Arbeiten im Osten mehr Mütter in Vollzeit, als im Westen?
Neulich habe ich eine interessante Reportage über die Unterschiede von West und Ost in Deutschland gesehen. Dort wurde auch betont, dass die Frauen in der DDR früher teilweise etwas selbstständiger waren, als die im Westen. Das hat sich bis heute auch noch etwas gehalten. Man sieht es beispielsweise daran, dass im Westen etwa 18% der Mütter Vollzeit arbeiten und im Osten ganze 50%.
Woran kann dieser Unterschied liegen? Sind die Frauen im Osten tatsächlich ehrgeiziger und können Kind und Beruf besser organisieren? Helfen die Männer im Osten eher mit? Oder liegt es eher daran, dass man dort teilweise auch weniger verdient, als im Westen?
Allein die Kinderbetreuung ist im Osten wesentlich besser, als im Westen. Denn hier gibt es flächendeckend eine Ganztagsbetreuung, was im Kindergarten meist von 6 Uhr morgens bis Abends 17 oder 18 Uhr bedeutet. Und das eben mit entsprechenden Mahlzeiten, die das Kind dort direkt bekommt.
Im Westen gibt es dagegen noch viele Kindergärten wo die Kinder über Mittag anderweitig versorgt werden müssen. Also kann da kaum eine Mutter in Vollzeit arbeiten, weil ja dann das Kind ohne Betreuung ist. Dazu ist ja eine Frau im Osten auch damit aufgewachsen, dass die Mutter auch in Vollzeit arbeiten geht. Auch das prägt und wird eben auch sehr oft so übernommen.
Wobei sicherlich auch das Geld eine Rolle spielen wird. In einer durchschnittlichen Ostfamilie ist man oft darauf angewiesen, dass beide Partner in Vollzeit arbeiten, damit die Familie recht sorgenfrei leben kann.
So so, die Kinderbetreuung ist im Osten besser als im Westen. Kann man das so pauschal sagen? Hier werden immer mehr Erzieher/innen benötigt trotz das auf den Dörfern eine Kita nach der anderen schließt. Das sind zwei Kriterien, die dagegen sprechen. (mangelnde Erzieher/innen und Schließungen auf Dörfern)
So gut kann dann also die Betreuung nicht sein, zumal 25 Kinder auf eine/n Erzieher/in kein guter Schlüssel ist und keine gute Betreuung bedeuten kann! Das kommt häufiger vor, als man denkt. Ich komme selbst aus dem Bereich und weiß, wovon ich rede.
Desweiteren haben es Mütter hier sehr schwer, eine Stelle zu finden, von Vollzeitstellen gar nicht zu reden. Viele die ich kenne, müssen sich mit einer Teilzeitstelle und aufstockend Hartz 4 begnügen oder der Partner verdient gut, dann braucht es kein Hartz 4 & Co.
Desweiteren, welcher Arbeitgeber stellt Mütter (Vollzeit/Teilzeit) ein, wo immer die Gefahr besteht, dass das Kind mal krank wird, sofern das Kind noch recht jung ist?! Man sollte nicht immer diese guter Wessi böser Ossi Sachen hier bringen. Schließlich ist man für Flüchtlinge offen und sollte auch hier akzeptieren, dass beide "Regionen" seit 25 Jahren zusammen gehören.
Ich glaube, dass es einfach eine Frage des Geldes ist. Meiner Meinung nach kann man sich es im Westen eher leisten als Frau zu Hause zu bleiben oder nur halbtags zu arbeiten, weil die Bezahlung bei den Männern einfach sehr gut ist. Woran es dann aber tatsächlich liegt, müsste man eben durch Statistiken erarbeiten, aber mutmaßt hilft da auch nicht so viel.
@Nebula: Ich weiß ja nicht in welcher Region du lebst. Aber ich kenne mehrere Regionen in Thüringen und Sachsen, wo selbst auf dem Land keine Kindergärten geschlossen werden, weil einfach genug Kinder da sind. So pauschal kann man das nämlich nicht hinstellen, nur weil es Gegenden gibt, wo Kindergärten geschlossen werden.
