Wer ist in eurer Beziehung anhänglicher?

In einem anderen Thread erzählte ich ja schon, dass mein Schwiegervater mich für deutlich "klettiger" gehalten hat, als ich eigentlich bin. Mit "klettig" meine ich in diesem Kontext, dass eine Person besonders anhänglich ist und nicht von ihrem Partner getrennt sein möchte. Das muss nicht unbedingt abwertend oder sonst irgendwie negativ gemeint sein, ganz neutral einfach, nur um Missverständnissen vorzubeugen.

Wenn ich meinen Partner und mich so anschaue, dann würde ich sagen, dass mein Partner deutlich anhänglicher ist als ich. Denn bei ihm ist es oft so, dass er nicht ohne mich seine Geschwister oder seine Eltern besuchen möchte und immer darauf besteht, dass ich mitkomme. Es ist selten, dass er dann doch ohne mich fährt, meistens ist das dann wegen technischen Problemen oder wenn ich wegen Arbeit oder Uni nicht in der Stadt bin.

Es ist nicht so, dass er ohne mich komplett aufgeschmissen wäre oder so. Er ist trotzdem selbstständig und weiß was er will und wie er es erreichen soll. Aber wenn er die Wahl hat, scheint es ihm doch lieber zu sein, wenn ich in der Nähe bin. Vielleicht wirkt das beruhigend auf ihn oder so. Ich habe ihn nie gefragt.

Wie ist das bei euch? Wer von euch beiden ist in eurer Beziehung anhänglicher als der andere? Ihr, oder euer Partner? Oder hält sich das in der Waage?

Ich bin in unserer Beziehung deutlich anhänglicher, wobei das aber wohl auch mit der Familie zusammenhängt. Außer zu meinen Eltern habe ich überhaupt keinen Kontakt zu irgendwelchen Verwandten von mir, so dass es für mich schon schlimm ist, an Weihnachten oder anderen wichtigen Feiertagen ohne meinen Freund zu sein. Ich fühle mich dann schnell allein, zumal meine Freunde eben auch nicht immer Zeit haben und das Verhältnis zu meinen Eltern leider auch nicht so gut ist.

Mein Freund hat zwei Brüder, wobei er mit beiden einen sehr intensiven Kontakt hat. Die Freundin des Bruders ist dann auch meistens dabei, wenn er seinen Bruder besucht, wobei er sich mit ihr auch gut versteht. Dann gibt es noch seine getrennt lebenden Eltern, mit denen mein Freund viel Kontakt hat und sich gut mit ihnen versteht, zahlreiche andere Verwandte und einen riesigen Freundeskreis. Im Prinzip könnte mein Freund eben ständig jemanden um sich herum haben und kennt es auch nur so, dass er ständig jemanden um sich herum hat, wenn er in die Heimat fährt. Von daher ist es für ihn weniger ein Problem, allein Freunde oder Verwandte zu besuchen.

Ich denke, dass ich meinen Freund auch schneller vermisse, als er mich. Er hat aber eben mehr Kontakt mit anderen Menschen, als ich, so dass er da auch schneller abgelenkt ist. Alles in allem sind wir beide aber keine Kletten und lassen uns gegenseitig genügend Freiraum. Auch wenn es Tage gibt, an denen wir uns den ganzen Tag über sehen, kommt es dennoch vor, dass man sich dann wieder wenige Tage nicht sieht. Solange es nun aber nicht mehr als eine Woche ist, ist das ja kein Problem und damit kommen wir beide auch ganz gut zurecht.

Wir sind eigentlich beide gleich anhänglich und verbringen deswegen auch viel Zeit miteinander, wobei wir beide auch ohne den Partner klarkommen, aber es ist für uns beide eben schöner zusammen zu sein. Wir fühlen uns auch schnell alleine, wenn wir nicht zusammen sind und vermissen uns dann auch, wenn wir gerade nicht beieinander sein können. Ich finde das sehr gut, dass wir da gleich empfinden und nicht einer mehr will als der andere Partner.

Mein Partner ist ein wenig anhänglicher als ich. Ich finde das auch gar nicht weiter schlimm. Ich brauche sehr viel Freiraum und habe auch gar nichts dagegen, wenn wir uns mal die ganze Woche nicht sehen oder so. Das findet mein Freund nicht gut und reagiert darauf oftmals wütend. Er denkt dann, dass ich ihm nichts bedeute.

Er hat auch etwas dagegen, wenn wir unsere Freizeit unterschiedlich gestalten und ich an Tagen wo ich etwas mit ihm unternehmen könnte etwas mit meinen Freunden mache. Wenn ich unterwegs bin, muss ich mich alle paar Stunden bei ihm melden, da er sonst sauer ist und sich Sorgen macht.

Ich finde aber dennoch, dass es sich bei uns in Grenzen hält. Ich finde es generell nicht so toll, wenn der Partner übermäßig anhänglich ist. Sowas nervt mich und da denke ich mitunter schon eher mal an eine potentielle Trennung, als das ich das gut finden würde. Andere Menschen wiederum finden es auch schade, wenn der Partner nicht anhänglich ist.

Bei uns wechselt sich das nach Phasen ab, man kann das gar nicht so genau sagen, wer anhänglicher ist. Wenn wir uns gestritten haben, wird mein Partner schnell bockig und zieht sich zurück. Dann kann es auch sein, dass er eine Woche nichts von mir wissen will.

Sich eine Woche nicht zu sehen, finde ich nicht weiter schlimm, aber absolute Funkstille und dann auch noch in so schlechter Stimmung setzt mir schon zu. Dann werde ich eher zur "Klette" und schreibe ihm, bzw. telefoniere ihm hinterher, um mich möglichst schnell zu vertragen und das Problem aus der Welt zu schaffen.

Im Alltag ist aber er anhänglicher. In 90% der Fälle ist er derjenige, der mir simst, anruft oder fragt, wann wir uns wieder sehen wollen. Das finde ich aber auch angenehm, weil ich mich von mir aus ungern melde. Ich werde dann schnell unsicher und habe Angst, er könnte mich für anhänglich halten.