Kein klassisches Familienleben aus Angst vor Frauenbild?

vom 03.08.2014, 09:08 Uhr

Mein Freund ist jemand der später gerne Kinder haben möchte und ein klassisches Familienleben führen möchte, mit einem Haus und Garten und allem drum und dran. Da ich mir noch nicht sicher bin, ob ich später überhaupt Kinder haben möchte, meint mein Freund natürlich, dass er sich auch vorstellen kann keine zu bekommen, aber er wäre natürlich dennoch traurig. Ein bisschen Sorgen macht mir aber immer das klassische Denken meines Freundes. An sich ist das nichts böses und er möchte das einfach, weil seine Eltern auf diese Art und Weise auch sehr glücklich sind und sie sind inzwischen schon viele Jahre verheiratet. Der Wunsch später auch so ein Leben zu führen ist natürlich nachvollziehbar, allerdings finde ich auch, dass man da aufpassen sollte, denn die Mutter meines Freundes ist beispielsweise mit den Kindern auch zu Hause geblieben und arbeitet auch jetzt nur Teilzeit, während ihr Mann ganztags arbeitet und nicht viel im Haushalt macht.

Natürlich würde mein Freund trotz Kindern nie von mir verlangen, dass ich mein Studium oder Arbeit aufgebe, wenn es um das Thema ging, dann haben wir uns immer darauf geeinigt, dass mein Freund vielleicht Elternzeit nimmt oder wir eben eine Tagesmutter engagieren, die sich sowohl um Haushalt, als auch um das Kind kümmert. Dennoch sind manchmal Dinge in Diskussion, wo ich mir denke, dass es sicher an mir hängen bleibt. Beispielsweise möchte mein Freund gerne einen Garten am Haus und so weiter. Meine Eltern haben auch einen Garten, aber meine Mutter ist die, die sich um alles kümmern muss, obwohl sie genauso lange arbeitet, wie mein Vater. Schaut man sich die Familie meines Freundes an muss man auch feststellen, dass dort die Mutter den Garten machen muss und auch den Haushalt.

Ich selbst mache Gartenarbeit ehrlich gesagt nicht so gerne. Und da wir uns bereits darauf geeinigt haben, dass wir auf jeden Fall eine Putzfrau haben werden, kann man nicht noch einen Gärtner einstellen, da man ansonsten unter dem Strich schon mehr Geld für Personal ausgibt, als für alles andere. Natürlich kommen dann immer die Sprüche von meinem Freund, dass er sich auch beteiligen wird und das klingt zwar auch sehr glaubhaft, aber die Erfahrung zeigt da was anderes. Meine beste Freundin wohnt auch seit kurzem mit ihrem Freund zusammen und sie hat auch keine guten Erfahrungen gemacht. Das meiste bleibt da leider auch an ihr hängen, weil ihrem Freund es einfach nicht so wichtig ist, dass der Garten sehr ordentlich ist und so weiter. Wenn man es ordentlich haben will, muss man es entweder selbst machen oder dem Freund eben hinterher rennen. So hat sie sich das auch nicht vorgestellt.

Und das ist eben leider auch meine Angst, dass eben ein Mann der sich gerne das klassische Familienleben wünscht vielleicht unbewusst auch die klassische Hausfrau will. Kein Mann kann heute verlangen, dass seine Frau zu Hause rumhockt und staubwedelt, aber es ist ja leider dennoch oft so, dass auch berufstätige Frauen letzten Endes mehr Haushalt machen müssen, als der Mann bereit ist zu machen und das finde ich schon bedenklich. Im Moment ist es eher so, dass mein Freund mehr im Haus macht, wir sind meistens bei mir und ich habe nicht so viel Zeit wegen meines Studiums, so dass mein Freund gerne mal kocht, abwäscht und so weiter.

