Rund um die Reinlichkeitserziehung

Unser Sohn steckt mit seinen knappen 2,5 Jahren gerade in einem Alter, in dem viele Eltern an Sauberkeiterziehung denken. Auch unser Sohn geht bereits eifrig auf die Toilette (seit etwa einem halben Jahr), sagt aber nie, dass er auf die Toilette muss oder wenn er "groß" in die Windel gemacht hat.

Von einer Freundin habe ich nun ein Buch namens "Wie Kinder sauber werden können" bekommen und es auch schon durchgelesen. Es standen sehr viele hilfreiche Tipps darin, die ich nicht gekannt habe und auch sofort umsetzen möchte. Mit dazu gehört beispielsweise, dass man das Kind lobt, wenn es mit einer nassen Hose kommt. Denn so hat es zumindest gespürt, dass die Hose nass ist und traut sich auch beim nächsten Mal wieder etwas zu sagen.

Was mich allerdings sehr überrascht hat, ist die Tatsache, dass das Durchschnittsalter bei 30 Monaten liegt (Sauber nur untertags). Ich arbeite selbst als Kindergärtnerin mit Kindern im Alter von 1 bis 3 Jahren und habe kaum ein Kind gesehen, dass mit 2,5 Jahren bereits sauber war. Wie sind eure Erfahrungen damit?

Weiteres hat mich in dem Buch die Tatsache überrascht, dass Kinder angeblich zuerst das "große Geschäft" beherrschen. Unser Sohn sagt zwar weder bei "groß" noch "klein" etwas zu uns, aber er setzt sich sehr gerne auf die Toilette und macht auch jedes Mal Pipi hinein- er bemüht sich richtig, dass zumindest ein paar Tropfen kommen. Auch in den letzten Jahren im Kindergarten kann ich mich an kein Kind erinnern, dass es zuerst beherrscht hat, das große Geschäft zu erledigen und dann erst das kleine Geschäft. Wie sind eure Erfahrungen hiermit?

Ich denke schon das es Kinder gibt, die mit 2,5 Jahren schon sauber sind. Das kommt eben individuell auf das Kind an. In unserem Kulturkreis haben die Kinder mit der Reinlichkeitserziehung gewissermaßen auch Zeit, denn Windeln kann sich jeder leisten und sie gehen nicht so ins Geld.

In anderen Kulturkreisen bekommen die Babys Windeln aus Stoff und das ist viel Aufwand für die Frauen. Deswegen liegt ihnen mehr daran, dass das Kind schnell zur Reinlichkeit erzogen wird. Mitunter werden die Kinder also auch mal mit einem Klapps auf den Popo bestraft, wenn sie nicht machen wie man will. So geht das mit der Reinlichkeitserziehung natürlich deutlich schneller.

In erster Linie denke ich, sollte man sich und das Kind nicht unter Druck setzen, was das Thema Reinlichkeit betrifft. Ich denke, dass jedes Kind anders ist und, deshalb auch jedes Kind nicht urplötzlich mit zwei keine Windeln mehr brauch und auf die Toilette gehen kann. Jedes Kind ist eben unterschiedlich und man sollte eben auf jedes Kind individuell eingehen.

Es gibt natürlich Tipps und Tricks, die es eben leichter machen können, damit das Kind eben schneller lernt, auf die Toilette zu gehen. Solche Tipps und Tricks sind aber eben auch kein Wundermittel, sondern eben nur kleine Hilfen, die den Weg zum Erlernen erleichtern sollten. Und natürlich funktionieren diese Tricks und Tipps nicht bei jedem Kind. In erster Linie finde ich es aber eben auch wichtig, dass man das Kind nicht ausschimpft, wenn mal die Hose nass ist. Die Kinder müssen eben wissen, dass sie keinen Ärger bekommen, wenn sie in die Hose machen.

Aber loben würde ich das Kind eben auch nicht, wenn es in die Hose gemacht hat. Dadurch könnte das Kind doch denken, dass es richtig ist, in die Hose zu machen, anstatt auf die Toilette zu gehen. Ich habe meinen Kindern eben immer gesagt, dass das nicht schlimm ist, wenn sie in die Hose gemacht haben. Dann hab ich sie eben ausgezogen, wir sind noch einmal zusammen auf die Toilette gegangen, dann habe ich sie gewaschen und dann gab es eben neue Kleidung an. Aber es gab eben kein Ärger und, aber auch kein Lob. Ich habe es eben als "Normal" angesehen und ihnen eben gesagt, dass das vielleicht beim nächsten Mal besser klappt.

