derzeit ein Buch, wobei eine völlig Yoga-begeisterte Frau mit einem Mann zusammengekommen ist. Die Frau hat ihr eigenes Yoga-Studio, wobei sich auch sonst in ihrem Alltag alles um Yoga dreht, während der Mann nun rein gar nichts mit Yoga zu tun hat. Er wurde jedoch von den Freunden der Frau und auch von seiner eigenen Familie dazu gezwungen, ebenfalls an den Yoga-Kursen seiner Freundin teilzunehmen.

Laut Aussagen der Familie und der Freunde, könne er sie nur auf diese Weise richtig kennen und lieben lernen, wenn er auch in ihre Welt eintauchen würde. Er müsste selbst erfahren, was es wäre, was sie so am Yoga faszinierte, um sie eben auch verstehen zu können. Meint ihr, dass man tatsächlich selbst den Hobbys und Interessen einer Person nachgehen muss, um diese richtig verstehen und lieben zu lernen? Macht ihr das selbst auch immer so?

Ich denke, dass es schon wichtig ist, seinem Partner mal zu zeigen, was einen da so begeistert. Wobei ich nun auch niemanden zwingen würde, aber wenn man sich wirklich so sehr für eine Sache interessiert, sollte man es dem Partner schon mal gezeigt haben, damit dieser auch weiß um was es geht, wenn man davon spricht. Dass man sich nun aber auf Dauer erzwingt, dass der Partner das auch toll findet und macht, finde ich nicht richtig.

Irgendwie ist das schon ziemlich armselig und anbiedern, oder? Ich kann es verstehen, wenn man jemanden kennen lernt, der von einem bestimmten Hobby total begeistert ist und dann neugierig wird und das selber auch mal ausprobieren möchte. Aber wenn man dazu praktisch gezwungen wird ist das doch eher peinlich.

Ich halte es außerdem nicht für nötig alle Hobbys mit meinem Partner zu teilen und alles verstehen muss er an mir nun auch nicht. Es ist doch viel spannender wenn man nicht ständig aneinander klebt und sich dann am Abend auch noch etwas zu erzählen hat und wenn man etwas in seinem Leben hat, das man mit anderen Personen im Freundeskreis zusammen macht und nicht mit dem Partner.

Ich denke mal, dass die Frau auch noch andere Interessen hat, als nur Yoga, sonst wäre sie wohl kaum mit diesem Mann zusammen, der sich für Yoga so gar nicht interessiert. Sicher ist es immer schön, wenn man als Paar auch gemeinsame Interessen und Hobbies hat, aber trotzdem finde ich es nicht richtig, den Mann dazu zu zwingen, an einem der Kurse der Frau teilzunehmen, wenn es ihn nicht interessiert. Das kann keine Grundlage sein, wenn er selber sich dieses Hobby nicht für sich vorstellen kann.

Natürlich muss man in einer Beziehung oder einer Freundschaft nicht alle Hobbies gemeinsam ausüben, aber ein wenig Interesse daran zu zeigen, was eine andere Person begeistert und womit sie gerne Zeit verbringt, finde ich definitiv nicht falsch.

Mein Freund und ich haben durch den jeweils anderen zum Beispiel auch ganz neue Beschäftigungen kennengelernt, bei denen wir uns zunächst nicht vorstellen konnten, dass es etwas für uns ist. Mittlerweile haben wir uns aber bei mehreren Hobbies gegenseitig angesteckt und teilen diese nun. Ich empfinde das schon als Bereicherung.

Man ist ja auch nicht gezwungen, bei einem Hobby zu bleiben, das man einer anderen Person zuliebe einmal ausprobiert hat. Wenn es einem nicht gefällt, lässt man es bleiben aber die Geste an sich, dass man einen Menschen durch dessen Lieblingsbeschäftigungen besser verstehen lernen will, finde ich durchaus schön.

Allerdings sollte man seine eigenen Interessen niemandem aufzwingen und es auch nicht zur Bedingung einer freundschaftlichen oder partnerschaftlichen Beziehung machen, dass der andere das gleiche gut findet wie man selbst. Immerhin braucht auch in einer engen Gemeinschaft jeder seinen Freiraum, und dafür bieten "eigene" Hobbies eigentlich eine wunderbare Gelegenheit, da man sich in ihnen für kurze Zeit zurückziehen kann, ohne dass der Partner es einem übel nimmt, wenn er nicht direkt mit einbezogen wird.