Lohnt es sich einen DHL Paketshop zu eröffnen?
DHL geht ja momentan in die Offensive und spricht wohl vornehmlich kleinere Ladenbesitzer dabei an, nebenbei auch noch einen DHL Paketshop zu eröffnen. Suggeriert werden eigentlich nur Vorteile, u.a. höhere Umsätze durch mehr Laufkundschaft. Wenn ihr bereits einen kleinen Laden hättet, würdet ihr eventuell einen DHL Paketshop nebenbei eröffnen? Würdet ihr in einem DHL Paketshop ein lohnendes zweites Standbein sehen?
Das kommt wohl auf das Umfeld an. Wenn ich in einem gewissen Umkreis keinen weiteren Shop davon habe, dann wird sich das mit Sicherheit lohnen. Auch wenn man einen solchen Service in einem kleineren Ort anbietet, wo es keine Poststelle mehr gibt, wird das sicherlich gern von den Einwohnern angenommen. Hier wo ich wohne, würde sich das nicht lohnen, da wir schon einen solchen Shop in unmittelbarer Nähe haben.
Wenn also die Bedingungen stimmen, was das Umfeld angeht, so werden dann auch mehr Kunden in das Geschäft kommen. Ich selbst erledige hier zwar nur meine Postgeschäfte in dem Laden. Aber man schaut ja doch immer ein wenig, was noch so angeboten wird. Und mancher Kunde kauft dann halt auch noch etwas aus dem vorhandenen Sortiment.
Solange keine konkreten Zahlen auf dem Tisch liegen und klar ist, wie viel Einsatz dafür notwendig ist, kann dir niemand diese Fragen beantworten. Sonst legst du am Ende noch drauf. Die Frage wäre auch, ob DHL die Vertragsbedingungen wie z. B. die Laufzeit nicht wieder sehr schnell abändern könnte. DHL wird auch nicht jeden Laden auswählen und kann dir den Vertrag ebenso schnell kündigen. Wie ist dein Laden erreichbar. Wann müssen die Pakete empfangen werden? Wenn dies um 5 Uhr morgens ist, dann wäre es schon ein Hinderungsgrund. Welche Versicherungen muss man abschließen?
Ich würde allerdings zuerst einmal abwarten, ob sie einen überhaupt haben wollen.
@Juri1877: Was stellst du dir denn unter einem Paketshop vor? Dort wird DHL nicht in aller Frühe die Pakete abliefern. Es geht darum, dass Kunden dort ihre Pakete hinbringen, wenn sie etwas versenden wollen. Auch Empfänger holen dort ihre Pakete ab, wenn sie nicht zu Hause waren, als der Zusteller da war. Die Pakete, die versendet werden, werden meist zwischen 16 und 18 Uhr dort von DHL abgeholt. Also auch im Rahmen von üblichen Öffnungszeiten.
Der Zusatzverdienst durch DHL wird nicht so groß sein. Aber wenn man den Platz im vorhandenen Geschäft hat, dann wäre es eben durchaus sinnvoll einen entsprechenden Service anzubieten. Aber bevor man sich mit DHL deswegen auseinandersetzt, kann man seine Kunden auch befragen, ob sie einen solchen Service begrüßen und eben auch nutzen würden.
Es gibt einen Verband der Post Agenturen, da kannst Du mal nachfragen die wissen alle Für und Wider.
Google mal nach PAGD - Postagenturnehmerverband.
Elster09 hat geschrieben:Google mal nach PAGD - Postagenturnehmerverband.
Gerade die Leute von der PAGD (das sind die PostAGENTUR-Betreiber, also die Filialen) sind seeeehhr gut auf Paketshops zu sprechen - hat die DHL doch den Filialen ohne Rücksicht auf Verluste die Paketshops vor die Nase gesetzt ... Aber die Filialisten brauchen sich keine Sorgen zu machen, die DHL-Paketshops sind ein vorübergehendes Phänomen. Ich betreibe jetzt seit genau 2 Jahren einen Paketshop und beantworte mal die Frage des TE: Nein. Lass es.
Mein Gedanke war: In einer Ortschaft mit ca. 1200 Einwohnern ohne Postfiliale oder anderen Möglichkeiten, Briefmarken zu kaufen, sollte das laufen. Nun bin ich auch überhaupt nicht darauf angewiesen, durch die Post noch Einnahmen und Gewinn zu erzielen, da ich sowieso in meinem Ladengeschäft bin. Also beantragte ich einen Paketshop.
