Rückenschmerzen als Ausrede für Alles - Klartext reden?

vom 27.02.2015, 14:13 Uhr

In unserer Familie gibt es ein Problem, bzw etwas, was sich schon länger bei mir aufstaut und immer schlimmer wird und bei dem ich nicht so genau weiss, wie ich damit umgehen soll, weil ich langsam nur noch genervt und auch irgendwie sauer bin.

Meine Schwägerin hat extremes Übergewicht, was ja ansich ihr Ding ist und so gesehen niemanden etwas angeht. Sie hat keine Kinder und sitzt eigentlich den ganzen Tag nur zu Hause, während ihr Mann arbeitet und das Geld nach Hause bringt. Er würde es begrüßen, wenn sie auch etwas zum Familieneinkommen beisteuern würde, da sie ja eben keine Kinder haben aber ein Haus abbezahlen müssen, welches auch nicht ganz günstig ist.

Angeblich kann sie aber nicht arbeiten, weil sie es so schlimm mit dem Rücken hat, was sie mir auch immer wieder am Telefon erzählt. Sie kann im Haushalt ja nichts machen, zum Sport gehen kann sie nicht, heben ist überhaupt nicht drin und Einkaufen gehen kann sie auch nicht, denn dann müsste sie die Tüten schleppen und das geht ebenfalls wegen ihrem Rücken nicht. Sie kann nicht mal kochen! Da müsste sie zu lange stehen, was wegen ihrer starken Rückenschmerzen nicht möglich ist. Also muss ihr Mann sich abends an den Herd stellen oder es gibt eben Tiefkühlpizza, bzw. Essen vom Lieferservice.

Im Grunde kann sie gar nichts, weil sie es so mit dem Rücken hat. Wenn es aber auf Party´s geht oder Klamotten Shoppen ansteht, dann kann sie plötzlich ganz wunderbar, wobei das natürlich jetzt meine ganz persönliche Wahrnehmung der Dinge ist.

Wenn ich ihr vorschlage, doch mal zum Arzt zu gehen mit ihrem Rücken, dann meint sie, das würde sowieso nichts bringen. Dort war sie angeblich schon hundert mal und der Arzt kann nichts machen. Wenn ich ihr vorschlage, mal etwas Sport zu treiben und etwas für ihren Rücken zu tun, dann kann sie es angeblich wegen ihrem Übergewicht nicht. Das würde ihr dann noch mehr auf den Rücken gehen und Rückenschule oder sowas - da hat sie keine Lust drauf. Bringt ja sowieso alles nichts.

Im Grunde könnte man sagen, dass man den Kontakt einfach meiden sollte, allerdings haben wir rein familientechnisch einfach sehr oft miteinander zu tun. Ich könnte so oft an die Decke gehen, wenn ich sehe, wie ihr Mann schuftet und sie sich nur ein schönes Leben macht und alles auf ihre Rückenschmerzen schiebt. Aber ich kann auch nicht wirklich etwas sagen.

Sobald ich auch nur andeute, dass sie eine Show abzieht und einfach keine Lust hat, nimmt ihr Mann sie wieder in Schutz und meint, sie könnte ja nichts dafür, dass sie krank ist. Sie fängt sofort an zu heulen und kommt dann mit der Leier, dass ich sie sowieso noch nie leiden konnte, was mittlerweile sogar wirklich zutrifft.

Wie würdet ihr in so einer Situation reagieren? Würdet ihr irgendwann mal Klartext reden oder würdet ihr einfach die Klappe halten, euch das Gejammere und die Ausreden anhören und die sich anstauende Wut herunter schlucken? Kennt ihr auch solche Leute, die ständig eine Krankheit als Ausrede für alles Mögliche benutzen und denen ihr nicht einfach so aus dem Weg gehen könnt? Wie geht ihr damit um?

