Erziehung - Wer ist zuständig?

Wenn ein Kind aus dem Ruder gerät, finden sich recht häufig sehr schnell die Finger, die ausgestreckt auf die anderen Leute zeigen, die für das Fehlverhalten verantwortlich sein sollen, weil es ihre Erziehungsaufgabe gewesen wäre, sich darum zu kümmern. Da stehen sich Lehrer, Vereinstrainer, Verwandte, Nachbarschaft und auch die Eltern des betreffenden Kindes in nichts nach.

Ein aktuelles Beispiel ist für mich ein Junge in der Grundschule, der recht gewaltbereit ist und immer wieder Mitschüler schlägt. Von den Lehrern wird das Verhalten auf dem Schulhof manchmal korrigiert. Es gab auch schon Gespräche mit den Eltern. Und genau da liegt der Knackpunkt.

Die Eltern sind der Meinung, dass die Kinder das untereinander klären sollten. Ihrer Meinung nach würde schon irgendwann mal einer kommen, der stärker wäre als ihr Sohn. Dann bekäme Sohnemann mal was auf die Nase und die Sache sei erledigt.

Diese Argumentation ist mir aus meinen, recht lange vergangenen Kinderzeiten bekannt, weil sie seinerzeit recht verbreitet war. Ich war aber davon ausgegangen, dass sich in unserer aufgeklärten Gesellschaft mittlerweile einiges geändert hat und die Erziehungsverantwortung theoretisch klar bei den Eltern liegt.

Wie seht ihr das? Haltet ihr die Haltung der Eltern für vertretbar oder sollte man noch einmal deutlicher mit ihnen reden und sie auf ihre Verantwortung hinweisen?

Früher kam ich nach Hause und bekam mega Ärger, wenn ich z.B. schlechte Noten hatte, oder etwas angestellt hatte. Heute rennen die Eltern dann immer erstmal zu den Lehrern und beschweren sich bei denen. Komische Zeiten und in diesem Fall muss ich sagen: Früher war alles besser!

Ich kann diese Schlacht um die Verantwortung der Erziehung auch nicht wirklich nachvollziehen. Ich weiß noch, dass ich auch immer eins auf den Deckel bekommen habe, wenn die Noten nicht passten. Da half es auch nichts, wenn ein Lehrer mich wirklich auf dem Kieker hatte und mich fertig gemacht hat wie das in der Oberstufe der Fall gewesen war.

Meine Eltern gaben den Lehrern immer Recht und haben das immer so dargestellt, als würde ich mich nicht genug anstrengend. Erst nach dem Schulabschluss wurde über die Lehrer abgelästert und mein Vater erzählte von seinen "Lieblingslehrern" von früher und wie ungerecht sie ihn behandelt hätten. Er wollte mit dieser Taktik eben vermeiden, dass ich faul werde und alles auf die Lehrer schieben. So richtig ist eine derartige Denkweise ja auch nicht.

Ich kann so einen Erziehungsstil nicht nachvollziehen, wo das Kind immer unschuldig ist und nichts macht. Von solchen Eltern treffe ich auch leider zu viele. Wenn das Kind Mist baut, sind dann immer die anderen Schuld, weil das Kind provoziert wurde. Wie lächerlich. Mir tun nur immer diese Kinder leid, die durch so eine Erziehung verkorkst werden, denn die fliegen irgendwann richtig auf die Nase, wobei die ja nichts für den Erziehungsstil der Eltern können.

Wenn ein Kind auf dem Schulhof so reagiert, würde ich nicht nur bei dem Kind die Schuld suchen. Denn ich kenne auch Fälle, wo Kinder eine frühzeitige gewalttätige Erziehung erfahren haben. Sie haben auf Dinge dann mit Gewalt reagiert, wo andere Kinder einfach nur ignorieren. Wenn das andere Kinder mitbekommen, dann wird auch gern provoziert. Deswegen sehe ich dann hier erst mal die Lehrer als aufsichtsführende Personen in der Pflicht. Denn nur sie können auf dem Schulhof beobachten und eingreifen.

