Soziale Verantwortung gegenüber Kindern
Wer schon einmal in einer Stadt war, dem ist es vielleicht aufgefallen. Wer darin lebt, kennt das Verhalten garantiert. An der roten Ampel steht jemand mit Kind oder ein Kind allein. Drum herum warten Erwachsene ebenfalls auf das grüne Licht. Plötzlich latscht eine Gruppe von drei Jugendlichen einfach über die Straße, während die Ampel noch auf Rot steht.
Genau das ist am Wochenende neben mir passiert. Die Mutter mit dem Kind an der Hand wartete natürlich weiter auf Grün. Als die Jugendlichen auf ihrer Seite angekommen waren, sagte sie laut und deutlich: "Klasse Vorbild, die Herren. Schon mal was von sozialer Verantwortung gehört?"
Zuerst haben die Jugendlichen nicht begriffen, was gemeint war. Als sie sich aber den missbilligenden Blicken auch vieler anderer gegenüber sahen, fingen sie an, die Frau verbal anzupöbeln. Dann schaltete die Ampel auf Grün, die Frau mit dem Kind und die anderen Wartenden gingen ihres Wegs.
Über diese Situation habe ich noch eine ganze Weile nachgedacht und mich gefragt, ob das Bewusstsein über die soziale Verantwortung, die man als Vorbild an einer Ampel für Kinder eben hat, grundsätzlich in der Gesellschaft nachgelassen hat. Empfindet Ihr das so oder ist man einfach sensibilisiert, wenn man selbst Kinder großgezogen hat?
Bist du denn nie in deiner Jugend über eine rote Ampel gegangen? Ich denke, das ist einfach die Unbedarftheit der Jugend. Und wenn man dann selbst Kinder hat, sieht man einfach gewisse Dinge plötzlich kritischer als vorher. Das geht schon im eigenen Umfeld los, dass man sich dann eher überlegt, welche Worte man benutzt, sobald Kinder dabei sind.
Deswegen muss man nicht unbedingt etwas sagen, wenn man in einer solchen Situation steckt. Vielmehr sollte man die eigenen Kinder dahin gehend aufklären, was alles passieren kann, wenn man nicht wartet, bis die Ampel grün ist. Zumindest habe ich das so gemacht und wenn wir wirklich mal so ein Verhalten beobachten konnten, dann kam von meinen Töchtern ganz allein die Erkenntnis, dass da viel passieren kann.
Ihr liebster Satz war dann immer: "Wenn jetzt ein Auto kommt, dann hat der Pech gehabt". Ihnen war also bewusst, dass es böse Folgen haben kann. Dass sich das irgendwann auch ändert und sie dann selbst bei Rot über die Straße gehen, ist mir durchaus bewusst. Aber ich glaube nicht, dass man mit ständig erhobenen Zeigefinger und so einem verbalen Hinweis viel erreicht. Da müsste man ihnen genauer erklären, wie ihr Verhalten auf kleinere Kinder wirkt und welche Folgen das haben kann, weil diese Altersgruppe die Verkehrssituation noch nicht so einschätzen kann.
Ich bin als Jugendliche mit Sicherheit über rote Ampeln gegangen. Aber wenn Kinder an der Ampel standen, habe ich mir so etwas gespart, weil mir meine Vorbildfunktion immer bewusst war.
Meine Frage war eher, ob Ihr den Eindruck habt, dass sich dieses gedankenlose Verhalten eher verstärkt hat, oder ob es eurer Meinung nach gleich oder vergleichbar geblieben ist.
Mit der verstärkten Sensibilität liegst du vermutlich richtig. Ich frage mich aber, ob das wirklich nur daran liegt, oder ob es ein Mehr des beschriebenen unbedachten Verhaltens gibt.
Man hat als Jugendlicher mit Sicherheit viele Gedanken im Kopf und der größte ist da bestimmt der der Vorbildfunktion. Man sollte deswegen eine solche Situation nicht überbewerten. Denn selbst wenn man dann eigene Kinder hat, kann es einem passieren, dass man die Farbe der Ampel mal nicht wirklich wahrnimmt, weil man eben in Gedanken ist.
Wir sind alle Menschen und machen auch mal Fehler. Und Jugendliche sind da eben wesentlich unbedarfter als Erwachsene, die schon eigene Kinder haben. Nur liegt es nicht unbedingt an den Jugendlichen, dass sie sich dieser Rolle nicht bewusst sind. Damit sie dieses Bewusstsein entwickeln, muss man es ihnen eben auch beibringen und das scheint wohl eher das Problem zu sein.
Jeder Jugendliche war mal Kind und sollte zumindest in der Grundschule gehört haben, dass man nicht bei Rot geht. Von daher sollte man sich das schon bewusst sein, dass man beobachtet wird. Aber in dem Alter ist eben bei Vielen der Gruppenzwang so hoch, dass sie sich nicht trauen würden, ihren Freunden zu sagen, man könnte ja auch stehen bleiben.
