Füllwörter wirklich am besten aus dem Textentwurf streichen?

vom 01.10.2014, 07:44 Uhr

Dass es Wörter von geringerer Wertigkeit gibt, habe ich bislang noch nicht gewusst. Die so genannten Füllwörter. Manche nennen sie wohl auch Unwörter, wobei ich das nicht als wissenschaftlichen Begriff sehe.

Was sind Füllwörter? Eigentlich welche, die gar nicht weiter auffällig sind. Wobei ich jetzt schon zu der Beschreibung eines benutzt habe: Eigentlich. Ferner sind das wohl Begriffe wie die Folgenden: Ziemlich, unerhört, unglücklicherweise, relativ, quasi, praktisch, leider, meines Erachtens, halt, irgendwie, ein wenig, bloß. Die Liste ließe sich noch lange weiter fort setzen, aber ich denke, dass die Beispiele genug erklären, was gemeint ist und eine vollständige Auflistung wenig sinnvoll ist.

Ich arbeite gerade etwas an meinem Schreibstil und wundere mich darüber, wie solche Worte eingeschätzt werden. Ich habe auch schon den Rat gehört, man solle solche Worte möglichst komplett meiden. Als Argument wird auch gerne genannt, dass erfolgreiche Autoren genau das als eines der Erfolgsrezepte hätten: Füllwörter vermeiden. Ich kann es nicht nicht so recht nachvollziehen, denn es macht für mich schon einen Unterschied, ob jemand einfach nur dick ist oder ziemlich dick. Sicherlich kann man das auch noch anders heraus stellen. Aber ist in dem Beispiel das Wort ziemlich deshalb wirklich schlecht? (Schon wieder ein Füllwort, denn auch wirklich und tatsächlich gelten als solche.)

Das ist für mich aber noch kein Argument, dass jemand anderes etwas auch macht. Was sagt ihr zu dem Thema? Verschlechtern solche Wörter tatsächlich jeden Text? Oder ist das gerade eine Mode, die nicht lange überdauern wird? Gilt das wirklich auch für literarische Texte oder kommt das eher aus der Idee heraus, Texte für Suchmaschinen knackiger zu formulieren? Verzichtet ihr auch bewusst auf solche Begriffe, oder haltet ihr von der Theorie wenig?

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Sprache, und dabei vor allem die Schriftsprache, ist wirklich ein interessantes Thema, wie ich immer wieder feststellen muss. Den Begriff der Füllwörter kannte ich bisher nur am Rande und muss deshalb zugeben, dass ich sie bei "normalen" Texten, wie z.B. wenn ich eine SMS oder Email an Freunde schreibe oder eben hier einen Beitrag im Forum durchaus nutze. Sie gehören zu einer lebendigen und vor allem gut beschreibenden Schriftsprache für mich einfach dazu. Und ganz ehrlich: ich sitze nun nicht hier am Computer und überlege während des Tippens dieses Beitrags, ob ich nun Füllwörter verwende oder nicht. :lol:

Bei wissenschaftlichen Texten wie Hausarbeiten für die Universität oder gar der Diplom- oder Examensarbeit sollte man solche Füllwörter allerdings wirklich weitestgehend vermeiden. Zumal die von dir schon erwähnten Wörter aufgrund ihres nicht eindeutigen Inhalts bzw. wegen des Ausdrucks eines Gefühls in einer wissenschaftlichen Arbeit meist nichts zu suchen haben.

Benutzeravatar

» diezeuxis » Beiträge: 1207 » Talkpoints: 964,75 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Füllwörter geben einem Text Leben, sie prägen einen individuellen Stil und ganz ohne sie kommt kein Text aus. Wie viele Füllwörter gut sind, das hängt von der Textart und der Intention des Autors ab. Erfolgreiche Autoren nutzen durchaus Füllwörter, aber die meisten setzen sie sehr gezielt und oft auch den Stil prägend ein.

Für wissenschaftliche Texte sind wenig Füllwörter ideal. Auch die Pressemitteilungen der meisten Unternehmen wirken ohne diese Worte seriöser. Bei SEO-Texten ist es so, dass diese einerseits knackiger wirken; andererseits bezahlen viele Auftraggeber in diesem Bereich feste Preise pro Wort. Das macht Füllworte zusätzlich unbeliebt. Suchmaschinen mögen sie nicht, in großer Zahl schaden sie seriösen Texten und teuer sind sie noch dazu.

Generell schlecht sind sie deshalb nicht. Ein Blogtext über ein Kosmetikprodukt, ein Text zu einem Reiseziel oder die Vorstellung eines neues Automodells wären ohne Füllwörter weit weniger interessant für den Leser. Ich passe die Menge der Füllworte an den jeweiligen Auftrag an. Als Textverarbeitung nutze ich Papyrus Autor. Das nette Programm zeigt mir auf Wunsch alles zu einem text an.

Es markiert alle Füllwörter, entlarvt Amts- oder Umgangssprache oder zeigt die Lesbarkeit eines Textes abgestimmt auf das geplante Niveau an. Das erleichtert die Arbeit sehr, vor allem wenn man mal wieder vom niedlichen Kindertext auf eine Aktienanalyse umschwenkt. :lol:

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Mein Freund findet es immer sehr wichtig einen guten literarischen Stil zu haben und dazu gehört angeblich eben auch, dass man solche Füllwörter weglässt. Ich finde das aber sehr schade, denn wenn man einen Text ohne Füllwörter ließt, dann versteht man diesen möglicherweise schneller, aber der Text wird dadurch nicht besser. Ich finde den Stil eher schlechter, da er nicht mehr so flüssig ist.

Das es eine Mode ist, kann aber gut sein. Ich hatte neulich eine App für einen Französischkurs installiert und eine Übung bestand darin, dass man aus bestimmten französischen Sätzen unnötige Wörter herauslöschen sollte. An solche Aufgaben erinnere ich mich während meiner Schulzeit zum Beispiel gar nicht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Als Mode würde ich das nicht bezeichnen. Meine Schulzeit ist schon lange her und ich habe permanent eingehämmert bekommen, auf Füllwörter zu verzichten und sie ausschließlich überlegt und gezielt zu nutzen. Das Internet bestand in erster Linie aus dem Usenet, das World Wide Web wurde gerade erst am CERN erfunden. Suchmaschinen und SEO gab es noch gar nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^