Autonome Autos die nur den Fahrer schützen?

vom 24.09.2015, 17:30 Uhr

Immer mehr Automobilhersteller forschen derzeit an Autos die autonom fahren und beispielsweise schon im Stau von alleine vorankommen um den Fahrer zu entlasten. In der Zukunft soll es Autos geben die von alleine fahren und kaum mehr das Eingreifen des Fahrers benötigen. Bis es aber soweit ist muss man erst noch klären, wie das Auto sich in Gefahrensituationen verhalten soll.

Interessant sind dabei bestimmte Situationen, es steht beispielsweise eine Frau auf der Straße. Links sind Kinder, rechts ein anderes Auto. Was soll das Auto also tun? Es müsste erkennen, dass es am besten ist in das andere Auto zu fahren, da so am ehesten alle den Unfall überleben.

Nun gibt es derzeit aber Diskussionen darüber, wie das moralisch aussehen soll. Soll das Auto sich so verhalten, dass es Kinder eher schützt als Jugendliche und Jugendliche eher als Erwachsene oder Senioren? Oder sind alle gleichbedeutend? Oder aber steht nur die Sicherheit des Fahrers im Vordergrund und nicht die der anderen Menschen?

Ein Automobilhersteller hat dann im Interview auch gesagt, dass die Sicherheit des Fahrers im Vordergrund stehen muss, denn wer kauft schon ein Auto, wo die Sicherheit anderer wichtiger ist und der Fahrer dafür möglicherweise drauf geht.

Wie seht ihr das? Würdet ihr euch ein Auto kaufen, wenn ihr wüsstet, dass dieses Kinder und andere Menschen auf der Straße beschützt und ihr dafür möglicherweise verletzt werdet? Oder möchtet ihr lieber ein Gerät wo nur eure eigene Sicherheit wichtig ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich arbeite nebenberuflich als Programmierer und könnte mir nicht vorstellen, den Quellcode für ein autonom fahrendes Auto zu entwickeln. Als Programmierer müsste man sich alle denkbaren Situationen vorstellen und dann die entsprechende Befehle schreiben. Das bedeutet, der Programmierer muss in bestimmten Situationen entscheiden, wer im Falle eines nicht abwendbaren Unfalls sterben muss. Nach welchen ethnischen Maßstäben sollen hier die Entscheidungen getroffen werden? Ist der Fahrer mehr wert als ein Fußgänger? Sind Kinder mehr zu schützen als Senioren? Ich könnte hier ehrlich gesagt keine Entscheidungen treffen, weil ich jeden Menschen wertvoll finde.

Grundsätzlich finde ich es schon gut, wenn der Fahrer durch elektronische Systeme unterstützt wird. Systeme wie ein Notbremsassistent oder ein Abstandswarner können wertvolle Dienste leisten und Unfälle vermeiden bzw. deren Schwere verringern. Aber ich finde es wichtig, dass der Fahrer die Kontrolle über das Auto behält und im Notfall selbst entscheiden kann, was er tun möchte.

Anstatt völlig autonom fahrende Autos bauen zu wollen, sollte man lieber die Autofahrer zur mehr Verantwortung erziehen. Meiner Meinung nach sollte es Pflicht sein, mindestens einmal ein Sicherheitstraining zu absolvieren. Bei dem Sicherheitstraining sollte im Vordergrund stehen, wie sich eine überhöhte Geschwindigkeit auswirkt, wie man richtig eine Vollbremsung einleitet und wie sich das Auto auf glatter (nasser) Fahrbahn verhält. Mit einem verantwortungsvollen und sicheren Fahrstil ließen sich die meisten Unfälle vermeiden.

Ich will solange es geht, ein Auto fahren, dass ich noch selbst lenken kann. Ich würde mich in einem autonom fahrenden Auto nicht wohl fühlen, weil ich dessen Reaktion in Gefahrensituationen nicht kenne.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Diese Fragen sind rechtlich sehr heikel und womöglich noch eines der größten Hürden zum autonomen Fahren. Ein Auto hat theoretisch alle Möglichkeiten zu entscheiden, wobei es sich da auch auf Wahrscheinlichkeiten berufen muss und man im Voraus kaum mit Sicherheit den Ausgang jeder Entscheidung berechnen kann. Mal davon abgesehen kann man nicht so einfach voraussetzen, dass selbst ein sehr intelligentes autonomes Fahrzeug einfach zwischen Kindern und älteren Menschen unterscheiden kann.

Von daher reicht es womöglich, wenn man in gefährlichen Situationen eine Standardreaktion durchführt. Im Falle der Fußgänger auf der Straße wäre das einfach bremsen ohne Ausweichen. Da ein autonomes Fahrzeug viel schneller reagieren kann als ein Mensch und es außerdem sicherlich viel defensiver programmiert ist als der normale Autofahrer fährt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Situation zu einem tödlichen Unfall führt, sehr gering.

Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass autonome Autos die Sicherheit auf den Straßen erhöhen, sonst würden sich die Systeme niemals durchsetzen. Von daher wäre es kontraproduktiv, wegen konstruierter Szenarien und den daraus folgenden moralischen Bedenken autonomes Fahren zu verhindern.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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