Meine drei Kinder sind sieben, fünf und zwei Jahre alt. Meine Große war tatsächlich schon kurz nach ihrem zweiten Geburtstag komplett trocken. Wir waren bei meinen Eltern im Garten, es war sehr warm. Da war sie dann der Meinung, sie brauch keine Windel mehr und ist seitdem auf die Toilette gegangen, auch nachts. Von einem Tag auf den anderen kam der Sinneswandel einfach und wir haben keinen Druck oder desgleichen ausgeübt. Wir hatten sie zu Hause des Öfteren ohne Windel laufen lassen und haben sie ab und zu mal auf das Töpfchen oder auf die Toilette gesetzt, aber das war es dann auch schon.

Bei meinem mittleren Sohn war es nicht so einfach, ihn die Windel abzugewöhnen. Er war auch erst kurz vor seinen dritten Geburtstag tagsüber so weit, ohne eine Windel auszukommen. Auf langen Wegen und in der Nacht benötigte er aber auch noch eine Windel. Und ab und zu hat er auch in die Hose gemacht, zum Beispiel, wenn er zu Hause gespielt hat, dann hat er eben mal vergessen auf Toilette zu gehen und, dann gab es eben eine nasse Hose. Komplett ohne Windel kam mein Sohn aus, als er knapp dreieinhalb Jahre alt war.

Mein Kleinster im Bunde tut sich am schwersten damit, ohne Windel auszukommen und die Toilette oder das Töpfchen zu verwenden. Er wird nun im Januar drei Jahre alt und er kann sein kleines und sein großes Geschäft noch nicht beherrschen. Er sagt, zwar bescheid, wenn er ein großes Geschäft in die Windel gemacht hat, aber auch erst, wenn er damit fertig ist.

Wenn ich ihn ab und zu ohne Windel zu Hause herumlaufen lasse, dann macht er sein kleines Geschäft meist dahin, wo er geradesteht. Und er freut sich dabei auch noch und schaut dabei zu, was natürlich auf eine Art und Weise ziemlich witzig ist. Aber ich weiß eben auch, dass er früher oder später ohne Windel auskommen wird. Und das solch ein Lernprozess eben Zeit braucht und, dass einige Kinder weniger Zeit benötigen und andere Kinder wiederum viel Zeit benötigen.

Ich bin da ehrlich gesagt eher der Meinung, dass mit den Wegwerfwindeln die Eltern faul werden. Und man kann Kinder auch ohne Druck mit 2 bis 2,5 Jahren sauber haben. Zumindest meine Kinder waren mit knapp über 2 Jahren am Tag soweit, dass die Hosen nicht mehr nass wurden und mit etwa 2,5 Jahren dann auch in der Nacht.

Allerdings finde ich es unsinnig die Kinder zu loben, wenn sie in die Hose gemacht haben. Es sollte reichen, wenn man deswegen nicht schimpft. Meine Kinder haben, wenn sie in der Nacht doch mal ins Bett gemacht haben, erst mal immer geweint. Meine Reaktion war da nur, dass sie nicht weinen brauchen, aber die nassen Sachen ausziehen. Auch ohne Lob haben sie so viel Vertrauen gehabt, dass sie das nächste Malheur nicht versucht haben zu vertuschen.

Begonnen mit dem Töpfchen habe ich als sie allein sitzen konnten. Da waren sie noch nicht mal ein Jahr. Als sie sich daran gewöhnt hatten, dass man sich da drauf setzt, bin ich dazu über gegangen, ihnen zu lernen, dass man nach dem Schlafen erst mal zur Toilette beziehungsweise auf das Töpfchen geht. Klar, sie hören dann, wenn die Mama ihr Geschäft erledigt und strengen sich an, dass es auch klappt.

Es war insgesamt alles immer sehr spielerisch, aber am Ende von Erfolg gekrönt. Nur verpassen leider auch viele Eltern den Moment, wenn das Kind signalisiert, dass es gar keine Windel mehr tragen mag. Dann heißt es immer, dass man keinen Druck macht und das Kind ja noch Zeit hat. Wobei das für mich einfach nur ein Schönreden der Situation ist.

Ich habe schon oft gehört und gelesen, dass es einem Kind sogar schaden kann, wenn man es zu früh ans Töpfchen gewöhnt. Die meisten Kinder fangen erst mit zwei Jahren an den Zusammenhang zwischen dem "Drang" und der vollen Windel zu verstehen. Natürlich gibt es da Ausnahmen.

Meine kleine Nichte wollte zB. immer auf die Toilette, wenn ihre große Schwester auf Toilette gegangen ist. Aber nicht einfach nur mit in den Raum, sondern wirklich immer auch auf dem Töpfchen sitzen und so hat sie sich nach und nach selber von der Windel abgewöhnt. Sie hat mit 20 Monaten tagsüber schon keine Windel getragen.