Sinnvoll Buch mit mehreren Protagonisten zu schreiben?

vom 12.09.2015, 16:36 Uhr

Eine Bekannte von mir studiert Deutsch auf Lehramt und schreibt neben ihrem Studium auch an einem Buch. Ich habe sie auch schon häufiger gefragt, ob ich es lesen darf, sie hat es aber erst vor kurzem erlaubt. In dem Buch geht es um mehrere Personen gleichzeitig, die alle unter den Folgen einer Umweltkatastrophe und des Klimawandels leiden. Insgesamt sind es vier Protagonisten aus unterschiedlichen Teilen der Erde.

Eigentlich ist es geschickt das Geschehnis aus mehreren Blickwinkeln zu beleuchten, in dem man sich Menschen aus unterschiedlichen Erdteilen aussucht. Aber ich fand es sehr verwirrend, dass es vier Protagonisten gibt und die Kapitel auch nicht vorgeben, von wem man lesen wird. Erst nach einigen Zeilen versteht man, um wen es geht.

Findet ihr es geschickt ein Buch zu schreiben, in dem es mehrere Protagonisten gibt? Ist das bei bestimmten Themen zu empfehlen oder kann dies mitunter auch dazu führen, dass das Buch wenig Erfolg hat, da viele Menschen es verwirrend finden?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn man das einfach nur deshalb macht, weil man ich nicht entscheiden kann, welche Figur man am besten findet, dann ist das sicher nicht zu empfehlen. Wenn man aber eine gute und tragfähige Idee hat, warum das Thema aus verschiedenen Perspektiven dargestellt werden muss und die Story davon profitiert, kann man das machen.

Aber man muss es eben können. Wenn jemand Ahnung von Literatur hat und davon gehe ich aus, wenn man Literaturwissenschaft studiert, dann ist man sicher in der Lage, das gelungen umzusetzen. Es ist sicher eine Frage der Technik und auch nichts für Hobbyautoren, die sich einfach ausprobieren wollen, aber keine Ahnung haben, wie man so eine experimentelle Perspektive unter Kontrolle hält.

Andererseits ist es auch eine Frage, für welche Zielgruppe man das Buch schreibt. Für Leseanfänger würde ich das nicht machen. Da haben die lieben Kleinen schon genug damit zu tun zu entschlüsseln, welche Worte hinter den Buchstaben stecken. Aber ab dem Jugendbuch könnte das klappen, wenn die Perspektive für das Buch etwas gutes tut.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Wenn ein Buch mit mehreren Protagonisten nach seiner Fertigstellung, beziehungsweise in der Endfassung, immer noch so verwirrend ist, dass man absolut nicht kapiert, was gerade passiert dann muss man das leider ganz allein dem fehlenden Talent des entsprechenden Autors zuschreiben. Normalerweise sollte es nämlich kein Problem sein, einer Handlung mit mehreren Hauptdarstellern zu folgen.

Es gibt ja auch viele Beispiele aus dem Film-Bereich, wo dieser Erzählstil gerne angewendet wird. Dieser ermöglicht dem Leser oder Zuschauer, wenn es schlau und schlüssig ausgeführt wurde, noch tiefer in das Geschehen einzutauchen, da ihm mehrere Perspektiven zur Verfügung gestellt werden. Das kann durchaus zu einem noch intensiveren Leseerlebnis führen und zu einer gewissen Spannung beitragen.

Wie schon geschrieben, kann es aber auch sein, dass auf diesen Erzählstil zurückgegriffen wird, weil man es nicht schafft, einem Hauptcharakter genügend Eigenleben einzuhauchen, damit dieser die Geschichte alleine schultern kann. Das ist dann leider dem Unvermögen des entsprechenden Autors zuzuschreiben.

Generell mag ich solche Geschichten aber hin und wieder ganz gerne. Zwar bevorzuge ich in der Regel Bücher, in denen es eine oder maximal zwei Hauptcharaktere gibt. Weil diese im Mittelpunkt stehen, werden ihre Charaktere und Beweggründe meistens ausführlicher beschrieben, wodurch ich mich besser in sie einfühlen kann. Aber auch mehrere Protagonisten sind eine willkommene Abwechslung, da bei diesen Büchern meistens das Geschehen an sich im Mittelpunkt steht und nicht die Charaktere.

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe schon sehr viele Bücher gelesen, die mehrere Protagonisten hatten, wobei ich solche Bücher nun auch nicht unbedingt ungewöhnlich finde. Das Buch, welches ich gerade unter anderem lese, hat auch zwei Protagonisten, wobei es sich um ein Paar handelt. Man erfährt dann immer alles aus beiden Sichtweisen und weiß dann immer, wie sich beide fühlen, was ich sehr interessant und spannend und auch passend finde.

Ich habe aber auch schon Bücher mit drei oder vier Protagonisten gelesen, welche ich auch gut fand. Nur zu viele Protagonisten sollten es natürlich nicht werden. Mehr als vier fände ich dann doch eher verwirrend und einfach zu viel. Immerhin erfährt man dann ja auch gar nicht mehr so viel von den einzelnen Personen, was wirklich schade ist. Es kann ja sein, dass man zwischendurch hunderte von Seiten nichts mehr über eine Person liest, wenn dazwischen quasi immer die anderen Protagonisten dran sind. Da vergisst man dann zwischenzeitlich auch wieder, was einer Person so passiert ist und was sie erlebt hat.

Ein Buch mit mehreren Protagonisten zu schreiben ist schwerer, als nur einen Protagonisten zu wählen, wie ich finde. Die Handlungen müssen ja alle in sich stimmig und aufeinander abgestimmt sein. Es muss dabei natürlich auch immer klar sein, von wem gerade die Rede ist, wobei das normalerweise ja auch immer auf der entsprechenden Seite drauf stehen sollte. Und am besten müssen die Schicksale so miteinander verflochten werden können, dass sich die Figuren dann treffen und es nur noch einen Handlungsstrang am Ende gibt, so dass eben auch nur ein Ende erzählt werden muss und nicht gleich vier auf einmal.

Sinnvoll kann es schon sein, aber ich würde das vermutlich nun auch nicht gleich beim ersten Buch machen, weil ich es eben schwieriger finde. Allerdings spricht ja auch nichts dagegen, das einfach einmal auszuprobieren. Wenn du das Buch jedoch verwirrend findest, dann sollte deine Bekannte aber auf jeden Fall noch ein wenig daran arbeiten.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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