TES Rollenspiele: Künftig ohne eigene Charaktererstellung?

vom 19.04.2013, 01:23 Uhr

Nachdem ich hier gestern auf einen Thread über "The Elder Scrolls: Online" aufmerksam geworden war, habe ich mich mal wieder drangesetzt, die neuesten Meldungen dazu zu recherchieren. Dabei stieß ich auch auf ein Interview, das sich allgemein auf die Zukunft der "Elder Scrolls"-Reihe bezieht, also auch und vor Allem auf die künftigen "normalen" Singleplayer-Teile. Die verwunderlichste Nachricht, die ich dort lesen konnte, war, dass man tatsächlich überlege, bei den zukünftigen Teilen den Prozess der Charakterstellung wegzulassen. Stattdessen würde es dann einen vorgefertigten Charakter, also mit vorgegebenem Aussehen und vorgesehener Volkszugehörigkeit, geben. Das Geschlecht wäre dann selbstverständlich auch vorgegeben.

Argumentiert wurde damit, dass sich bei Skyrim gezeigt habe, dass ohnehin die meisten Spieler, laut Umfragen, in etwa den Charakter nachbastelten, mit dem auch in den Trailern vor Veröffentlichung des Spiels geworben worden war. Eine eigene Kreativität wurde also wohl kaum verwendet, ebenso wurden kaum Figuren der anderen Völker erstellt. Zu einem erstaunlich hohen Prozentsatz bastelten sich die Nutzer wohl einen stereotypen Nordmann, übrigens mit dem Argument, der passe einfach am Besten zu der Thematik von Skyrim.

Könnte das die Folge der Tatsache sein, dass heute immer mehr Menschen Rollenspiele spielen, auch solche, die sonst mit Rollenspielen weniger im Hut haben? Ich habe fast den Eindruck, denn die "typischen" alteingesessenen Rollenspieler, die ich so kenne, legen eigentlich immer sehr viel Wert darauf, ihren Charakter sehr individuell zu gestalten. Einen vorgefertigten zu nutzen hat für mich sowas "Fastfood"-artiges, aber das passt ja auch schön zum immer weiter vereinfachten Spielprinzip. Mainstream Tauglichkeit eben.

Was haltet Ihr von dem Plan, in Zukunft keine Möglichkeiten der Individualisierung des Spiel Protagonisten mehr anzubieten? Ich sehe das auf jeden Fall sehr skeptisch, denn ich spiele ungern klischeehafte Helden. Meine Figuren sind zumeist doch eher ungewöhnlich und brechen mit Klischees. Einen muskelbepackten, hypermaskulinen Helden zu spielen, wie es ihn beispielsweise bei vielen Shootern gibt, fände ich irgendwie lahm. Außerdem wäre wohl, wenn es keine Freiheiten mehr bei der Charaktererstellung gäbe, absehbar, dass es kaum mehr Frauen als Hauptfigur in den Spielen gäbe. Denn Spiele mit einer Frau als Hauptfigur sind kommerziell noch heute in der Regel weniger erfolgreich, als solche, in denen man einen Mann spielt.

Ja, sicher ist das Aussehen einer Figur Nebensache und es gab früher viel weniger Möglichkeiten, den Spielercharakter anzupassen, aber heutzutage ist das nun einmal technisch sehr einfach möglich und demnach sollte der Spieler diese Möglichkeit meiner Meinung nach auch angeboten bekommen. Das gehört für mich bei Rollenspielen einfach mit dazu. Oder wäre es Euch auch egal, wie der Protagonist, den man im Spiel übernimmt, genau gestaltet ist?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Für mich gehört eine individuelle Spielcharaktererstellung irgendwie einfach zu einem Rollenspiel dazu. Sicher gab es in der Vergangenheit auch schon Beispiele, bei denen man einen Helden vorgesetzt bekam, aber dieser war immer recht ansprechend. Als Beispiel kann man hier "Fable 3" in den Raum werfen. Man konnte lediglich zwischen Mann und Frau auswählen. Mich hat das in diesem Falle aber auch nicht so sehr gestört, wie man das jetzt vermuten würde. Hier hat es irgendwie ganz gut gepasst, aber zur Gewohnheit würde ich das jetzt nicht machen wollen.

Wenn man sich das ganze mal genauer vor Augen hält scheint es aber auch bei aktuellen Titeln so zu sein, wie du es beschreibst. Bei "Das Schwarze Auge: Demonicon" wird es wohl ebenso sein, dass man einen Helden vor die Nase geworfen bekommt und mit ihm spielen muss. Ob er einem optisch gefällt oder nicht ist dann scheinbar das eigene Problem, um das sich der Entwickler weniger Sorgen macht. Das Problem hierbei ist einfach, dass man es nicht allen recht machen kann. Es gibt immer Leute, denen ein Charakter nicht gefällt. Da bastelt man sich lieber einen eigenen und das ist auch der bessere Ansatz.