Wenn mein Freund sich nun aber ein klassisches Familienleben wünscht, dann kann es natürlich auch gut sein, dass er möchte, dass es so ist wie bei seinen Eltern, dass befürchtet auch meine beste Freundin und meint, dass das leider oft bei Männern der Fall ist. Mein Freund stellt sich das klassische Familienleben vielleicht nur so harmonisch vor, weil er gesehen hat, dass sein Vater es zu Hause eben auch vergleichsweise gut hat. Das die Mutter meines Freundes das alles mitmacht, ist natürlich schön für den Vater, denn nicht alle Frauen würden das so mit sich machen lassen. Ich würde auf jeden Fall nicht wollen, dass ich mit viel Haushalt belastet werde und würde auf jeden Fall wollen, dass mein Freund einen wesentlichen Teil dazu beiträgt und mir nicht nur ''hilft''. Ich hätte einfach keine Lust zu Hause mit einem Mann zu leben, den ich dirigieren muss oder den man erstmal zigfach anspornen muss, bevor er normale Aufgaben vernünftig erledigt.

Wie ist das bei euch, denkt ihr, dass ein Mann der sich ein klassisches Familienleben wünscht auch eine Frau möchte, die klassische Aufgaben übernimmt? Es spricht natürlich dagegen, dass er sagt er würde sich auch gerne Elternzeit nehmen, aber auch da gibt es Einschränkungen, weil er beispielsweise meint er wäre dann den ganzen Tag so mit dem Kind beschäftigt, dass er nicht gleichzeitig den Haushalt machen könnte, so dass das dann noch Abends anfallen würde. Das würde ich dann definitiv nicht mit mir machen lassen und eine Putzfrau einzustellen, wenn man ohnehin schon Alleinverdiener ist, ist auch so eine Sache. Wie steht ihr zu dieser Sache, findet ihr dass zu einem klassischen Familienleben dazugehört, dass sich die Frau auch klassisch verhält? Würdet ihr das mit euch machen lassen oder von vornherein sagen, dass das nicht geht?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Es kommt denke ich mal darauf an, wie man das klassische Rollenverhalten definiert. Bei uns in der Verwandschaft beispielsweise kümmern sich traditionell die Männer um Gartenarbeiten. Die Frauen pflanzen vielleicht hin und wieder eine einzelne Pflanze, aber so etwas wie Bewässerung des Gartens, Anpflanzen von Obst und Gemüse, Hecken schneiden und Rasen mähen machen bei uns grundsätzlich Männer, ich weiß auch nicht warum.

Mein Großvater gehört noch zum "Alten Eisen", die noch sehr stark traditionell geprägt sind. So rührt er beispielsweise keinen Finger im Haushalt, kümmere sich bis er es körperlich nicht mehr konnte um den Garten, seine kleine Werkstatt oder das Auto während meine Stiefoma für den Haushalt zuständig war. Bei meinen Eltern hat sich dieses Rollenbild etwas gewandelt, weil mein Vater so damals auch von seiner Mutter erzogen wurde und gezielt alles im Haushalt helfen musste unabhängig vom Geschlecht. Meine Eltern machen sehr viel gemeinsam, so werden typische "Männerarbeiten" wie Renovierungen am Haus genauso von beiden übernommen wie der Abwasch wenn die Kinder nicht zu Hause sind. Daher denke ich schon, dass es möglich wäre, die Rollenverteilung neu zu definieren sofern das wirklich beide wollen und daran arbeiten. Wobei ich da ergänzen muss, dass es trotzdem bestimmte Bereiche gibt, für die nur einer zuständig ist und nicht beide. So kümmert sich ausschließlich meine Mutter um die Wäsche, weil mein Vater damit überfordert ist während mein Vater der Küchenchef ist und sich da nur ungern etwas hineinreden lässt. Schon als Kind wusste ich, dass ich nicht an den Herd darf, wenn seine Lieblingssuppe gerade vor sich hinköchelte und noch nicht fertig war.