Dass die Eltern hier die Meinung vertreten, dass schon mal der passende Gegner kommen wird, ist aber auch nicht richtig. Denn bis dahin hat der eigene Sprössling ja schon viele andere Kinder geschlagen. Das kann und sollte nicht der Weg in die Zukunft sein.

Aber Eltern sollten eben auch nicht immer nur ihr Kind als Unschuldslamm sehen und hinterfragen, wie es überhaupt zu der Situation kam. Wenn meine Kinder berichtet haben, dass sie von Kind X oder Y im Kindergarten geärgert wurden, habe ich immer wissen wollen, was mein Kind gemacht hat. Nur so kann man ihnen lernen, dass sie Hilfe bekommen, wenn sie wirklich ohne Schuld sind und ansonsten eben mit den Konsequenzen leben müssen.

Übrigens habe ich auch schon Zensuren beanstandet. Aber nur, wenn ich der Meinung war, dass versehentlich falsch bewertet wurde. Lag ich mit meiner Vermutung richtig, so wurde vom jeweiligen Fachlehrer entsprechend korrigiert. War die Bewertung gleich richtig bekam ich eine schriftliche Erklärung, damit ich das besser nachvollziehen konnte.

Es bringt ja nichts, wenn Lehrer den Eltern sagen, was man machen sollte mit dem Kind. Das wird natürlich gemacht, aber es bringt einfach nichts, weil die Eltern nämlich nun mal ihre Einstellung haben und sich dann auch nur selten hinein reden lassen.

Die Eltern in dem von dir beschriebenen Fall finde ich sehr daneben und wenn mein Kind dann immer von dem Kleinen gehauen werden würde, würde ich auch bei den Eltern auf der Matte stehen und mal nachfragen. Die Einstellung der Eltern ist zudem extrem daneben, weil man sein Kind nicht zur Gewaltbereitschaft erziehen sollte.

Ich finde, dass man seinem Kind beibringen sollte, dass man eben auch anders reagieren kann, wenn man sauer ist und sich lieber mal aussprechen sollte. Ich würde auch nicht wollen, dass mein Kind dann von einem größeren Kind geschlagen wird und Schäden davon trägt. Man weiß ja nie, wie das eskaliert.

Heutzutage finde ich auch, dass solch eine Meinung nicht mehr vertretbar ist. Ich finde nicht, dass der Sohnemann mal ordentlich etwas auf die Nase bekommen sollte, damit er aufhört, anderen Mitschülern gegenüber aggressiv zu sein. Ich finde, dass da die Verantwortung klar bei den Eltern liegt. Ich bin der Meinung, dass das zu der Erziehung gehört, dass die Eltern dem Kind den richtigen Weg weisen und eben auch zeigen, wie man sich in manchen Situationen zu verhalten hat.

Ich bin der Meinung, dass da die Eltern zur Verantwortung gezogen werden sollten und die Eltern eben ihre Einstellung noch einmal überdenken sollten. Da sollte man die Eltern vielleicht auch noch einmal härter ins Gespräch nehmen. Damit sie ihrem Sohn eben beibringen, wie man sich anderen Mitschülern zu verhalten hat.

Ich finde, dass man Probleme nicht mit Aggressionen lösen sollte. Vor allem denke ich nicht, dass sich Aggressionen mit Aggressionen bewältigen lassen. Das heißt, dass ich nicht denke, das der Junge aufhört aggressiv zu sein seinen Mitschülern gegenüber, nur, weil er eben einmal einen Stärkeren getroffen hat.

Ich denke, dass die Eltern eben ihren Sohn andere Wege aufzeigen sollten, damit der Junge ohne Aggressionen Konflikte lösen kann. Somit haben die Eltern und auch der Junge in der Schule weniger Probleme.