Die Thematik im Zusammenhang mit der "Elder Scrolls"-Reihe ist mir dann doch etwas neu. Hier war man bisher ja wirklich eine breite Palette gewohnt, was das erstellen eines Charakters betrifft. Es gab viele Klassen und es wurde einem allgemein gute Freiheit bei der Erstellung gewährt. Ganz so schlecht ist die Idee aber auch nicht, wenn man überlegt, dass man bisher quasi immer so als namenloser Held durch die Gegend gewandert ist. Hier könnte man vielleicht eine noch bessere und intensivere Welt und Story erstellen, in die man sich noch mehr integriert fühlt. Das wirft nochmals eine sehr intensive Atmosphäre aus. Man muss einfach mal abwarten in welche Richtung es geht, aber generell bin ich dem ganzen nicht so sehr abgeneigt, obwohl ich der Meinung bin, dass man gewisse Freiheiten haben sollte.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Gegen etwas mehr Hintergrundstory zum eigenen Charakter hätte ich ja nichts. So könnten beispielsweise die Herkunft, der Beruf oder bisherige Erlebnisse, die sich vor der Handlung, die man spielt, ereignet haben sollen, genauer erläutern. Zum Beispiel könnte man dies über Schriftstücke im Spiel vermitteln, oder darüber, dass andere Figuren einen im Spiel auf diese laut Geschichte zurückliegenden Erlebnisse ansprechen. Das wäre tatsächlich schön und würde die Handlung wohl intensiver wirken lassen, als wenn man nur irgendeinen entflohenen Häftling spielt, zu dessen Hintergrundgeschichte nun wirklich gar nichts bekannt ist.

Allerdings braucht man, um eine Hintergrundhandlung oder Vorgeschichte aufzubauen, nun wirklich kein vorgegebenes Geschlecht, auch keinen vom Spieleentwickler festgelegten Namen, und auch keine Angaben zum Aussehen der Figur. Nehmen wir an, man spielt beispielsweise einen aus seinem Heimatland vertriebenen Magier. Diesen Hintergrund kann man in der Story leicht vermitteln, aber mit Volkszugehörigkeit, Geschlecht und Aussehen hat das ja nun wirklich nichts zutun. Da könnte man dem Spieler also weiterhin große Freiheiten bei der Erstellung des eigenen Spielercharakters lassen, und dennoch für eine intensivere Spielatmosphäre sorgen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde, die Charaktererstellung gehört bei The Elder Scrolls einfach dazu. Ich habe in Skyrim zum Beispiel nicht einfach einen Nord gespielt, sondern mich für einen Kaiserlichen entschieden, was aus Rollenspiel-Sicht nicht uninteressant ist, weil die Nord ja auf das Kaiserreich nicht gut zu sprechen sind.

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» RobLehm » Beiträge: 54 » Talkpoints: 22,07 »



Im Regelfall wäre es mir egal, wie der Protagonist gestaltet ist, da das eben von den Machern so vorgegeben wurde. Bei einer Rollenspielfirma, die es sich schon seit Ewigkeiten zum Ziel gesetzt hat, Spiele zu entwickelt, wo der Spieler das machen kann, was ihm gerade im Sinn steht. Ich fänge es sehr schade, wenn dieses Feature in künftigen Rollenspielen von dieser Firma weggelassen würde, da es für mich irgendwie dazu gehört.

Allerdings muss ich sagen, dass ich die Aussage, dass man Charaktere aus den Trailern nachbaut, auch bei mir bestätigt sehe. Ich habe bei Skyrim zunächst einen Nord gespielt, da mir dieser für die Rolle als Drachenblut einfach am besten geeignet schien. Allerdings habe ich auch andere Charaktere erstellt, mit denen ich dann eben eine Gilde oder ähnliches durchgespielt habe. Hier hätte ich nur ungern einen Nord gewählt. Wollen wir hoffen, dass diese Meldung irgendwo in den Tiefen des Internets verloren geht und wird davon nichts mehr hören werden.

» niglfox » Beiträge: 109 » Talkpoints: 64,28 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde, dass größere Freiheiten bei der Charakter-Erstellung nicht nur bei den Rollenspielen von Bethesda, sondern bei Rollenspielen im Allgemeinen essentiell ist. Es ist schließlich ein Rollenspiel, da gehört es schon "traditionell" dazu, auch im Pen-and-Paper- und im LARP-Bereich, dass man sich selbst ausdenkt, welche Figur man verkörpert. Ansonsten mag es ein Adventure sein, oder irgendein Action-Spiel, aber ist es dann noch ein Rollenspiel?

Ich kann mir vorstellen, dass ein großer Grund für die Entwickler, der für das Festlegen einer festen Spielfigur spricht, ist, dass sich das einfach viel einfacher programmieren lässt. Nicht nur, dass man dann nicht mehr alle Dialoge für zwei Geschlechter erstellen und auch vertonen lassen muss, was ja der Fall wäre, wenn kein festes Geschlecht vorgegeben ist, auch das Wegfallen der Wahl einer beliebigen Volkszugehörigkeit würde natürlich einiges an Arbeit erleichtern.

