Hattet ihr Freundschaften, die euch überfordert haben?

Meine Cousine meinte kürzlich zu mir, dass sie ihre Freundin in letzter Zeit ziemlich überfordern würde. Sie würde ständig Zeit mit ihr verbringen wollen und ihr ihren Freiraum nehmen. Wenn sie sich treffen würden, wäre die Freundin schnell zickig und beleidigt und vor allem dann, wenn es im Gespräch gerade nicht um sie gehen würde. Von daher wäre ihr die Freundschaft langsam zu anstrengend.

Hattet ihr schon Freundschaften, die euch so richtig überfordert haben? Könnt ihr euch überhaupt vorstellen, dass euch eure Freunde einmal überfordern könnten? Was müsste dafür überhaupt passieren?

Ich war als Kind mit anderen Kindern in der Straße ganz normal befreundet und kam gut mit ihnen klar. Bis eines Tages in deren Familie ein schwerer Autounfall statt fand, der die Freunde traumatisierte und natürlich stark veränderte.

So aus Erwachsenensicht ist mir das unheimlich klar, was nun damals passiert ist. Als Kind habe ich gar nichts verstanden, denn mehr als dass deren Eltern tot sind, hat man uns damals nicht gesagt. Die Kinder haben aber wohl recht viel von dem Unfall gesehen und auch den Unfallort gesehen gehabt und das nie so recht verwunden. Klar verhielten sie sich auf auffällig, was ich als Kind aber überhaupt nicht einordnen konnte. Die Freunde waren mir fremd geworden.

So weit ich mich erinnere kamen diese Kinder dann irgendwann weiter weg in Pflegefamilien. Eines Tages waren sie fort und ich habe sie nie wieder gesehen. Als Kind war ich da schon erleichtert, weil man nicht mehr das Gefühl hatte, besonders höflich zu denen sein zu müssen, weil sie eben nicht mehr da waren. Und vielleicht ist ja nicht nur uns Kinder aufgefallen, dass die Kinder das alles nicht verkraftet hatten und es so nicht weiter gehen konnte. Eigentlich ganz schön hart, wenn man das so überlegt, dass die Kinder damals auch noch aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen wurden.

Ja, das kenne ich nur zu gut. Da ich ein sehr geduldiger Mensch bin und eine sehr gute Zuhörerin, wie mir immer wieder gesagt wurde, reden die Menschen viel mit mir. Sie öffnen ihre Herzen und schütten sie aus. Ich bin sehr einfühlsam und versuche dann zu helfen. Das kommt sehr gut an, nur es gibt halt penetrante Leute, die das ausnutzen und ihren ganzen Müll bei mir abladen und mich nicht fragen, wie es mir damit geht.

Also habe ich gelernt, diese Dinge dann anzusprechen, was mir anfangs sehr schwer gefallen ist, weil ich Niemanden verletzen möchte oder vor den Kopf stoßen will. Ich möchte helfen, aber ich darf dabei mich selbst nicht vergessen, was ich früher oft tat.

Es fällt mir zwar immer noch schwer, diese Dinge anzusprechen, aber es wird einfacher, von Mal zu Mal, wo ich es ansprach. Und wenn ich das nicht tue, dann verletze ich mich selbst, weil ich nicht auf meine eigenen Befindlichkeiten achte, das habe ich jetzt ganz gut im Griff.

Wenn ich so darüber nachdenke, wie viele Stunden und Tage ich damit zugebracht habe und es hat sich nichts geändert. Die Leute wollten Rat haben und ich legte sachte die Lage dar, sehr einfühlsam, die Person nickte und befand es für gut. Aber sie ging es nicht an, es änderte sich nichts.

Ein Freundin hat einmal zu mir gesagt, sie versteht nicht, warum ich das immer mache, mit den Leuten so reden und ihnen so viel zu geben und es kommt nicht viel zurück. Ich konnte nur sagen, ich weiß es nicht, ich hoffe immer noch, das es etwas bringt, das es was positives bewirken kann.

Heute unterscheide ich, mit wem ich intensiv rede und mit wem nicht, ich kann mir auch gut vorstellen, das ich nicht die Einzige bin, der es so geht oder ging. Wie sieht das bei euch aus?

Also wenn deine Cousine ihre "klettige" Freundin so stört, warum spricht die das nicht an und klärt das? Ich finde es gibt nichts, worüber man in einer wahren Freundschaft nicht sprechen kann ohne dass der andere direkt beleidigt ist.

Ich bin auch ein Mensch, der seinen Freiraum braucht und ich habe das offen und ehrlich angesprochen, sodass das im Freundeskreis auch respektiert wird. Es ist keiner beleidigt oder so deswegen.