Ich finde dieses gemischte Rollenverhältnis natürlich gut, vor allem weil dadurch meine Mutter auch früh berufstätig werden konnte und nie die klassische Hausfrau war. Für eine klassische Hausfrau kann sie einfach nicht kochen und hat auch sonst keine Ahnung von allem was mit der Küche zu tun hat. Ich finde es gut, dass mein Vater die Berufstätigkeit meiner Mutter unterstützt hat, auch wenn er wahrscheinlich wegen dem Kredit gar keine andere Wahl hatte. Trotzdem würde ich dieses untypische Rollenverhalten sehr gerne auch für meine Zukunft mit meinem Freund beibehalten und habe mich genauso wie du gefragt, ob das überhaupt möglich wäre und ob ich nicht früher oder später -unbewusst- in das klassische weibliche Rollenverhalten gedrängt werden würde.

Mein Freund ist eher in einer klassischen traditionellen Ehe groß geworden. Seine Mutter hat die Küche und den Haushalt regiert und keiner durfte ihr da reinpfuschen. Da mein Freund nur Brüder hat, mussten diese wegen ihrem Geschlecht auch nie im Haushalt oder in der Küche helfen, das war eben Frauensache. Mein Freund ist erst mit 25 von zu Hause ausgezogen und hatte bis dahin keinen Finger im Haushalt gerührt, er musste sich alles im nachhinein selbst beibringen und manchmal habe ich das Gefühl, dass er einfach in diese alten Verhaltensmuster zurückfällt, wenn ich am Wochenende oder in den Semesterferien bei ihm bin. Er sagt selbst, dass er dieses klassische Rollenbild schlecht findet und es gerne anders machen würde. Auch sagt er, dass er bei unserem ersten Kind zu Hause bleiben möchte während ich arbeiten gehen soll. Aber es gibt trotzdem Momente da zweifle ich an seinen Worten, wenn ich ehrlich bin. Trotzdem sehe ich beispielsweise im Alltag, dass sehr viel Hausarbeit an mir hängen bleibt. Wenn ich bei ihm bin, koche zu 99,9% ich und auch andere Sachen im Haushalt bleiben mehr oder weniger an mir hängen. Vielleicht habe ich aber auch nicht genug Geduld, dass ich mich schon von kleinen Staubwölkchen soweit "provoziert" fühle, dass ich sie entfernen muss. Ich mache das mittlerweile so, dass ich ihm zwei Aufgaben zur Wahl stelle und er sich dann aussuchen darf, welche er übernimmt während ich dann die andere übernehme.

Wenn er eine Woche Urlaub hat und dann bei mir ist und ich erst um 19 Uhr von der Arbeit und Universität nach Hause komme, dann steht das Essen meistens auch auf dem Tisch, was ich gut finde. Ich wäre total angenervt, wenn ich nach einem langen und anstrengendem Tag noch kochen und putzen müsste. Daher habe ich noch ein wenig Hoffnung, dass dieses traditionelle Rollenverhalten bei uns gar keine Chance hat. Aber ich fürchte, dass man das erst dann endgültig feststellen kann, wenn es soweit ist. Ich finde, dass ich nicht studiere, damit ich hinterher bis zur Volljährigkeit der Kinder zu Hause bin und danach in Teilzeit berufsfremd arbeite. Ich habe kein Problem damit ein oder zwei Jahre wegen Elternzeit auszuscheiden, aber länger sollte es am liebsten wirklich nicht sein. Sollte ich den Eindruck gewinnen, dass ich in die Rolle der klassischen Hausfrau gedrängt werden würde, würde ich mich mit meinem Partner zusammensetzen und das ausdiskutieren.

