Nicht verstehen, dass Partner auch alleine sein mag?
Ich mag es ganz gerne ab und an auch mal alleine zu sein. Mein Partner versteht das nicht und wäre am liebsten jeden Tag mit mir zusammen. Ich hätte da grundsätzlich auch gar nichts gegen, aber wenn ich die Möglichkeit habe, dann finde ich einen Tag für mich ganz gut. Ich finde es entspannender und kann machen, was ich möchte.
Bei meinem Freund besteht dann aber immer Erklärungsbedarf. Er möchte dann immer gerne wissen, was ich an diesem Tag gerade mache, dass man sich nicht sehen kann. Das ich einen Tag lang alleine sein möchte, versteht er nicht wirklich und sieht darin eher ein schlechtes Omen.
Seit ihr ab und an auch mal gerne alleine und versteht euer Partner das? Oder müsst ihr euch auch immer dafür rechtfertigen, dass ihr den Partner an einem Tag mal nicht sehen möchtet? Ich finde es schon nervig, wenn man sich dafür rechtfertigen muss und der Partner es einfach nicht versteht.
Ich musste mich oft bei meinem Partner rechtfertigen, dass ich alleine sein möchte. Aber irgendwann hat er es verstanden, dass ich auch mal etwas ohne ihn unternehmen möchte oder einfach nur für mich sein möchte. Ich mag es manchmal ganz gerne alleine zu sein, man muss sich nicht unterhalten, hat keine Verpflichtungen und muss keinen Aktivitäten nachgehen. Man hat einfach nur Zeit für sich und diese Zeit sehe ich auch in einer Beziehung als wichtig an.
Wenn er es mal nicht verstanden hat, dann habe ich ihm einfach nur gesagt, dass ich etwas ohne ihn unternehmen möchte, zum Beispiel zu Freunden fahren oder dass ich etwas vorbereiten muss. Das hat auch ganz gut funktioniert, aber meistens konnte ich in jeder Beziehung ehrlich zu meinem Partner sein und hatte auch Zeit zum Alleinsein. Es musste sich auch keiner meiner Partner bisher keine Sorgen über die Beziehung machen, das ist ihnen auch irgendwann klargeworden.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass es für mich geradezu lebensnotwendig ist, alleine zu sein. Zumindest meine geistige Gesundheit würde es auf Dauer wohl kaum aushalten, wenn ich immer Gesellschaft hätte, und seien es auch noch so nette und pflegeleichte Menschen in meiner Umgebung. Ich glaube, dass es sich dabei um eine Frage des Charakters und der Persönlichkeit handelt, die auch gerne mit den Begriffen Introversion und Extraversion umschrieben wird.
Stark vereinfacht können sich introvertiere Menschen dann besonders gut erholen und sortieren, wenn sie alleine sind, während ihre extravertierten Pendants in Gesellschaft aufblühen und sich einsam und mickrig fühlen, wenn sie alleine sind. Wenn nun zwei Menschen von gegenüber liegenden Enden des Spektrums zusammen kommen, können daraus schon Missverständnisse entstehen.
Da mein Partner glücklicherweise zumindest in dieser Hinsicht ähnlich gestrickt ist wie ich, musste ich mich bisher noch nie für meine "Me Time" rechtfertigen. Im Zweifelsfall hilft auch hier wohl nur offene Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen. Schließlich will man ja, dass es dem Partner gut geht, und muss dann eben auch respektieren, dass jemand dafür Partys braucht, jemand anders Waldspaziergänge.
Ich kann mit klammernden oder eifersüchtigen Partner und "Wir" Beziehungen generell nichts anfangen, da fühle ich mich früher oder später immer total eingeengt und ich habe aus diesem Grund auch schon von potentiellen Beziehungen Abstand genommen, weil mir klar war, dass das auf Dauer nicht funktionieren würde mit einem Mann, der mir ständig hinterher telefoniert und der immer wissen möchte, was ich gemacht habe wenn ich mal keine Zeit für ihn hatte.
Mit meinem Partner habe ich dann einen Mann getroffen, dem es genauso geht wie mir. Da gibt es überhaupt keine Diskussionen wenn einer mal keine Lust auf Zweisamkeit hat und unser Umfeld hat auch akzeptiert, dass es uns nicht nur als "wir" gibt sondern, dass wir trotz langer Beziehung immer noch zwei selbständige Personen geblieben sind.
Mein Partner und ich sind eher so Menschen, die sich oft miteinander umgeben. Wir wohnen ja auch zusammen. Wobei ich ihm jederzeit auch seine Freiheiten lasse und er mir auch. Wir machen zwar selten etwas ohne den Anderen, aber letztendlich haben wir dann keine große Diskussion deswegen, sondern teilen es nur mit und dann ist es gut so. Man muss daraus ja kein Drama machen.
An deiner Stelle würde ich ihm ganz klar nochmal sagen, dass dir das wichtig ist einen Tag in der Woche nur für dich zu haben. Ich meine, wenn ihr da so unterschiedlicher Meinung seid, ist das ja auch nicht schön für euch beide und so muss man da noch mal darüber reden.
Mein Freund und ich sind uns eigentlich sehr ähnlich, was das Nähebedürfnis angeht. Wir haben beide schon mehrere Wochen am Stück quasi 24 Stunden am Tag miteinander verbracht, ohne dass uns das zu viel wurde und das auch noch in einer Einzimmerwohnung. Wir kommen gut miteinander aus, auch wenn wir uns viel sehen und wir mögen es einfach gerne, viel Zeit mit dem anderen zu verbringen. Uns wird dann auch nicht langweilig, da wir auch viel unternehmen und es eigentlich immer etwas zu tun gibt.
Wenn der eine jedoch etwas alleine machen möchte, dann findet der andere aber auch immer Verständnis dafür. Auch wenn wir gerne so viel Zeit miteinander verbringen, finden wir es beide aber auch ganz schön, einige Stunden allein zu sein oder eben auch alleine etwas mit Freunden zu machen. Dem anderen wird in dieser Zeit dann auch nicht langweilig, weil wir diese freie Zeit beide gut nutzen können. Von daher war das noch nie ein Problem.
Ich finde es sehr schwer, wenn man in einer Beziehung ein unterschiedliches Nähebedürfnis hat. Ich finde, dass man sich da schon einig sein sollte. Immerhin vermisst der eine den anderen schmerzhaft, während der andere sich eingeengt fühlt. Das kann auf Dauer ja nicht gut gehen. Von daher sollte man sich da schon ähnlich sein, wobei ich es aber generell nicht verstehen kann, wie man es nicht einsehen möchte, dass der Partner auch allein sein möchte.
Man muss sich doch auch ab und zu Zeit für sich allein nehmen und auch allein sein. Wie oft das vorkommt, muss jeder für sich selbst entscheiden, aber dass so etwas vorkommt, sollte eigentlich selbstverständlich sein.
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