Sind Bauern nicht Schuld an der Massentierhaltung?
In Deutschland werden immer wieder grausige Fakten und Skandale bei der Massentierhaltung aufgedeckt, aber das Volk scheint sich nicht groß darum zu scheren. Meistens wird die Schuld auf den Bauern abgeschoben. Diese wären doch immer so gierig und sollten den Tieren doch ein besseres Leben bieten.
Tatsächlich sind aber nicht die Bauern für die Massentierhaltung verantwortlich, sondern die Kunden. Diese wollen einfach nicht mehr Geld ausgeben. In Ländern wie der Schweiz wollen die Menschen Fleisch von Tieren die besser gehalten werden und geben dafür mehr Geld aus. Nicht aber bei uns. Deswegen schließen inzwischen viele Biobauern auch wieder und steigen auf konventionelle Nutztierhaltung um.
Neigt ihr auch dazu die Schuld an der Massentierhaltung den Bauern in die Schuhe zu schieben? Oder seit ihr euch der Tatsache bewusst, dass es auch eure Schuld ist? Warum unterstützen andere Länder Biobauern, während in unserem Land konventionelle Tierhaltung beliebter ist?
In der Schweiz ist es aber leider auch nicht viel besser, auch teurere Produkte enthalten oftmals Fleisch aus Ungarn oder Brasilien und es gibt auch öfters mal Skandale, das ist leider ein weltweites Problem.
Die Produkte werden immer weniger Wert, weil die Menschen immer weniger bezahlen wollen, für die Bauern lohnt sich aber die Arbeit mittlerweile nicht mehr und daher versuchen sie, möglichst viele Tiere auf kleinstem Raum zu halten und daher denke ich, sind die Konsumenten Schuld an dieser Entwicklung.
Wenn wir alle bereit wären für unser Fleisch mehr zu bezahlen, so würden sicher viele Bauern die Tiere besser halten und weniger Tiere in ihren Stall zwängen, da sie mehr Geld verdienen würden.
Was nützt es denn bitte dem Landwirt, wenn der Verbraucher mehr für das Fleisch bezahlt. Der Ladenpreis von Schweinefleisch hat doch gar nichts mit dem Einkaufspreis der Schlachthöfe zu tun. Die zahlen entsprechend des Weltmarktpreises, der nur wenig den örtlichen Gegebenheiten angepasst wird.
Normalerweise gibt es im Sommer bessere Preise als im Winter. Aber Ende letzten Monats ist beispielsweise der Preis für Schweinefleisch um gleich 6 Cent pro kg eingebrochen. Magere 1,42 Euro erhalten Landwirte jetzt. Wie soll man da bitte Schweine artgerecht halten und hochwertig füttern?
Oder nehmen wir Eier. Da bekommt ein Landwirt das Angebot, für ein Handelsunternehmen zu produzieren. Das Angebot bietet einen guten Preis, allerdings muss er investieren. Nach 2 Jahren bietet das Unternehmen erheblich weniger Geld. Die Kredite laufen, andere Abnehmer sind nicht in Sicht. Eier kosten aber immer einen ähnlichen Preis.
Übrigens erhalten Biobauern Subventionen. Nur sind die um drei Viertel niedriger als die Subventionen für Biomasse. Da lohnt sich der konventionelle Anbau von Mais eben mehr.
Wenn der deutsche Verbraucher bewusst nur Schweinefleisch von in Deutschland gehaltenen Schweinen kaufen würde, könnte uns der Weltpreis egal sein. Denn regelt sich der Preis ja allein über den Binnenmarkt. Aber das wird eben nicht klappen, was sich in allen landwirtschaftlichen Produkten zeigt.
Aber der Bauer kann nicht wirklich der Schuldige sein, was die Entstehung der Massentierhaltung angeht. Denn er hat ja nur die Nachfrage befriedigt, was zum damaligen Zeitpunkt eben auch nur die Massentierhaltung schaffen konnte.
LittleSister hatte da, wenn ich mich recht erinnere, vor einiger Zeit schon mehr sehr ausführlich über die Entstehung der Massentierhaltung geschrieben. Und die Entwicklung hat ja nicht erst in den letzten 30 oder 40 Jahren begonnen.
Was würde es ändern, wenn Verbraucher nur deutsches Schweinefleisch kaufen würden? Wir haben eine Versorgungsquote beim Schweinefleisch von 110 Prozent. Und wenn wir alle Schweine selber essen, es bleibt bei einer Überversorgung, die den Preis drückt. Zumal sich die Schlachthöfe trotzdem nach dem Weltmarkt richten. Der Mäster ist abhängig von den Schwankungen an der Warenterminbörse.
Bei der Milch sieht es nicht anders aus. Die Produktionskosten für einen Liter Milch liegen bei etwa 35 Cent. Letztens gab es noch 40 Cent für die Bauern, heute sind es 30. Bei einer Versorgungsquote von 108 Prozent, einer anhaltend geringeren Nachfrage aus China und dem Embargo gegen Russland gibt der Markt nicht mehr her. Erzeugergemeinschaften erzielen keine höheren Preise, sie vereinfachen nur die Verhandlungen.
Und freiwillig mehr zahlen, das funktioniert auch nicht wirklich. Campina garantiert für Landliebe Produkte eine Fütterung ohne Gentechnik. Das ist teuer, aber es gibt für den Landwirt nur 1 Cent mehr. Die faire Milch ist auch nicht besser. Die Anforderungen an Haltung und Fütterung sind hoch. Den besseren Preis gibt es aber nicht für die gelieferte Milch, es wird nur der als fair vermarktete Anteil besser bezahlt.
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