Werfen Pegida und Heidenau ein schlechtes Licht auf Sachsen?

Dieses Jahr dürfte der sächsische Freistaat sicherlich so häufig im Fokus der Medien sein, wie schon Jahre nicht mehr. Vor allem die Demonstrationen von Pegida, sowie die Ausschreitungen in Heidenau sind große Themen gewesen, die bundesweit und über die Grenzen des Landes hinaus besprochen wurden.

Dadurch scheint ein schlechtes Licht auf Sachsen gefallen zu sein, zumindest fallen Umfragewerte bzgl. des attraktivsten Bundeslandes mauer aus als zuvor und die Marketingkampagne "Simply Saxony" wurde kurzerhand eingestampft. Ich habe als Bewohner von Sachsen jetzt keinen so guten Blick drauf, deswegen wollte ich in die Runde fragen, ob eurer Meinung nach wirklich Sachsen von seinem Ruf her schlechter dasteht, als vor Pegida und Co. Würdet ihr wegen diesem Ruf Städte wie Dresden, Leipzig und Zwickau als Reiseziele eher meiden, oder ist es euch im Grunde vollkommen egal?

Ich denke schon, dass die Deutschen bisher ein anderes Bild von Sachsen haben, als dies noch vor Jahren der Fall war. Mit Bekannten habe ich mich neulich über das Thema unterhalten. Viele engagieren sich ehrenamtlich für Flüchtlinge und wenn es um die Pegida geht, ist für uns Fremdschämen angesagt.

Ein Bekannte hat dann neulich aber auch betont, dass die meisten Deutschen den Flüchtlingen gegenüber sehr aufgeschlossen wären und sehr freundlich sind. Die Rechtsextremisten würden sich ihrer Meinung nach doch eh nur auf Sachsen konzentrieren.

In einer Reportage habe ich dann auch einmal eine Erklärung dazu gesehen. Die DDR soll Schuld daran sein, dass es in Sachsen angeblich mehr Rechtsextremisten gibt, als in anderen Bundesländern. Ich denke schon, dass da auch was dran ist.

Ich wohne selbst in Sachsen, wenn auch weiter weg von solchen Bewegungen. Aber es ist schon was dran, dass solche Dinge dem Tourismus schaden. In Dresden wurde das vor einiger Zeit schon mit konkreten Zahlen bekannt gegeben, wie Übernachtungen seit Pegida zurück gegangen sind.

Aber man kann nun nicht alles der ehemaligen DDR in die Schuhe schieben. Die Ursache sehe ich eher darin, wie man nach der Wiedervereinigung den Osten in großen Teilen industriell platt gemacht hat. Dass man sich dann solchen Gruppierungen zuwendet, die einem einen Schuldigen für diese Misere liefern, liegt in der Natur des Menschen.

Wobei es solche Entwicklungen nicht nur in Sachsen gibt. Auch Thüringen ist davon nicht gerade gering betroffen. Und das auch nicht erst seit der jetzigen Flüchtlingswelle, sondern schon seit Jahren. Außerdem gibt es Übergriffe auf geplante Asylunterkünfte im ganzen Bundesgebiet und nicht nur in Sachsen. Das Problem liegt dabei wieder bei den Medien, die eben ein Bundesland als extrem zeigen und andere Vorfälle eher als Randnotiz veröffentlicht werden.

@Crispin, was wurde in der Reportage denn als Grund dafür angegeben, dass die DDR schuld sein soll, dass gerade in Sachsen so viele Rechtsextremisten zu finden sind?

In allen Bundesländern gibt es Rechtsextremisten, das ist klar. Aber warum sammeln sie sich besonders in diesem Bundesland, das muss auch mit heutigen Geschehnissen zusammenhängen, denn die Zeiten der DDR sind längst vorbei. Es handelt sich meistens um jüngere Menschen, die die Zeiten der DDR nicht bewusst - wenn überhaupt - miterlebt haben.

Rechtsextremismus ist sicherlich jetzt kein exklusiv in Sachsen vorkommendes Problem. Auch im Rheinland und ihm Ruhrgebiet gibt es relativ starke Zellen und wenn ich mich nicht irre, soll auch Bremen und Bremerhaven einen sehr starken Zuwachs in den Mitgliedszahlen aufweisen.

Pegida ist jetzt auch nicht bloß "rechtsradikal", sondern eine Mischung unterschiedlicher mehr oder weniger extremer Meinungen zu diversen Themen, die in den Augen der Demonstranten von der Politik und der 'Lügenpresse' nicht genug oder die falsche Achtung erfahren. Dass sich hier die Rechtsradikalen drunter mischen, weil diese Atmosphäre den besten Nährboden für deren Gedankengut darstellen, ist auch nur zu logisch. Welche Randgruppierung würde dies nicht tun (egal wie extrem oder besänftigt sie ist), um neue Mitglieder zu gewinnen?

Und so eine Sache wie in Heidenau ist auch nur ausgelöst, weil dort sich die Rechten unter die Demonstranten gemischt haben, die gegen Flüchtlingsunterkünfte demonstriert haben. Und wenn sich Extreme unter "normale" Demonstranten mischen, ist es immer ein Pulverfass, ob nun in Heidenau oder bei G8-Gipfeln.

Also ich würde mich sogar durch Pegida animiert fühlen Dresden zu besuchen damit ich dort auch einmal am Abendspaziergang teilnehmen kann.

Ob tatsächlich Urlauber abgeschreckt werden kann ich nicht wirklich sagen, aus meinem Bekanntenkreis sicherlich niemand. So wie ich die Berichte der kritischen Seiten im Internet und sogar zwischen den Zeilen unserer öffentlich-rechtlichen Medien lese geht die Gewalt fast immer von den linken Gegendemonstranten aus. Da ich nun einmal ungern bespuckt, beworfen oder gar auf dem Heimweg aufgelauert und verprügelt werden möchte und das gleiche auch von anderen Besuchern denke werden sicherlich schon einige von einem Besuch der Hauptstadt von Sachsen absehen bis sich die Lage dort beruhigt hat.

Anders sieht es aber wahrscheinlich bei den ausländischen Besuchern aus. Unsere Qualitätsmedien berichten ja nicht gerade freundlich von Pegida und das wird von der ausländischen Presse 1:1 übernommen ohne die Berichterstattung kritisch zu hinterfragen. Ob aber nun wirklich dadurch weniger ausländische Urlauber kommen wage ich aber auch zu bezweifeln, wer beschäftigt sich schon mit der lokalen Politik einer Stadt wenn er sowieso nur im Reisebus sitzt und im Eilzugtempo von einen Ort zum anderen gekarrt wird.