Nochmal: Ich war und bin nicht drauf angewiesen, es ist mir egal, ob ich 20 oder 2000 Euro mit dem Paketshop verdiene. Noch bevor der Tag der Eröffnung kam, war mir die Sache schon regelrecht peinlich. DHL-Paketshops haben einen geradezu lächerlichen Service-Umfang:
- Man darf die gängigsten Briefmarken (und auch nur im 10er-Bogen) verkaufen, aber keine Briefe annehmen. KEIN Kunde kommt einfach in den Laden und kauft Briefmarken, ohne gleichzeitig einen Brief aufgeben zu wollen.
- Man darf 5 und 10 kg Paketmarken und 1 und 2 kg Päckchenmarken verkaufen. Auslandspakete kann man nicht frankieren. Kommt ein Kunde mit einem 11 kg Paket, schickt man ihn weg, man kann es schlicht nicht frankieren. Man bekommt ja noch nicht mal eine Waage, weder für Briefe noch für Pakete.
- Beratung findet nicht statt. Hat ein Kunde einen etwas schwereren Brief und fragt "Was muss da drauf?", wäre die rechtlich richtige Antwort "Das müssen Sie selbst wissen".
- Marken für Einwurf-Einschreiben darf man auch verkaufen. Für solche mit Rückschein aber nicht. Und man darf die Briefe damit nicht frankieren, das muss der Kunde dann in einer Filiale machen (!).
- Und jetzt der größte Klopper, der die Idee Paketshop total ad absurdum führt: Wenn man als Empfänger ein Paket erwartet und eine Paketzustellung durch den Zusteller scheitert, weil man nicht da ist, muss man die Sendung ja in einer Filiale abholen. Das bleibt auch so - obwohl ich mitten in der Ortschaft einen Paketshop habe, müssen die Empfänger 7 km zur nächsten Postfiliale fahren, wo die Pakete abzuholen sind. Die werden gar nicht bei mir eingeliefert, wenn sie um Mittag rum nicht zugestellt werden konnten, sodass die Leute hier im Ort sie eben zu Fuß bei mir abholen könnten - nein, Kunden aus MEINEM ORT müssen trotzdem 20 Minuten Auto fahren, um an ihre Pakete zu kommen.
Als ich dann vor der Eröffnung auch noch Werbung machte, mit einem Flyer, in dem u. a. ein gezeichnetes, gelbes Comic-Postauto mit dem schwarzen Posthorn drauf zu sehen war, bekam ich eine Woche später sogar einen Anruf, "Sie dürfen nicht mit dem Posthorn und dem Wort "Post" werben. Sie verkaufen keine Post-Dienstleistungen." Aha - Briefmarken - haben nichts mit Post zu tun. Klar. Oder nicht. Nö.
Fazit: Durch diesen total ungenügenden Service-Umfang fühlen sich die Kunden fast schon verarscht. Man bekommt einen Aufsteller für den Bürgersteig (also einen Kundenstopper) mit Plakaten mit DHL-Logo drin, bekommt große DHL-Aufkleber für die Glastür, man hängt eine DHL-Fahne vor die Tür, also verstehen es die Leute als "Post". Paketshop hin oder her, es ist und bleibt in den Augen der Leute eine "Post", nichts anderes.
Als Folge bleibt so langsam die Post-Kundschaft aus, und es ist für sie auch völlig unverständlich: "Der kann ja nix, der darf ja nix machen", so heißt es inzwischen. "Wenn du was zurückschicken musst, kannste da hingehen, aber sonst..." So denken inzwischen viele Leute, ob hier auf dem Dorf oder in der Stadt - ein Freund mit einem Paketshop in seinem Geschäft in echter TOP-Lage in einer größeren Stadt hatte anfangs superviele Kunden (Zitat:"Mindestens EIN Postkunde ist immer im Laden"), inzwischen verlieren sich nur noch "Zwei Dutzend Post-Kunden täglich" in seinen Laden.
Ein Trost für alle Postagentur-Betreiber, die auch den vollen Service bieten dürfen und die dafür auch geschult wurden: Keine Angst: Die Paketshops sterben weg. Und falls nicht: Der Kunde kommt sowieso zurück zu Euch, weil er in Paketshops nix kriegt. Bevor sich jemand fragt, warum ich den Paketshop immer noch geöffnet habe: Alle älteren Menschen im Ort finden es prima, wenn sie für eine 62er-Marke keine 10 Euro zusätzlich für 15km Busfahrt investieren müssen.
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