Nach Trennung alles mit Ex-Partner verbinden?

Ein guter Freund von mir hat sich vor einigen Wochen von seiner Partnerin getrennt und mittlerweile auch eine neue Wohnung bezogen. Diese liegt in einem ganz anderen Teil unseres Landkreises, wofür er sich auch ganz bewusst entschieden hat.

Er konnte einfach nicht mehr in der alten Gegend wohnen bleiben, da er so viele Orte, Straßen und dergleichen mit seiner Ex-Partnerin in Verbindung gebracht hat. Nun meinte er aber bei einem Telefonat neulich, dass ihm dies selbst mit vielen Lebensmitteln, Fernsehsendungen, Möbelstücken und vielen anderen Dingen so geht.

Teilweise kann ich sein Empfinden durchaus nachvollziehen. Gerade was den Wohnort betrifft, möchte man nach dem Ende einer langjährigen und intensiven Beziehung ja nicht unbedingt dort verbleiben.

Dass er dieses Gefühl nun aber auf so viele Bereiche seines Lebens bezieht und teilweise auch auf nichtige Sachen wie einzelne Gerichte, kann ich nicht unbedingt nachvollziehen. Zumindest ging es mir selbst noch nie so.

Kennt ihr es auch, dass ihr beinahe alles oder zumindest unglaublich viele Dinge mit einem Ex-Partner verbindet? Ist dies eher normal oder schon eine Besonderheit, so viele unterschiedliche Dinge in einen solchen Zusammenhang zu bringen? Habt ihr aktiv etwas dagegen unternommen oder dauerte es nur eine Zeit, bis ihr es nicht mehr mit dem Ex-Partner in Verbindung brachtet?

Ich finde es kommt so ein bisschen auf die Umstände an. Wenn ich jetzt beispielsweise in meinem Heimatort aufgewachsen und nach dem Abschluss geblieben wäre und dann auch noch beruflich fest in der Gegend verwurzelt bin, würde ich bestimmt nicht einfach da weggehen, nur weil es zu einer Trennung in der Beziehung gekommen ist. Ich meine, die ganze Familie und die Freunde sind ja auch da, sodass ich bei einer Trennung nicht immer den Ex-Partner mit allem assoziieren würde.

Aber wenn man extra quer durchs halbe Land zu seinem Partner zieht, in seinem Wohnort keine Freunde und keine Familie hat, dann könnte ich mir schon vorstellen, bei einer Trennung dort wegzuziehen und woanders neu anzufangen. Denn in dem Fall würde mich nichts in der Gegend halten.

Ich denke, dass man immer alles mit dem Ex verbindet, wenn man noch an ihm hängt. Ich habe mich damals von meinem Partner getrennt und deswegen habe ich gedanklich auch nichts mit ihm verbunden, weil ich schlichtweg durch mit ihm war. Ich habe dann auch nach der Trennung noch eine Weile im selben Haus wie er bei meinen Eltern gewohnt und trotzdem war da kein Moment, wo ich beim Anblick bestimmter Dinge an ihn denken musste.

Unsere Beziehung war auch trotz den Jahren, die wir zusammen waren, nicht so besonders innig. Ich habe es nicht als so schön empfunden und deswegen erinnere ich mich da auch nicht dran.

Sicherlich gibt es einige Dinge, die man mit dem Ex verbindet. Bei mir sind das einige wenige Lieder, die in unserer damaligen Beziehung prägend waren. Aber da hört das Verbinden bei mir auch schon auf. Ich musste damals weit flüchten, um Ruhe und Abstand zu bekommen. Stalker wurde man damals noch nicht los.

Ansonsten hätte ich in der ehemals gemeinsamen Wohnung bleiben können, das hätte mir nichts ausgemacht. Bei mir war es dann eher so, dass ich mich immer total gefreut habe, wenn ich in mein gewohntes Umfeld zurückkommen konnte.

Damals haben mir die Straßen meiner Heimatstadt, das Gelände zum Ausreiten und für die Gassigänge mit dem Hund, meine Eisdiele, mein Grieche und meine Stamm-Diskothek total gefehlt. Dabei waren gerade diese Geschäfte für viele Jahre "unsere" Geschäfte gewesen. Aber an den Ex hat mich da nichts sonderlich erinnert. Ich war einfach nur froh, als zumindest so weit Ruhe eingetreten war, dass ich endlich ganz zurückkommen konnte und nicht nur für kurze Besuche.

Ich denke auch, dass man nur dann so viel mit dem Ex-Partner verbindet, wenn man noch sehr an ihm hängt und noch nicht über die Trennung hinweg ist. Immerhin ist man dann ohnehin in einer Phase, in der man schon so viel an ihn denkt. Wenn man dann noch mit Dingen oder Ereignissen konfrontiert wird, die einen an ihn erinnern, dann muss man nur noch mehr an ihn denken.

Ich war mit meinem Ex-Partner drei Jahre zusammen, wobei ich schon kurz nach der Trennung kaum noch etwas mit ihm verbunden habe. Ich hatte schon lange vor der Trennung keine richtigen Gefühle mehr für ihn gehabt, wobei ich mich durch die Trennung quasi richtig erlöst fühlte. Ich musste dann auch nicht viel an ihn denken und es gab kaum etwas, was mich an ihn erinnerte. Sogar die Sachen, die ich während der Beziehung geschenkt bekommen hatte, konnte ich dann völlig emotionslos benutzen, ohne dass es mir schlechter ging oder ich wieder besonders viel an ihn denken musste.

Wenn man einfach nicht richtig über den Ex-Partner hinweg ist, dann bringt es auch nichts, wegzuziehen oder die ganzen Sachen zu vermeiden, die einen an ihn erinnern, wie ich finde. Man wird dennoch immer wieder an ihn denken müssen und immer wieder mit Sachen konfrontiert werden, die einen an ihn erinnern. Von daher bringt es nichts, davonzulaufen. Man muss einfach versuchen, die Trennung auf einem anderen Weg zu verarbeiten und lernen, sie zu akzeptieren.