Nutzt ihr Subjektiv-Formen in Berichten und Hausarbeiten?
Ich habe in meinem Studium gelernt, dass man bei wissenschaftlichen Arbeiten, egal ob es jetzt die Bachelor-Arbeit ist, eine Projektarbeit oder aber eine simple Hausarbeit niemals, wirklich niemals in der subjektiven Form schreiben darf. Also man darf bei uns niemals die Ich-Form oder die Wir-Form verwenden und muss dann alles ins Passiv umschreiben.
Selbst wenn man eine Gruppenarbeit gemacht hat und sich innerhalb der Gruppe dazu entschlossen hat, bestimmte Schritte zu unternehmen, darf man das nicht in der Wir-Form schreiben, sondern muss das ins Passiv schreiben. Die Dozenten sind hier sehr pingelig und schauen da sehr genau hin, ob die Form eingehalten wurde.
Umso erstaunter war ich, dass das offensichtlich manche Studenten im höheren Semester immer noch nicht verstanden haben. Heute als ich unseren Projektbericht durchgegangen bin, habe ich festgestellt, dass mehrere Kapitel in der Wir-Form geschrieben worden waren, obwohl das Tabu ist. Deswegen habe ich viel Zeit aufgebracht um das ganze wieder umzuschreiben.
Wie ist das bei euch? Nutzt ihr Wir-Formen und die Ich-Form beim wissenschaftlichen Arbeiten? Wie pingelig sind eure Dozenten in dieser Hinsicht?
In einigen Arbeiten habe ich durchaus schon Formen der ersten Person benutzt, vorrangig jedoch Pluralformen wie "wir" und "uns". Ich erinnere mich an eine Hausarbeit aus dem vergangenem Semester, in der es eine Gruppenarbeit auszuwerten galt. Darin habe ich viele Formulierungen mit "wir" gebraucht und ich denke nicht, dass der Dozent sich daran stören wird. In anderen wissenschaftlichen Arbeiten vermeide ich es für gewöhnlich, auf Formen der ersten Person zurückzugreifen.
Wenn überhaupt verwende ich "uns", ich erinnere mich gerade an eine Hausarbeit in Literaturwissenschaft, die ich vor einer Woche fertiggestellt habe, in der ich Motive analysiert habe und manchmal davon gesprochen habe, wie diese nach unserem heutigen Verständnis interpretiert werden. Das von mir verwendete "uns" ist also eher verallgemeinernd auf die gesamte Gesellschaft bezogen und scheint mir daher legitim.
Dass man die Ich-Form nicht nutzen darf, ist nicht ganz richtig. Man darf sie schon verwenden, sollte sie aber wirklich sehr sparsam nutzen und nur dann verwenden, wenn es wirklich von Wichtigkeit ist. Auf der sicheren Seite ist man aber wirklich, wenn man ganz darauf verzichtet. Allerdings habe ich durchaus auch schon einige Dissertationen gelesen, in denen oft die Ich-Form genutzt wurde. Verboten ist das also nicht und man kann durchaus auch den Doktortitel bekommen, auch wenn man eben die Ich-Form nutzt.
Ich habe während meines Studiums jedoch immer komplett darauf verzichtet, weil mir diese Ich-Form allein vom Stil her einfach nicht so gut gefällt und meiner Meinung nach, auch gar nicht zu wissenschaftlichen Arbeiten passt. Ich habe die Sätze immer so umgeschrieben, dass ich auch nie die Ich-Form nutzen musste und es war auch niemals wirklich notwendig, so dass ich ganz darauf verzichtet habe. Das hat sich dann auch wesentlich besser angehört.
Die meisten Studenten, die ich kenne, verzichten ganz auf diese Form und schreiben ihre Sätze auch allgemeiner um, was ich auch schöner finde. Allerdings habe ich eben ja auch schon Dissertationen lesen können, bei denen das anders war und die trotzdem eine sehr gute Bewertung bekommen haben.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Dass man die Ich-Form nicht nutzen darf, ist nicht ganz richtig.
Vielleicht ist das ja vom Studiengang, aber ganz sicher von den Dozenten abhängig. Bei uns haben die Dozenten in einer Reihe weg ein absolutes Tabu in dieser Hinsicht ausgesprochen und selbst wenn man beispielsweise schreiben möchte "unsere Gruppe hat sich Schritte XY überlegt und im Endeffekt das Thema Z für die Projektarbeit ausgesucht" ist schon verboten und gibt fette Minuspunkte.
Ich habe im Studium keine Subjektiv-Formen genutzt und das immer umschrieben, z.B. "In der vorliegenden Arbeit wurde der Zusammenhang von X und Y untersucht" anstatt "ich habe untersucht". Umso mehr überrascht war ich aber, dass meine Doktormutter manche meiner Textteile für die Doktorarbeit korrigiert und da Subjektivformen verwendet hat. Sie schreibt dann beispielsweise "We sampled xxx" anstatt "xxx were sampled".
In vielen Papers finde man diese subjektiven Formulierungen, gerade in englischsprachigen Veröffentlichungen. Da habe ich das ganze Studium über diese Formulierungen vermieden und nun soll ich sie wieder nehmen, auch komisch.
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