Wegen Flüchtlingen Angst um Freundin haben?

vom 30.10.2015, 08:52 Uhr

Mein Freund arbeitet in einer Kleinstadt mit knapp 18.000 Einwohnern, die etwa 20km von seiner Großstadt entfernt ist. Er hat einen Arbeitskollegen, der in dieser Kleinstadt mit seiner Freundin zusammen lebt und mit dem sich mein Freund ab und zu in der Firma unterhält. Jetzt sollen in diese Kleinstadt knapp 800 Flüchtlinge aufgenommen werden, wobei der Arbeitskollege zu meinem Freund gesagt hat, dass er jetzt Angst um seine Freundin hätte und sie nicht mehr alleine herum spazieren lassen will und sie deswegen lieber begleitet oder durch die Gegend fährt, was früher (ohne Flüchtlinge) absolut kein Problem war.

Als mein Freund mir das erzählt hat, war ich schon fast sprachlos, so lächerlich finde ich das. Ich meine, es ist eine Sache, wenn man als Mann beispielsweise pauschal nicht möchte, dass seine Partnerin ab einer gewissen Uhrzeit durch die Gegend strolcht. So ist es bei meinem Freund und mir. Er möchte nicht, dass ich alleine draußen herumlaufe, wenn es nachts dunkel ist. Aber ihm ist das total egal, wo ich dabei bin und wie viele Flüchtlinge, Ausländer oder Einheimische dabei sind. Denn schließlich kann immer etwas passieren und man weiß nie wo der nächste Verbrecher zufällig herumstrolcht. Daher holt mich mein Freund auch immer ab, wenn es dunkel ist und mich stört das auch nicht.

Aber mich stört so ein bisschen, dass wieder direkt die Flüchtlinge stigmatisiert werden. Als ob nur die Flüchtlinge "Verbrecher" sind und Frauen belästigen. Das ist so ein dämliches Vorurteil, welches von den Medien auch noch geschürt wird.

Wie denkt ihr darüber? Könnt ihr die Sichtweise vom Kollegen meines Freundes nachvollziehen?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Dieses Bild der Flüchtlinge ist geprägt von Vorurteilen. Das haben die Menschen, die da oft vor unsäglichem Leid fliehen, nicht verdient.

Natürlich können wir davon ausgehen, dass unter den Abertausenden, die da kommen, auch ein paar nicht ganz so gesetzestreue Bürger dabei sind. Das ist normal. Jedes Land, jedes Volk beherbergt auch Menschen, die sich nicht an gesetzliche und gesellschaftliche Regeln halten. Die müssen eben rechtzeitig erkannt werden, bevor sie Schaden anrichten können.

Auch unsere Werte sind wohl auf viele nicht eins zu eins übertragbar. In solchen Fällen müssen wir eben dafür sorgen, dass klar ist: In unserem Land regieren auch unsere Regeln, das ist klar. Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Normalität von Homosexualität etc. könnte für ein paar Menschen wirklich ein Problem darstellen. In diesem Fall muss dann sofort der westliche Standpunkt zementiert werden.

Von Einzelfällen mit Übergriffen ausgehend aber gleich die Gesamtheit zu verurteilen, halte ich für gefährlich. Wie soll denn so ein vernünftiges Zusammenleben möglich sein?

» Pumpkin » Beiträge: 20 » Talkpoints: 7,39 »


Da haben die Rechten doch eine gute Leistung hingelegt, wenn nun wirklich so ein Bild entstanden ist. Ich finde das sehr traurig und absolut bescheuert, wenn man so von anderen Menschen denkt. Es ist einfach lächerlich, dass Menschen denken, dass man ein schlechter Mensch ist nur weil man flüchten musste. Ich meine das kann ja jedem passieren, dass man flüchten muss.

Ich würde mir da auch von meinem Mann nicht reinreden lassen. Immerhin muss man doch selber entscheiden, wann man unterwegs sein möchte und unterwegs sein muss. So musste ich beispielsweise auch schon nachts zur Arbeit laufen, weil da noch nichts gefahren ist. Mein Partner fand das natürlich auch nicht extrem klasse, aber manchmal kann man das einfach nicht ändern.

Ich denke aber nicht, dass man nun Angst haben muss, dass der Freundin etwas passiert nur weil Flüchtlinge in die Stadt kommen. Solche Vorurteile kann ich auch nicht verstehen und finde es viel zu kurz gedacht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Hier gibt auch es auch ab und an die Behauptungen, dass die bösen Flüchtlinge die Frauen angraben. Und das von Leuten, die absolut keine rechte Gesinnung haben, aber denen das angeblich selbst passiert wäre. Ich bin zwar selten in der Innenstadt, aber auch da passiert mir das nicht. Und ich bin schon mehreren männlichen ausländischen Personen mitten in der Nacht begegnet und sie haben mir freundlich auf dem Gehweg Platz gemacht, als sie merkten, dass ich wesentlich eiliger unterwegs war, als sie selbst.

Vor kurzem war eine meiner Töchter mit einer Freundin im Kino. Nach dem Film wurde es schon dunkel. Vom Kino bis zum Bus ist es ein Stück zu laufen und es gab auch da keine Vorfälle. Die beiden Mädels sind knapp 13 und wären damit doch ein Ziel für entsprechende Anmachen gewesen. Deswegen frage ich mich dann immer in welchen dunklen Gassen diese Leute unterwegs waren, wenn ihnen solche Dinge passiert sind.

Wobei eben 800 Flüchtlinge nicht gleich bedeuten, dass nun der Ausnahmezustand ausgerufen werden muss. Ich will gar nicht abstreiten, dass es da auch Probleme geben wird, die vorher nicht da waren. Aber meist entwickeln sich die Konflikte ja untereinander, so dass der normale Bürger gar nicht betroffen ist. Dazu wissen wir auch nicht, wie sie untergebracht werden.

Denn es ist mittlerweile ja nachgewiesen, dass es in den Orten mit dezentraler Unterbringung wesentlich weniger Probleme gibt, als da wo sie wie Tiere auf engsten Raum zusammen leben müssen. Auch weiß man nicht, wie die Kommune insgesamt damit umgehen wird. Denn Flüchtlinge dürfen ja auch für die Kommune Arbeiten verrichten und wenn diese Möglichkeiten genutzt werden können, sind sie auch viel entspannter, weil sie nicht nur den Tag irgendwie verbringen müssen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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