Hast du denn den Eindruck, dass dein Freund dich in die Rolle der klassischen Hausfrau drängen möchte? Hat er deiner Ansicht nach die Hoffnung, dass du irgendwann "Vernunft" annimmst und die klassische Hausfrau aus seinen Träumen sein möchtest? Ich finde, es ist immer leicht viele Worte zu reden, wenn den Worten keine Taten folgen. Widerspricht er sich selbst mit seinen Taten, dass du Zweifel an seinen Aussagen hast?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Meinst du wirklich, dass dein Freund dieses klassische Familienleben haben will? Ich denke eher, dass er nur die Partnerin sucht, mit der er eine so gute Ehe führen kann, wie er es bei seinen Eltern kennt. Und genau danach habe ich selbst gesucht und zum Beispiel mit meinem Ex-Mann nicht finden können. Nun bin ich ja seit knapp einem Jahr erneut verheiratet und habe da sehr schnell gemerkt, dass es der Mann ist, mit eine harmonische Beziehung und Ehe möglich ist. So wie ich sie bei meinen Eltern erlebt habe.

Dabei bin ich aber nicht bestrebt ihr berufliches Leben auch so zu führen. Denn meine Eltern waren beide Schichtarbeiter und ich habe als Kind oft genug die Wochenenden alleine zu Hause gesessen, weil meine Eltern arbeiten mussten. Mein Mann arbeitet zwar auch viele Wochenenden, aber dafür bin ich ja dann für die Kinder da.

Aber ich erlebe das auch bei einem Bekannten von mir. Er sucht eine Partnerin, mit der er so glücklich werden kann, wie es seine Eltern waren. Auch da wird es unterschiedliche berufliche Perspektiven geben. Aber das menschliche Miteinander ist da im Vordergrund, dem man versucht sehr nah zu kommen. Ob dein Freund also wirklich das Leben seiner Eltern quasi kopieren will, glaube ich eben nicht so recht. Aber das solltest du mit ihm selbst klären.

Allerdings wundert es mich nun auch, dass die Kinderfrage bei dir nun wieder nur ein vielleicht ist. Vor ein paar Monaten hattest du das doch schon komplett durchgeplant. Kind mal so nebenbei austragen und gebären, danach den Papa und später eine Tagesmutter mit der Besorgung beauftragen und du kannst deine Karriere verfolgen. Nun bist du plötzlich an einem Punkt, wo du deine Entscheidungen selbst nicht mehr wahr haben willst.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Mir kommt es ehrlich gesagt so vor, als wenn du gar nichts von dem wollen würdest, was dein Freund für seine Zukunft so plant. Für mich wirkt es eher so, als würdest du dich nur an den Gedanken gewöhnen wollen, weil dein Freund das eben so möchte und du Angst hast, dass die Beziehung zerbricht, wenn du nicht einwilligst, die Zukunft so gestalten zu wollen. Immerhin zweifelst du ja doch sehr daran und für mich hört es sich wirklich nicht so an, als würdest du dich auf eine gemeinsame Zukunft mit deinem Freund freuen. Stattdessen ist das für dich eher mit Ängsten und Sorgen verbunden.

Ich würde mich nie auf etwas einlassen, was ich nicht wirklich wollen würde und finde es schade, dass du dich nun tatsächlich in die typische Frauenrolle drängen lässt, obwohl du das doch nie wolltest. Du hast doch selbst schon oft genug geschrieben, dass du nie Kinder möchtest, wobei du das für deinen Freund nun über Bord geworfen hast. Dass du selbst auch ein Haus mit Garten möchtest, ist für mich auch nicht wirklich glaubhaft.

Wie es auf mich wirkt, wird es tatsächlich irgendwann so sein, dass du die klassische Rolle der Hausfrau übernehmen wirst, wenn du es nicht schaffst, einfach deine Meinung durchzusetzen und deinem Freund zu sagen, was du möchtest. Wenn ihr euch da nicht einigen könnt, dann ist es auch nicht der richtige Partner für dich. Dein Freund hat dich ja aber jetzt schon quasi dazu überredet, einmal ein Kind zu bekommen. Wenn er es auch noch schafft, dich zu einem Haus mit Garten zu überreden, was du nicht wirklich möchtest, dann wird er sicherlich auch dazu in der Lage sein, dich an den Herd zu drängen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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