Zu wenig Liebesbekundungen Grund, um sich zu trennen?

Im Fernsehen habe ich neulich eine Sendung gesehen, wobei sich eine Frau von ihrem Mann trennte. Die beiden waren zwar recht glücklich miteinander und auch schon einige Jahre verheiratet, wobei es dennoch etwas gab, was die Frau extrem störte. Ihr Mann sagte ihr nie, dass er sie lieben würde. Komplimente und nette Worte gäbe es zwar immer wieder, aber eben nicht die berühmten drei Worte.

Immer wenn die Frau ihren Mann darauf ansprach, dann meinte er, dass er sie lieben würde. Auch wenn sie ihm sagen würde, dass sie ihn liebt, käme eine Erwiderung von ihm. Er würde die drei Worte aber eben nie von selbst sagen und damit konnte die Frau letztendlich nicht leben. Der Mann meinte, dass es ihm unheimlich schwer fallen würde, die Worte über die Lippen zu bringen und er würde auch oft nicht von selbst daran denken. Das war dann schließlich auch ein Grund, sich von ihrem Partner zu trennen.

Würdet ihr euch nur deshalb trennen, wenn euer Partner euch nie sagen würde, dass er euch liebt, auch wenn ihr wüsstet, dass es so ist? Oder ist euch das gar nicht so wichtig, solange euer Partner euch auf andere Weise zeigen kann, dass er euch liebt?

Mein Partner zeigt mir natürlich auch auf eine andere Art und Weise, dass er mich liebt, aber ich höre Liebesbekundungen trotzdem gerne und würde es auch alles andere als schön finden, wenn mein Partner Hemmungen hätte diese 3 Worte zu verwenden.

Immerhin sind wir verheiratet und da sollte man so etwas ohne Angst oder Hemmungen sagen können. Ich erwarte das einfach, wobei man es auch nicht ständig sagen muss, aber ab und zu ist mir das schon wichtig. Wenn er das nie sagen würde, wäre auch nicht der Richtige für mich und dann würde ich mich durchaus trennen. Erst Recht, wenn man es anspricht und sich nichts ändert, ist das eben auch kein gutes Zeichen für die Beziehung.

Sicherlich hört man es gern, dass man geliebt wird. Aber dass man wirklich so kleinlich sein kann und eine Beziehung nur an dieser Aussage festmacht, ist doch eigentlich lächerlich. Mein Mann sagt mir das auch nur recht selten, aber es machen eben die Kleinigkeiten aus. Liebe ist da für mich auch, wenn er morgens sagt, dass ich bestimmte Dinge liegen lassen soll, weil es körperlich für mich im Moment noch sehr anstrengend ist sie zu erledigen.

Liebe ist da auch, wenn er total geschafft nach mehr als 12 Stunden vom Job kommt und trotzdem konzentriert ein Gespräch mit mir führt, weil da eben was dringend besprochen und entschieden werden muss. Da muss man es nicht noch in Worte packen, wenn man es täglich zeigt, dass man seinen Partner liebt.

Was zählt denn alles als Liebesbekundung? Müssen es die berühmten drei Worte sein? Und was sind die überhaupt wert, wenn die geradezu inflationär genutzt werden? Ein ständiges "ich liebe Dich!" erinnert mich fatal an ein gedankenloses "Ja,ja", nur um seine Ruhe zu haben.

Außerdem müssen den Worten auch die entsprechenden Taten folgen. Was nützt mir ein "Ich liebe Dich!", wenn seine Augen nicht blitzen, wenn ich einen Raum betrete? Muss er mir sagen, dass er mich liebt, wenn er mir jeden Morgen gut gelaunt und lächelnd das Frühstück serviert? Spricht nicht die Veränderung seiner Stimme am Telefon Bände, wenn ich mich melde?

Ein Verhalten, dass den Partner zu einem Möbelstück degradiert, dass immer da ist und als vollkommen selbstverständlich angesehen wird, das würde mich sehr belasten. Die Worte allein dagegen sagen nur wenig aus, daher dürften die durchaus fehlen, wenn der Rest stimmig ist.

Wenn der Partner nie sagen würde, dass er einen liebt, fände ich das schon sehr komisch. Ich denke schon, dass ich dann auch an eine Trennung denken würde. Es kann schließlich nicht so schlimm sein, das zu sagen, wenn es der Wahrheit entspricht. Es gibt aber viele Männer, die das einfach nur nicht besonders regelmäßig sagen. Das finde ich nicht weiter schlimm.

Mein Exfreund hat es beispielsweise auch nicht so häufig gesagt, sondern einfach nur ab und an. Ich fand das nicht weiter tragisch, denn an seinen Handlungen konnte ich merken, dass er mich liebt. Mein aktueller Freund ist da nochmal ganz anderes und sagt es mir mehrfach die Woche. Manchmal sogar mehrfach an einem Tag. Ich würde mich aber bestimmt nicht von ihm trennen, nur weil es etwa einmal im Monat wäre oder so.

Ich sehe das genauso wie Punktedieb und mache Zuneigung und Liebe eher an den Kleinigkeiten und Gesten im Alltag aus.

Liebe ist für mich, wenn ich zu meinem Partner nach Hause fahre, wir nichts Süßes mehr im Haus haben und er extra nach der Arbeit losgefahren ist und mir etwas Schokolade zu kaufen, weil er weiß, dass ich gerne ein Stück Schokolade zum Nachtisch esse. Er hasst es, nach der Arbeit noch irgendwohin zu fahren, er will dann immer sofort nach Hause und sich ausruhen. Daher weiß ich diese Geste besonders zu schätzen.

Ich zeige meine Zuneigung genauso durch Gesten. So organisiere ich immer, wenn wir irgendwo als Besuch zum Essen da sind, ein Glas Milch für ihn, weil ich ganz genau weiß, dass er spätestens zu Hause Sodbrennen haben wird und er sonst die halbe Nacht deswegen nicht schlafen kann. Er ist immer zu schüchtern, bei Gastgebern nach Milch zu fragen und traut sich das nicht, weil er keine Umstände machen will.

Ich halte nicht viel von Reden, ich achte viel mehr auf Taten. Ich bin eine Zeit lang mit jemandem ausgegangen, der sehr viele Worte gesagt hat, die er aber nicht so gemeint hat. Da fühlt man sich ziemlich veräppelt und verletzt, wenn man dahinter kommt, dass alles gelogen war und man nur ausgenutzt werden sollte.