Führen unmotivierte Schüler zu unmotiverten Lehrern?

Ich habe neulich ein Interview von einem Naturwissenschaftler gelesen, der wegen Lehrermangel als Quereinsteiger in den Beruf des Lehrers umgestiegen ist. Zunächst hat es ihm Spaß gemacht, doch nach einer Weile war er sehr deprimiert und demotiviert. Er sagte, dass er in der Schule merken würde, dass die Schüler sich gar nicht wirklich für den Stoff interessieren würden und das auch offen zeigen würden.

Dies demotiviert ihn dann auch, denn an der Uni hat man eigentlich nur mit Menschen zu tun, die sich sehr dafür interessieren und das motiviert einen natürlich auch. Kann man langweilige Lehrer möglicherweise gar nicht dafür verantworten, dass sie so sind, da sie durch die Schüler demotiviert werden? Schließlich hat man auch keine Lust sich anzustrengen wenn man merkt, dass das Gegenüber sich nicht interessiert.

Kann man es einem Lehrer überhaupt verübeln, wenn er keine Lust mehr hat, wenn er es den ganzen Tag lang mit Schülern zu tun hat, die keine Lust mehr haben?

Was ist denn das bitte für eine verquere Argumentation? An der Universität studieren die meisten das, was sie interessiert. Schüler müssen durch Fächer, die sie nicht interessieren und die sie später nicht benötigen. Das kann man wohl kaum vergleichen.

Außerdem hat da jemand wohl seinen Job nicht verstanden. Als Lehrer zu arbeiten ist keine Spaßveranstaltung. Er sollte der Erwachsene sein und die nötige Reife besitzen, pubertierenden Schülern das Fach vernünftig zu vermitteln und Interesse und Begeisterung zu wecken. Das macht einen guten Lehrer aus. Dieser Mensch sollte erwachsen werden und seinen Job vernünftig machen oder nochmals umschulen.

Das ist vermutlich einfach so eine Art Teufelskreis. Als Lehrer hat man wahrscheinlich zu seinem Spezialgebiet schon eine gewisse Affinität. Diese teilt aber nicht jeder und ich finde es immer vermessen, dass man verlangt, dass Schüler immer Feuer und Flamme sein müssen. Die richtig guten Lehrer in meinen Leben konnten das aber alle irgendwie steuern, wenn ich zurück blicke. Ich denke, dazu bekommt man während des Studiums auch das nötige Know How an die Hand.

Persönlich hatte ich mit Quereinsteigern im Lehramt immer Probleme. Das waren Fachidioten, die mit Schülern einfach nicht umgehen konnten - pädagogisch gesehen einfach Vollpfosten, die ihren Stoff nicht schülergerecht transportieren konnten. Das gab dann immer Gegenwind aus den Bänken.

Ich gehe daher davon aus, dass so ein Lehrer-Schülerverhältnis einer gewissen Eigendynamik unterliegt. Ist das Fach langweilig, haben die Schüler keinen Bock. Kann der Lehrer das Fach nicht interessant machen, bleibt die Schülermotivation auf dem Nullpunkt. Bekommt der Lehrer aber pausenlos mieses Feedback ist verständlich, dass er irgendwann keine Lust mehr hat, das überträgt sich dann aber wieder weiter.

Ich denke schon, dass unmotivierte Schüler leicht zu unmotivierten Lehrern führen können, wobei unmotivierte Lehrer aber natürlich auch zu unmotivierten Schülern führen können. Ich denke auch, dass es sich dabei einfach um einen Teufelskreis handelt. Ist der eine unmotiviert, hat der andere dann natürlich auch keine Lust mehr.

Es macht ja keinen Spaß, als Lehrer völlig motiviert zu sein und eine Klasse zu unterrichten, die völlig gelangweilt dasitzt und nur die Minuten zählt, bis die Stunde zu Ende ist. Genauso wenig Spaß macht es aber auch für die Schüler, sich anzustrengen, aufzupassen und mitzumachen, wenn man sieht, dass der Lehrer völlig lustlos ist und den Stoff einfach ohne jegliche Emotionen herunter rattert.

Ich finde, dass da schon beide eine gewisse Motivation mitbringen müssen, sonst wird es einfach für beide Parteien auch sehr schwer. Ich denke aber auch, dass es an der Uni wirklich leichter für Studenten und Dozenten ist, die Motivation beizubehalten, weil die Studenten auch wirklich nur das studieren, was sie wirklich interessiert und was sie sich selbst ausgesucht haben. In der Schule hingegen ist man ja quasi dazu gezwungen, auch Fächer abzulegen, die einen gar nicht interessieren.