Jäger warnt: abends nur mit Warnweste raus - echte Gefahr?

vom 11.09.2015, 12:21 Uhr

Vor einigen Tagen war ich Abends so um halb 8 noch mal mit meinem Hund raus. Wir haben September. Also es war noch nicht richtig dunkel, aber es hat schon gedämmert. Ich gehe meist auf einer großen Wiese spazieren. Dort sieht man auch des Öfteren Rehe.

An besagtem Tag kam dann ein Auto über die Wiese gefahren, ein Jäger stieg aus und winkte mich zu sich. Er hat mich davor gewarnt, bei diesen Lichtverhältnissen noch Gassi zu gehen und mir empfohlen wenigstens eine Warnweste anzuziehen. Er und seine Kollegen wären öfter dort jagen und "es sei schnell mal was passiert".

Der Jäger war freundlich und ich bin leider alles andere als schlagfertig. Ich habe mich einfach bedankt und nichts weiter gesagt. Aber im Nachhinein komme ich da schon ins Grübeln.

Wollte der mir echt erzählen, dass er mich in der Abenddämmerung für ein Reh halten könnte? Wenn das der Fall ist, sollte er seinen Jagdschein vielleicht besser abgeben! Selbst einen Hund sollte er nicht einfach abknallen und danach erst merken, dass das kein Reh war. Das sehe ja selbst ich, dass die sich ganz unterschiedlich bewegen. Und wenn man es eben nicht genau sagen kann, sollte man das tödliche Werkzeug eben mal nicht anwenden.

Er hat mir auch erzählt, dass vor kurzem ein Kollege auf einem Jägerstand in der Nähe saß und sich total erschrocken hätte, als ich mit meinem Hund ankam. Tja, der sollte sich dann vielleicht auch ein anders Hobby suchen.

Letztlich glaube ich ja, dass er mir nur Angst machen wollte, damit ich eben nicht mehr zu Uhrzeiten gehe, zu denen Jäger unterwegs sind. Denn immerhin könnte ich die Rehe aufscheuchen und dann können sie sie nicht mehr abknallen.

Ich habe kein Problem damit, eine Warnweste zu tragen und ich habe meinem Hund jetzt auch eine gekauft, was ich schon lange vorhatte, weil am Ende der Wiese eine Straße verläuft und man nie weiß, ob sie nicht doch mal rüberrennt. Aber ich kann es nicht immer vermeiden, auch mal zu späterer Stunde Gassi zu gehen und im Winter ist es immerhin ab 16 Uhr dunkel.

Aber die dargestellte Gefahr besteht doch nicht wirklich, oder?! Was denkt ihr? Wollte er mir nur Angst machen? Oder passiert das tatsächlich ganz schnell?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Irgendwie häufen sich in letzter Zeit derartige "Unfälle". Ich sah vorhin in den Nachrichten, dass ein Jäger wohl ein Liebespaar, welches in einem Maisfeld heimlich gepicknickt hat mit seiner Schusswaffe attackiert. Der Mann ist mittlerweile tot, die Frau musste notoperiert werden. Wie man eine Picknickszene (selbst wenn man sie nicht sieht) für ein Reh halten will ist mir bis heute ein Rätsel. Ein Liebespaar wird sich ja auch unterhalten haben, während ein Reh nicht sprechen kann. Was gibt es da bitte zu verwechseln?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Auf dem Hochsitz hört man das Paar nicht unbedingt. Aber man sieht die Bewegung im Mais. Dass man dann nicht schießt, sollte jedem normalen Menschen klar sein. Denn selbst wenn es Wild wäre, wie möchte man es sauber treffen, wenn man es nicht sieht? Zumal es eben auch ein Mensch sein könnte. Wobei schon Kühe auf der Weide verwechselt worden sind und womit möchte man in unseren Breiten bitte eine Kuh verwechseln?

Meine Hunde tragen im Dunkeln immer Licht. Entweder tragen sie Leuchties oder eine Stabtaschenlampe im Geschirr. Da gehe ich einfach davon aus, dass mich ein Jäger nicht für Wild hält.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich bin kein Jäger und kann nur als Autofahrer sprechen. Manche Fahrradfahrer sieht man ab der Dämmerung echt schlecht, auch wenn die Räder mit allen vorgeschriebenen Materialien ausgestattet sind. Besonders, wenn man sie von der Seite sieht und nicht von vorne oder hinten, im Kreisverkehr zum Beispiel. Da musste ich neulich auch scharf bremsen und hätte mir gewünscht, dass die Warnwesten getragen hätten. Sie selbst waren sicher überzeugt, dass sie gut sichtbar sind.