» Sandra980 » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 12,41 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich in vielem, was du da geschrieben hast, meine Mutter erkennen konnte. Diese liegt mir stundenlang damit in den Ohren, wie schlecht es ihr gehen würde, macht aber auch nichts dagegen und hat hauptsächlich psychische Probleme, die sie nicht einsieht. Bei der eigenen Mutter kann man da nicht so viel machen und meine Versuche gehen da auch regelmäßig nach hinten los.

Es ist in dem Fall ja aber nicht deine Mutter und so würde ich es einfach mal ansprechen, wenn es dich nervt. Du kannst ihr ja durchaus mal eine Ansage machen und wenn sie da böse wird, dann ist es eben so, aber sie wird schon wieder auf dich zu kommen. Ansonsten könnte man auch zusammen einen Schwimmkurs machen, weil das gut für den Rücken ist und man das Gewicht unter Wasser nicht so merkt.

Ich bin aber fast der Meinung, dass sie keine Hilfe annehmen will um so mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. So läuft das auch bei meiner Mutter, mein Tipp das Jammern ignorieren, da wird es dann schon weniger und das hat mir auch bei meiner Mutter etwas gebracht. Alles reden hat aber nicht so wirklich funktioniert, egal in welcher Tonart.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Mich erinnert das sehr an meine Pflegeschwester. Sie hatte einen Unfall und bekam mehrere Schrauben in den Rücken. Klar hat sie dadurch Rückenschmerzen, aber ich denke, die wären sehr viel erträglicher, wenn sie zur verschriebenen Physiotherapie gehen würde. Stattdessen werden die Rückenschmerzen als Ausrede für jede Gelegenheit genommen.

Wenn sie beispielsweise nicht zur Schule wollte. Als wir eine Ausbildung für sie gesucht haben, ging auch alles nicht. In dem Beruf muss man zu viel sitzen, in dem zu viel stehen. Komischerweise war ihr Rücken nicht im Weg, wenn sie das Wochenende über feiern wollte. Wenn sie dann bei Freunden auf dem Boden geschlafen hat.

Da konnte man auch wirklich verzweifeln. Die Argumente sind ja wirklich ganz gut. Die Schmerzen waren ja nicht erfunden und man kann ihr kaum sagen, dass die paar zehn Zentimeter langen Schrauben im Rücken ja wohl kaum der Rede wert sind. Ich kann aber nicht sagen, wie ich langfristig damit umgegangen wäre, weil sie dann wieder zurück zu ihrer leiblichen Mutter gezogen ist - und ihre Ausbildung abgebrochen hat, weil es zu anstrengend war.

Ich denke, wenn man Schmerzen hat, kann man es sich in ihnen ganz leicht gemütlich machen. Sie sind eine wunderbare Ausrede, um alles mögliche nicht machen zu müssen. Es ist aber auch nicht so, dass die Betreffenden ganz eiskalt lügen. Ich glaube, sie haben Angst, das Problem anzugehen, weil sie ja auch scheitern könnten. Was ist, wenn du dich täglich dazu aufraffst, Sport zu machen oder in die Rückenschule zu gehen. Du erlaubst dir, Hoffnung zu haben, irgendwann schmerzfrei zu sein. Und dann wird es nichts. Dann weißt du aber ganz sicher, dass du niemals mehr schmerzfrei sein wirst.

Außerdem werden sich eine ganze Reihe von Dingen ändern, wenn sie das Problem angeht. Nicht nur, dass die Schmerzen weggehen. Sie hätte keine Ausrede mehr, warum sie nicht abnimmt. Also müsste sie abnehmen. Dann müsste sie sich einen Job suchen - inklusive der Angst vor etlichen Absagen. Sogar das Verhältnis zu ihrem Mann könnte sich ändern. Also ich denke, das ist so eine wilde Mischung aus sich selbst belügen, Angst vor Veränderungen haben, Angst zu versagen, Angst, die Aufmerksamkeit und das Mitleid zu verlieren und so weiter. Immerhin führt sie schon eine ganze Weile dieses Leben und Veränderungen sind krass.