Wobei ja gerade die Veränderung in den Dialogen, die sich durch die Wahl verschiedener Völker zeigt, meines Erachtens auch viel an der Atmosphäre bei Skyrim bewirkt. Leute, die das Spiel nur einmal als Nord durchgespielt haben, mögen es nicht bemerkt haben. Aber wenn man mal als Kaiserlicher oder als Elf gespielt hat, ist es schon beachtlich, was für Vorbehalte, bis hin zum offenen Rassismus, einem durch einige NPCs entgegenschlagen. Das verleiht meines Erachtens der Atmosphäre aber auch eine gewisse Tiefe. Und das durch ein eigentlich gar nicht einmal so komplexes Mittel. Das wegfallen zu lassen, würde ich für fatal halten. Dann müsste man sich andere Dinge ausdenken, damit die Atmosphäre nicht flacher wird. Aber würden solche Veränderungen erfolgen? Daran zweifle ich irgendwie ein wenig.

Was das von niglfox angesprochene bessere "Passen" eines Nord-Charakters für Skyrim betrifft, hätte ich auch einen kleinen Einwand. Erst einmal, ja, an sich passt es schon so ziemlich am besten, wenn jemand aus diesem Volk zum Drachenblut wird. Andererseits ist ein schöner Aspekt an Skyrim ja, dass man der Haupthandlung gar nicht folgen muss. Selbst, wenn man nur die anderen Handlungen, sei es die Gilden-Quests, die Bürgerkriegs-Kampagne, oder diverse zufällige andere kleinere Quests spielt, ist man schon über 100 Stunden sehr gut mit dem Spiel beschäftigt.

Aktuell spiele ich übrigens mal wieder einen weiteren Durchlauf, mit einem nagelneu erstellten Charakter, einem Hochelfen. Und der hat nach etwa zwei Monaten, die ich derzeit abends immer mal wieder ein Stückchen weiterspiele, noch keinen einzigen Drachen auch nur gesehen, mal abgesehen von dem allerersten in Helgen, dem man einfach nicht ausweichen kann. Man kann Skyrim also sehr frei und alternativ spielen. Wieso sich also auf einen vorgefertigten Charakter beschränken, der vielleicht gar nicht zu dem Stil passt, in dem man selbst spielen möchte?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich vermute da auch eher finanzielle Überlegungen dahinter. Denn theoretisch ist ein Spiel wie Skyrim oder Oblivion nicht nur ein Spiel sondern viele in einem. Denn es macht durchaus einen Unterschied, ob man am Anfang einen Charakter wählt, der eher ein Haudrauf oder eher ein Magier ist. Und es macht auch sehr viel Spaß da Spiel nochmal und nochmal und nochmal mit veränderten Figuren zu spielen. Es fühlt sich jedes mal anders an, auch wenn die Hauptquest gleich bleibt. Denn die Story reagiert dynamisch. Wenn das raus genommen werden sollte, dann wäre das Hauptargument für den Kauf für mich weg gefallen.

Ich gehöre nicht zu den Leuten, die zum Nord gegriffen haben. Aber ich wurde bei der Umfrage auch nicht gefragt. Ich nehme lieber Magier oder Kampfmagier für solche Spiele, weil ich lieber zaubere, als Waffen zu schwingen. Das ist halt so meine persönliche Vorliebe.

Allerdings gebe ich als Frau offen zu, dass ich selten als erste Wahl beim ersten Durchgang eine weibliche Spielfigur wähle. Das liegt einfach daran, dass die Programmierer da einfach oft zu viel von den Kräften einer vergleichbaren männlichen Spielfigur kürzen. Das Spiel wird also schwerer und stresst den Spieler mehr durch verlorene Kämpfe. Von daher nehme ich weibliche Figuren eher später. Ich denke, da bin ich nicht der einzige, der deshalb die Wahl so trifft.

Ein bisschen mehr von Lara Crofts Kräften würde mancher Figur in einem Fantasyspiel meiner Meinung nach gut tun. Dann würden auch mehr Leute diese Wahl treffen, wenn die weiblichen Figuren vielleicht sogar Vorteile hätten, die die Männlichen so nicht bieten. Quasi als Ausgleich für die gestrichenen Körperkräfte. Und letztlich könnte man auch weibliche und männliche Figuren mal gleich stark programmieren. Warum man so auf Realismus in Fantasy-Spielen setzt, ist mir schleierhaft. Und warum nicht weibliche Echsen oder so wenigstens stärker sein können als männliche Echsen als Figur ist mir auch unklar.

Wenn man diese Reihe auf die Hauptquest und auf einen Charakter fest legen würde, wäre das Niveau unheimlich gesunken. Das wäre nicht mehr meine Welt. Eher könnte ich es verstehen, wenn man die Spiele künftig in einer Basisversion und Bonusversion heraus gibt und in der Basisversion nur ein Charakter vorgesehen ist und man dafür weniger zahlt. Aber ob sich das finanziell für die Firma rechnet, glaube ich nicht.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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