Wolf Wondratschek - Mittagspause
Mittagspause ist eine 1969 aus der Feder des Autors Wolf Wondratschek erschienene Kurzgeschichte, deren Leitmotiv ein Gewissens- und Generationskonflikt sowie Zwänge unserer Trends ist, welcher anhand einer nicht näher bekannten modebewussten Protagonistin, die mittags immer einem Café sitzt und darauf wartet, von jemandem angesprochen zu werden oder dass überhaupt etwas passiert, wohingegen ihre Eltern zu Hause sind und fürchten, dass ihr etwas geschehen könne, schildert. Der abrupte Einstieg sowie das offene Ende weisen eindeutig auf den Typus Kurzgeschichte hin. Zusätzlich wird durch den Umstand, dass weder Name noch Alter der Protagonistin und auch nichts über ihre Eltern bekannt ist deutlich, dass die vorliegende Kurzgeschichte kein Einzelschicksal schildert, ganz im Gegenteil, es lässt sich auf die breite Menge ummünzen.
Hauptschauplatz ist das Café in welchem sich die junge Frau erzählt, bis auf einen Wechsel ins Elternhaus beim Abendessen, es wird relativ zeitraffend erzählt und die Handlung umfasst den Zeitraum weniger Tage, der sich vornehmlich aus der Mittagspause sowie dem eher kurz geschilderten Abendessen, zusammensetzt. Die Geschichte ist bis auf eine Retrospektive, in der kurz auf die Mittagspause des Vortages eingegangen wird, chronologisch aufgebaut. Der Erzähler ist ein auktorialer. Der gesamte Text ist sehr kurz und knappgehalten, in einfacher Sprache verfasst, weiters liegen unzählige Anaphern vor („Sie schlägt …“, „Sie sitzt …“, „Sie hat …“), die Syntax ist parataktisch.
Es ist von Anfang an zu bemerken, dass ein gespanntes Verhältnis zwischen der jungen Frau und ihren Eltern – quasi Antagonisten, obgleich keine direkte Rivalität besteht – vorhanden ist („Sie sehen es nicht gern“). Veranschaulicht wird dieses durch Ellipsen eingeleitete („Zum Beispiel.“) Erklärungen. Nachdem ich nun die Analyse des Textes abgeschlossen habe, möchte ich mich seiner Interpretation zuwenden.
Wie bereits erwähnt sind die Eltern in Sorge um ihre Tochter, da diese in der Mittagspause auf sich alleine gestellt ist, in einer für sie neuen Umgebung, die sie zum einem neugierig macht, zum anderen aber auch introvertiert und schüchtern wirken lässt („Mit der Sonnenbrille ist es einfacher, nicht rot zu werden“), nichtsdestotrotz wünscht sie sich, dass ein Mann sie abspricht, um sie aus ihrem monotonen Leben zu reißen, dessen momentaner Höhepunkt das Hoffen auf eine „Katastrophe“, wie die Protagonistin es nennt, ist. Seine Kurzgeschichte wirkt aufgesetzt und realitätsfern.
Die junge Frau möchte prinzipiell wie alle anderen Mädchen ihres Alters sein („Sie ist ein Mädchen wie andere Mädchen.“). Das ist auch der Grund, wieso sie Modejournale liest, sich schminkt, im Café sitzt, die Beine übereinanderschlägt („Sie sitzt im Straßencafé. Sie schlägt sofort die Beine übereinander.“). Doch gleichzeitig empfindet sie dieses bewusst an den Tag gelegte Verhalten als belastend („Sie hasst Lippenstift.“). Dennoch verhält sie sich so der Anerkennung wegen. Auch in einem anderen Punkt möchte sie dem Zeitgeist entsprechen. Sie hast es immer eilig (“Sie hat wenig Zeit.“), steht immer unter Druck. Durch all dies hofft sie sich interessanter zu machen, doch ihre distanzierte Art mach dies zunichte. Wenn ein Mann sie ansprechen würde, so „ würde sie eine ausweichende Antwort geben. Vielleicht würde sie sagen, dass der Stuhl neben ihr besetzt sei.“.
Die Intention des Autors ist meines Erachtens aufzuzeigen, dass Zwänge und Trends, das „Sich-wie-die-anderen-Verhalten“ keineswegs gut sind. Weiters erklärt er, dass Veränderungen im Leben unabdingbar sind, so schwer es auch sein mag sich von Gewohntem zu lösen. Die Eltern müssen akzeptieren, dass deren Tochter nun ihren eigenen Weg geht.
Abschließend möchte ich hinzufügen, dass mir der Text ganz und gar nicht gefällt. Diese einfache Sprache in Verbindung mit etlichen Parataxen soll den Eindruck einer linearen Argumentation erwecken, soll den Autor darin bestärken, dass er eine Grundwahrheit ausspricht. Obgleich ich in Satzungetüme vernarrt bin, zeigen beispielsweise Kafka oder Theodor Fontane im Zuge des Realismus, wie man durch einfache Sprache eine Botschaft effektiv übermitteln kann, sie nutzen das Potenzial dieses Stils zur Gänze aus. Hieran scheitert der Autor, obwohl die von ihm angesprochene Problematik alles andere als eine uninteressante ist.
Dein Text ist ja länger, als die Kurzgeschichte Mittagspause von Wolf Wondratschek selbst. Allerdings hat mich dein Text dazu angeregt, den Text nun mal zu suchen und selbst zu lesen. Falls noch jemand Interesse an dem Werk von Wolf Wondratschek hat, kann man die Kurzgeschichte, die sich wirklich innerhalb weniger Minuten lesen lässt, hier finden.
Ich fand die Kurzgeschichte auch ein wenig einfach gestrickt. Bestehend teilweise aus einzelnen Satzfetzen, die irgendwie keinen wirklichen Sinn ergeben. Aber immerhin habe ich mal was anderes als sonst gelesen und somit meinen Horizont ein wenig erweitert.
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