Wie man da jetzt allerdings als Außenstehender mit umgehen sollte, weiß ich nicht. Die beste Position, um auf Veränderungen hinzuwirken, hätte noch ihr Mann, aber der scheint die Situation ja zu begünstigen, in dem er sie in Schutz nimmt. Solange er diese Rolle einnimmt - vergleichbar mit einem Co-Abhängigen bei Süchtigen - wird sich da nichts ändern.

Ich denke, ich würde resignieren. Es bringt nichts, immer wieder Streit vom Zaun zu brechen und sie immer wieder zum Weinen zu bringen. Man könnte ab und zu auf den Mann einreden, aber wenn das auch nichts bringt, muss man sich damit abfinden. Den Kontakt muss man deshalb ja nicht abbrechen, aber ich würde einfach keine Erwartungen mehr hegen. Also sie beispielsweise auch gar nicht erst bitten, bei irgendetwas zu helfen oder ähnliches.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Wer wirklich Rückenprobleme hat, der weiß auch wie schmerzhaft das sein kann. Ich selbst habe seit knapp einem Jahr einen Bandscheibenvorfall. Da habe ich Phasen, wo ich den Haushalt nur in Etappen machen kann. Da dauert auch mal der Abwasch fast eine Stunde, weil ich nur kurze Zeit stehen kann. Wenn es besonders schlimm ist, dann fahre ich erst am Nachmittag einkaufen, damit meine Mädels beim hoch tragen helfen können.

Aber wie gesagt, das sind zumindest bei mir keine Dauerzustände und ich versuche es auch nicht als Ausrede zu nutzen. Meine Familie weiß um das Problem, mein Mann hat einen operierten Bandscheibenvorfall und weiß um so besser, wie es an schlechten Tagen bei ihm war. Und man hat sich halt mit den täglichen Aufgaben darauf eingerichtet.

Wobei ich hier wieder den Mann nicht verstehen kann, wenn er auf der einen Seite dafür ist, dass sie auch ein Einkommen bringt. Und dann nimmt er sich wieder in Schutz, wenn sie ihren Rücken vorschiebt, der sie daran hindert überhaupt den Haushalt zu machen. Ehrlich gesagt, wer so inkonsequent reagiert, der hat es scheinbar nicht anders verdient.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde, dass es schwierig ist, die Situation zu beurteilen. Meine Mutter hat auch einen Bandscheibenvorfall und ist ziemlich eingeschränkt dadurch. Sie hat nicht nur Rückenschmerzen, sondern auch Schmerzen in den Beinen und Armen, wobei die Gliedmaßen oft auch taub werden. Da kann man manchmal tatsächlich nicht viel machen, auch wenn es für andere vielleicht unglaubwürdig klingen mag, dass man wegen dem Rücken solche Schmerzen in den Armen hat.

Ich habe auch sehr oft sehr schlimme Rückenschmerzen, die mich oft fast wahnsinnig machen. Wenn einem der Rücken weh tut, dann ist es aber tatsächlich leider so, dass viele andere Körperteile dann direkt davon betroffen sind. Ich bekomme oft auch automatisch Bauchweh, wenn mir der Rücken weh tut. Da kann ich schon an manchen Tagen nicht heben und kaum was machen, während es mir an manchen Tagen dann wieder richtig gut geht. Das ist ja auch nicht jeden Tag gleich.

Wenn man jedoch wirklich nichts machen kann, nur das, was Spaß macht, dann ist das natürlich schon sehr auffällig. Wenn die Schmerzen wirklich so schlimm sind, dann sollte man noch einmal zu verschiedenen Ärzten und auf jeden Fall auch zur Physiotherapie gehen. Allerdings sind manche Leute wohl auch ganz froh darüber, wenn sie eine Ausrede haben, um eben nichts machen zu müssen. Nachweisen kann man einem als Außenstehender die Schmerzen schließlich auch nicht.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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