Ist Jules Verne zu überholt?
Zu seiner Zeit war Jules Verne der Zukunftsautor schlechthin. In "20.000 Meilen unter dem Meer" wird geschildert, wie ein Kapitän namens Nemo sich seine eigene Unterwasserwelt erschafft und in "Von der Erde zum Mond" wird ein Mondreise aus damaliger Sicht erzählt.
Leider gibt es heute Atom-U-Boote und Raketen, die wirklich zum Mond fliegen können, wodurch man die Realität nun kennt und sie mit der damaligen Fiktion nun vergleichen kann. Es gibt kein Gold im Meerwasser und 20.000 Meilen unter Wasser sind mit Atomenergie machbar. Auf dem Flug zum Mond braucht man Raumanzüge, aber wir haben ihn hinter uns. Macht der Fortschritt und das Wissen darüber nicht die ganze Spannung dieser damals geradezu futuristischen Romane kaputt oder zeigt es nicht, wie realistisch manche seiner Vorstellungen waren? Wie empfindet ihr die Romane von Jules Verne aus heutiger Sicht?
Naja ob es leider Raketen und U-Boote gibt, da bin ich nicht unbedingt deiner Meinung, sehr wohl aber das die Spannung über die Zukunft mittlerweile zerstört ist. Es sind aber andere an die Stelle von Jules Verne getreten und erzählen nun ihrerseits Geschichten von fernen Sternen und unbekannten Zivilisationen. Bis wir dieses Geheimnis als gelüftet betrachten können, werden wohl noch einige Jahrhunderte vergehen.
Dass ehemals innovative Ideen der Schriftsteller in diesem Genre irgendwann zur Realität gehören, das ist wohl normal. Man denke mal an Raumschiff Enterprise, was vielen näher als ein Klassiker der Literatur ist. Der Kommunikator am Gewand wäre heute kein Problem mehr. Touchscreens sind heute Alltag und könnten problemlos auch mit so einer großen Oberfläche überall verbaut werden. Aber die Geschichten um die Charaktere bleiben trotzdem interessant.
Anders finde ich es bei Jules Verne. Mir ist bewusst, dass er auf jeden Fall einer der Urväter ist und ohne ihn manche spätere Entwicklung in dem Genre so nicht möglich gewesen wäre. Aber sein verquaster Schreibstil ist heute doch verdammt altmodisch. Wenn man heute in so einem Stil ein Werk an Verlage schicken würde, hätte man wohl keinen Erfolg. Auch die Figuren fand ich bei Verne immer relativ flach. Das sind für mich schlimmere K.O. Kriterien als eine überholte technische Entwicklung.
Das haben andere Klassiker in dem Genre wie zum Beispiel Asimov besser gelöst. Auch wenn da die technische Erfindung von der Realität eingeholt oder widerlegt wurde, sind die Geschichten handwerklich besser geschrieben. Und einen Roman, der im Mittelalter spielt kann man ja auch noch gut lesen, auch wenn heute kaum jemand mehr ohne Elektrizität lebt. Wenn die Story einen packt, dann lebt das Werk länger.
Man muss sich vorstellen wann die Bücher geschrieben wurden und welche technischen Möglichkeiten es da gerade gab. Da waren dann Unterseeboote und Mondflüge schon etwas Besonderes. Die Menschen träumen schon seit Jahrtausenden vom Fliegen und hier wurde das sehr anschaulich beschrieben.
Heute nimmt doch kaum noch jemand zur Kenntnis wenn wieder eine Rakete ins All geschossen wird. Solche Sehnsüchte reißen heute niemanden mehr vom Hocker was ich sehr schade finde. Aber das ist der Lauf der Zeit. In meinem Bücherregal stehen auch noch etliche Werke von Jules Verne, allerdings schon seit mindestens 20 Jahren ungelesen. Unsere Oma wollte neulich etwas zum Lesen haben und da habe ich ihr ein paar Bücher hervorgeholt, das ist die ältere Generation die noch damit etwas anfangen kann. Als unser Sohn noch klein war konnte ich ihn dafür leider auch nicht begeistern, er las lieber Comics.
Ein bisschen kann ich das Desinteresse aber auch verstehen. Im letzten Jahr hatte ich mir ein kostenloses Hörbuch von „Kapitän Nemo“ geholt und ich muss sagen dass es schnarchen langweilig war. Knapp 30 Stunden Text von einer ermüdenden und monotonen Stimme vorgelesen, mir fiel es schwer das durchzuhalten. Die dort geschilderten technischen Dinge nahm ich auch nur am Rande zur Kenntnis ohne das mit den Innovationen der Vergangenheit in Verbindung zu bringen.
Es geht aber auch anders. „In 80 Tagen um die Welt“ hat für mich nichts von seiner Faszination eingebüßt. Es gibt unzählige gute Verfilmungen, auch neueren Datums. Das wird von Jung und Alt gerne geschaut, wohl auch weil für jeden etwas dabei ist. Reisen in die Ferne, Liebe, Abenteuer, ein bisschen Krimi- alles was einen Bestseller ausmacht. Ansonsten wüsste ich nicht was heutzutage noch von den alten Klassikern der Jugendliteratur noch verfilmt wird.
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