Es ist vielleicht einfach eine Frage von Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Vielleicht erlaubt es der Jäger dir ja, dass du dich mal auf seinen Hochstand setzt und eine Bekannte mit deinen Klamotten von neulich mit deinem Hund unterwegs da läuft, wo du immer lang gehst. Dann kannst du vielleicht am ehesten einschätzen, wie gut man euch sieht und wie leicht man deinen Hund mit Wild verwechseln kann. Die paar Meter Abstand können schon einen Unterschied machen!

Sicherheitshalber würde ich schon eine Warnweste anziehen. Oder zumindest irgend welche reflektierenden Bänder. Die Warnwesten gibt es ja in jedem Euroladen und an jeder Tankstelle für wenige Cent, seit sie in Autos zwingend vorgeschrieben sind. Ob es Warnwesten für Hunde gibt, weiß ich nicht. Aber ich würde ihm vielleicht ein LED Halsband umlegen. So etwas blinkende trägt garantiert kein Wildtier und damit könnte die Sache geregelt sein.

Zumindest würde ich zögern, den Hund im Dunklen in einem Jagdgebiet von der Leine zu lassen. Von erschossenen Katzen, die für Kaninchen gehalten wurden, hat man ja auch schon öfter gehört. Und selbst wenn der Jäger zuerst deinen Hund sieht und nicht dich, kann er ihn trotzdem abschießen, wenn er annimmt, dass der Hund wildert. Ich weiß nicht, ob das auf alle Bundesländer so zutrifft, bei uns ist das meines Wissens aber so. Der freundliche Jäger von neulich kann dir da sicher die Situation bei euch vor Ort erläutern.

Und ein Paar, das im Mails picknickt, sollte sich wirklich nicht zu sicher fühlen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass das erlaubt ist, dort zu sich aufzuhalten und wahrscheinlich auch Stengel nieder zu drücken. Denn der Acker gehörte vermutlich nicht dem Paar, sondern irgend einem Bauern und so auch die Bepflanzung. Und ob man einfach so auf ein Privatgrundstück eines Landwirtes gehen darf, das wage ich zu bezweifeln. Und ehrlich, wer rechnet schon damit, dass so ein hirnrissiger Ort für ein Picknick verwendet wird? Wenn es nur um die Nahrungsaufnahme ging, hätte man sich auch auf eine Wiese setzen können.

Ich glaube nicht, dass er dir nur Angst machen wollte. Vielleicht meinte er sogar damit, dass er angebliche Kollege so erschrocken ist, eher dass er beinahe schon abgedrückt hatte und erst im allerletzten Moment den Hund als Hund erkannt hatte? Möglicherweise ist hinter der Warnung mehr Substanz, als man sich als Nichtjäger so denkt?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich gehe mal davon aus, dass der Jäger dich bei schlechter Sicht länger beobachtet hätte. Dann hätte er irgendwann gemerkt, dass du kein Reh bist und hätte dich nicht erschossen. Im ersten Moment aber, wäre das vielleicht seine Vermutung gewesen. Gefährlicher ist es aber vielleicht, wenn der Jäger gerade auf ein Reh zielt und du ihm dann über den Weg läufst. So könnte er dich möglicherweise unbeabsichtigt treffen.

Und das Hunde von Jägern getroffen wurden, ist ja schon häufiger passiert. In einigen Fällen haben Jäger absichtlich abgedrückt, weil sie kein Herrchen gesehen haben und dachten, der Hund sei wild. In anderen Fällen wiederum haben sie den Hund vielleicht tatsächlich für etwas anderes gehalten oder ihn nur zufällig erwischt.

Egal wie man es auch dreht und wendet, eine Warnweste kann nicht verkehrt sein. Wenn du und der Hund eine solche Weste tragt, dann wird euch schon keiner erschießen und ihr seit vor den Jägern sicher.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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