Ähnlich wie Punktedieb kenne ich natürlich zigfach diese Situation. Man steht an der Ampel oder an sonstigen Gefahrenstellen und irgendjemand macht genau das, was man gerade als gefährlich erklärt hat. Aber letztlich hilft dann wirklich, dass man den Kindern klar macht, dass jeder das Risiko für sein Verhalten selbst tragen muss. Dass also wir für uns verantwortlich sind aber nicht für alle anderen. Und das sehen Kinder relativ schnell ein. Teils kommt dann bei etwas älteren Kinder auch der schadenfreudige Satz, dass der oder die schon eines Tages sehen wird, was er oder sie davon hat.
Letztlich kann ich auch nicht die Hand ins Feuer legen, dass meine Kinder in der Pubertät immer die Regeln im Straßenverkehr beachten werden. Und so wird sicher nicht bei jedem Jugendlichen der das macht, etwas in der Kindheit bei der Verkehrserziehung schief gelaufen sein.
Eigentlich kennt die Situation doch jeder. Viele Erwachsene gehen auch über rote Ampeln und nur wegen einem Kind an der Ampel stehen zu bleiben ist sicherlich auch nicht so hilfreich, wenn man es sonst eben nicht macht. Meiner Meinung nach muss jeder selber sehen wann er was macht, wenn er dadurch keine anderen Menschen in Gefahr bringt.
Ich sehe die Eltern in der Pflicht das einem Kind beizubringen und wenn andere Erwachsene und ältere Kinder dann auch an der Ampel warten, ist es sicherlich löblich, aber ab einem gewissen Alter muss man selber entscheiden, was man machen will. Man muss da als Mutter auch nicht umher meckern, weil man ja nur selber seinem Kind erklären kann, was da passiert, wenn man bei Rot geht. Man kann ja nicht die Erziehung für alle übernehmen und kein Erwachsener wird wirklich immer stehen bleiben.
Wenn ich ein Kind sehe, bleibe ich auch stehen, aber wenn die Straße frei ist und da kein Kind ist, dann gehe ich auch mal bei Rot rüber und finde das auch nicht so schlimm. Als Erwachsener kann man das ja einschätzen.
Ramones hat geschrieben:Meiner Meinung nach muss jeder selber sehen wann er was macht, wenn er dadurch keine anderen Menschen in Gefahr bringt.
Das ist genau die Haltung, um die es mir beim Themenstart ging. Man bringt Kinder damit in Gefahr, weil sie Nachahmungslerner sind. Es gab dazu vor Jahren ein Aufsehen erregendes Urteil. Da wurde ein Mann, der angetrunken bei Rot über die Straße gegangen war, zu Schadensersatz und Schmerzensgeld verurteilt, weil ein Kind ihm genau das nachgeahmt hat und es dabei zu einem Unfall kam.
Ramones hat geschrieben:Ich sehe die Eltern in der Pflicht das einem Kind beizubringen
Das sehe ich ähnlich. Allerdings sehe ich auch, wie gesagt, eine soziale Verantwortung Kindern gegenüber, weil sie eben das nachahmen, was sie sehen. Deshalb würde ich nie über eine rote Ampel gehen, wenn ich sehe, dass ein Kind das mitbekommt, abgesehen davon, dass ich das ohnehin extrem selten mache.
Das Beispiel mit der roten Ampel wird immer so wahnsinnig ernst genommen. Dabei verstehe ich aber gar nicht so wirklich, warum es so wichtig ist. Nehmen wir mal an, dass ein Kind tatsächlich so beeinflussbar ist und sich seinen Eltern widersetzt. Das Kind ignoriert also die Anweisungen der Eltern und geht lieber bei rot über die Straße, da es das von Jugendlichen gesehen hat.
Es stellt sich dann aber die Frage, was es noch so für Dinge gibt, die das Kind dann beeinflussen würden. Kinder die sich prügeln beispielsweise. Radfahrer die ohne Helm fahren. Kinder die ohne Knieschützer und Helm Inlineskater fahren. Leute die auf der Straße irgendwelche anderen Menschen anpöbeln. Sogar Bettler sind ein schlechtes Vorbild. An jeder Ecke ist irgendein schlechtes Vorbild, an dem sich das Kind etwas abschauen könnte.
Ich finde daher, dass es eher wichtig ist Kindern beizubringen, sich an die richtigen Regeln und Normen zu halten. Die Kinder sollten die Anweisungen der Eltern ernst nehmen und die Gefahr erkennen. Man darf nicht davon ausgehen, dass Kinder nie bei rot über die Ampel gehen werden, nur weil sie es nie gesehen haben. Kinder werden immer mit Menschen konfrontiert werden, die gegen Regeln verstoßen und daher ist es wichtig ihnen beizubringen, dass sie es anders machen.
Ich denke es liegt einfach daran, dass es heute mehr Ampeln gibt. Gleichzeitig nehmen sich immer weniger Eltern die Zeit ihren Kindern zu erklären, wie man sich richtig im Straßenverkehr verhält.
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