Da wo ich ursprünglich herkomme, wurden zwar direkt nach der Wende zwei Kindergärten in Ortsteilen geschlossen. Aber dafür wurde der Kindergarten im Hauptort wesentlich vergrößert und die Erzieherinnen dort übernommen, die in den beiden kleinen Ortsteilen die Kinder betreut haben. Das Angebot hat sich damit also nicht verschlechtert, es wurde nur verlagert.
Auch der Ort wo meine Kinder in den Kindergarten gegangen sind, konnte seine Aufnahmekapazitäten vergrößern, nachdem man in ein anderes Gebäude umgezogen ist. Und auch das ist ländlicher Bereich, wo es laut deiner Aussage ja nur Schließungen gibt.
Der Betreuungsschlüssel liegt da nicht bei 25 Kindern. In Sachsen und Thüringen liegt er zwischen 12 und 14 Kindern. Was ja schon eine ganz andere Hausnummer ist. Das war zu meiner Zeit, vor knapp 40 Jahren noch so, dass in einer Gruppe pro Erzieherin um die 20 und mehr Kinder betreut wurden.
Also ich komme aus Sachsen-Anhalt und der normale Schlüssel ist natürlich nicht 1:25 jedoch ist es so, dass in vielen Kitas die Erzieher/innen zwischen den Gruppen hin und her wechseln, da ist ein/e Mitarbeiter/in oft mit 25 Kindern (ist ein Beispiel) alleine, auch wenn es offiziell nicht erlaubt ist.
Die Wenigsten machen den Mund auf, da man irgendwo immer angst um den Arbeitsplatz hat. Ok man kann es nicht generalisieren, aber in meiner Gegend ist es so und hier wurden in den letzten Jahren viele Kitas, sogar Schulen auf Dörfern geschlossen, teilweise auch wegen Kindermangel oder baulichen Sachen.
Ich hatte mich in meinen ersten Beitrag hier wohl etwas falsch ausgedrückt, ich meinte nicht den Schlüssel an sich, sondern dass ein Mitarbeiter auf 25 Kinder kommt, also in der Praxis.
Und da sieht halt die Praxis nicht über all gleich aus. Wie gesagt, ich kenne in verschiedenen Gegenden die Kindergärten auf dem Land und da läuft es halt anders, als bei euch in der Region. Trotzdem sind die Betreuungszeiten im Osten wesentlich besser an die Bedürfnisse der Eltern angepasst, was ja noch aus DDR-Zeiten stammt. Und damit hat eben eine Mutter im Osten auch wesentlich besser Chancen in Vollzeit zu arbeiten.
Was dann die Einstellung der Arbeitgeber dabei ist, ist wieder ein ganz anderes Thema. Wobei es auch Arbeitgeber gibt, die da kein Problem haben Mütter mit Kindern einzustellen. Vor allem dann, wenn sogar noch Großeltern vorhanden sind, die bei Krankheit auch das Kind betreuen können.
Im Betrieb meines Mannes sind viele Mitarbeiter mit kleineren Kindern. Da gehen auch die Väter ohne Probleme in die Elternzeit. Klar, sie klären es mit dem Arbeitgeber ab, dass sie ihren Anteil vorzugsweise zu der Zeit machen, wenn eh weniger Arbeit da ist. Aber es ist dort auch kein Problem dass die männlichen Angestellten selbst dann pünktlich Feierabend machen können, wenn die meiste Arbeit vorhanden ist, um ihr Kind zu betreuen.
So, ich komme aus dem Westen. Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz umfasst 25 Stunden pro Woche. Und mehr bekommt man vielfach auch nicht, weil der Kindergarten um 13 Uhr schließt. Vollzeit arbeiten klappt dann nicht.
Oft hat man hier auch Geschwister in unterschiedlichen Einrichtungen, weil kein anderer Platz zu haben war. Da bleibt noch weniger Zeit zum Arbeiten. Auch viele Grundschulen bieten die sogenannte Hortbetreuung nur bis 13 oder 14 Uhr an. Dann geht das Kind zwar immer um 8 zur Schule und kommt nicht vor eben 13 oder 14 Uhr nach Hause. Aber ganztägig ist es nicht betreut.
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