Sich Bücher kaufen, um das andere Geschlecht zu verstehen?

Bei meiner Freundin lag kürzlich ein Buch auf dem Wohnzimmertisch, wobei es sich dabei um eine Art Ratgeber über Männer handelte. Meine Freundin ist schon seit einiger Zeit Single, wobei sie mir erzählte, dass ihr das Buch vielleicht dabei helfen könnte, das andere Geschlecht besser zu verstehen und so vielleicht auch einen Partner zu finden. Sie hätte das Buch nun auch schon zur Hälfte durch und sei völlig begeistert über die neuen Erkenntnisse.

Habt ihr euch auch schon einmal Bücher gekauft, um das andere Geschlecht besser verstehen zu können und um auf diese Weise mit euren neuen Erkenntnissen vielleicht auch einen Partner finden zu können?

Wenn ich etwas über das andere Geschlecht wissen will, brauche ich kein Buch. Ich habe einen Partner, mit dem ich darüber reden kann und auch einen besten Freund, der da sehr ehrlich ist. Ich würde es schon ein bisschen albern finden für so ein Buch Geld auszugeben. Solche Ratgeber finde ich auch nicht besonders spannend, weil da ja auch nur ein Mensch seine Meinung notiert hat und das kann dann schon auch nicht zutreffend sein.

Ich finde solche Bücher schon sehr interessant. Oft sind einige Denkansätze enthalten, die einem vorher noch nicht bewusst waren. Aber ob sich das nun tatsächlich positiv auf die Beziehung auswirkt? Meist werden in solchen Büchern ja bestimmte Stereotype abgehandelt, die im Alltag dann nicht einfach so auf den individuellen Charakter des Partners oder der Partnerin angewandt werden können. Für Denkanstöße sind solche Bücher aber sicherlich zu gebrauchen.

Lustig finde ich es allerdings manchmal, wenn eine Person des anderen Geschlechts der Schriftsteller ist und vollmundig verkündet, er oder sie würde den Lesern die Geheimnisse der anderen Geschlechts offenbaren. Gerade diese Werke haben dann oft wirklich nichts mehr mit der Realität zu tun und die armen Menschen, die versuchen, sich akribisch an die angepriesenen Tipps und Tricks zu halten, erwartet wohl oder übel eine Bauchlandung, wenn dem Partner die ungelenken Versuche auffallen. Allerdings ist das doch auch ein schöner Anlass, um gemeinsam zu lachen.

Also, ich bin ein Mann. Und ich muss zugeben, dass ich auch schon einige Ratgeber über das weibliche Geschlecht gelesen habe. Meine Meinung könnt ihr euch sicher denken: Ich glaube schon, dass solche Ratgeber einen Nutzen haben. Aus drei Gründen:

1. Zwischen Männern und Frauen bestehen verhaltensmäßige Unterschiede.

2. Männer und Frauen verstehen sich oft selbst nicht recht. Sie wissen nicht, warum sie so handeln wie sie handeln. Frauen betonen z.B. häufig, dass sie einen lieben, netten, hilfsbereiten Mann wollen. Erotische Gefühle und körperliche Lust werden aber eher von einem anderen Männerschlag ausgelöst. Es ist also sinnvoll, das Phänomen (der Attraktivität und des sexuellen Interesses) psychologisch zu durchleuchten.

3. Das Gefühl, das andere Geschlecht ein bisschen besser verstanden zu haben, motiviert den Leser (oder die Leserin). Dabei ist es - ironischerweise - sogar zweitrangig, ob die Einsichten, die das Buch vermittelt, tatsächlich wahr sind. Allein die Vorstellung, das andere Geschlecht besser zu verstehen, lässt das eigene Selbstbewusstsein steigen. Und dadurch tritt man beim nächsten Flirt souveräner auf.

Es gibt - wohlgemerkt - sehr viel Schrott auf dem Flirt-Buch-Markt. Das Buch, das deine Freundin liest, scheint ja ganz gut zu sein; anderenfalls wäre die Leserin wohl nicht so begeistert.

Unter den Flirt-Ratgebern für Männer steht - für mich - "Spielprinzip" (von Giacomo Materna) unangefochten an der Spitze. Das Buch ist so scharfsinnig, schlüssig, lustig und spannend, dass ich aus dem "Aha"-Sagen gar nicht mehr rausgekommen bin! Männern kann ich - in dieser Hinsicht - also "Spielprinzip" empfehlen.

Nur, weil in manchen Büchern das andere Geschlecht erklärt wird muss das nicht heißen, dass das auch wirklich so stimmt. Ich habe früher sehr gerne Literatur gelesen, die die Denkweise von Männern beleuchten sollte und als ich dann mit meinem Freund zusammen gekommen war, wollte ich eben wissen, ob das bei ihm auch so anwendbar ist. Es hat sich aber herausgestellt, dass die "Antwort" auf die Frage wie Männer ticken und denken, nur in den seltensten Fällen mit meinem Freund kompatibel war. Daher vertraue ich solchen Büchern auch nicht mehr so wirklich.

Schließlich wird da nur von einem bestimmten Stereotyp ausgegangen und Menschen sind nun mal Individuen. Daher ist solche Literatur zwar sehr amüsant so als Freizeitbeschäftigung, aber so ernsthaft würde ich das nicht alles glauben, was da steht.