Schwangerschaft - warum glaubt man für 2 essen zu müssen?
Ich war vor kurzem beim Frauenarzt, weil ich schwanger bin und eine Untersuchung hatte. Dort hatte ich ein Gespräch mit der Sprechstundenhilfe. Diese kam dann auch irgendwann auf das Thema Ernährung zu sprechen. Sie meinte dann, dass viele Schwangere immer noch der Meinung wären, dass man für 2 essen müsste. Wobei man ja auch darüber aufgeklärt wird, was gut ist und was nicht.
So richtig konnte ich das nicht verstehen. Sicherlich, ich esse nun viel mehr Obst, aber ich würde nicht auf die Idee kommen Mahlzeiten zu verdoppeln. Ich höre da auf meinen Körper. Man merkt schon was wann gut für das Baby ist und das esse ich dann auch. Warum meinen dann manche Schwangere immer noch, dass man für 2 essen muss? Warum hören sie nicht einfach auf den eigenen Körper? Wie war das bei euch?
Erstmal Glückwunsch zu deiner Schwangerschaft! Was aber das Essverhalten angeht, kennst du denn Schwangere die ihre Mahlzeiten tatsächlich verdoppeln? Ich nämlich nicht. Ich kenne den Spruch auch, aber den sagt man doch eher zum Spaß. Oder wenn Frauen die schwanger sind plötzlich besonderen Appetit haben und mehr essen, als normal. Dann essen sie aber in der Regel immer noch nicht für zwei.
Dass man das nicht tun muss, wissen doch bestimmt alle. Es ist nur eine Redewendung. Warum sollte man für ein Baby so viel mitessen, wie für eine erwachsene Person? Die Schwangeren die ich bisher kannte haben sich eigentlich ganz normal ernährt.
Ich selber kenne eigentlich auch nur Schwangere, die das nicht gemacht haben, aber die Sprechstundenhilfe hat mir da von Frauen in der Praxis erzählt, die noch nicht wirklich weit waren und schon viel zugenommen hatten, weil sie nur noch gegessen haben und der Meinung waren, dass das gut für das Kind ist.
Die Mutter einer Bekannten ist auch so krass. Die hat wirklich gefuttert ohne Ende während der Schwangerschaft mit der Begründung, dass die Kilos nach der Geburt doch eh alle weg wären. Ich finde so eine Einstellung schon ziemlich fatal und ich glaube, dass wirklich viele so denken.
So habe ich mal eine Aussage von Kim Kardashian vor zwei Jahren mitbekommen, die sich nach der Geburt ihrer Tochter gewundert hat, dass die ganzen Kilos nicht automatisch weg waren. Dabei ist das doch kein Wunder, wenn man zu viel isst. So viel wiegt das Baby auch nicht. Alles, was das Baby nicht braucht, wird in Fettdepots umgewandelt. Dieser Irrglaube scheint also trotzdem weit verbreitet zu sein.
Auch die Mutter der Bekannten von mir, die ich anfangs erwähnte, hatte nach der Geburt ihres Kindes trotzdem noch 23kg mehr auf der Waage als vor der Schwangerschaft. Bei einer meiner Schwägerinnen war das ähnlich, die hat bei dem ersten Kind so dermaßen übertrieben, dass sie auch über 20kg nach der Geburt zu viel hatte.
Man sagt ja, normal sei eine Gewichtszunahme von 10-12kg je nach Ausgangsgewicht. Da klingen 20 kg oder mehr schon heftig wie ich finde. Im ersten Trimester braucht man doch gar nicht viel mehr, danach maximal 200kcal pro Tag und so viel ist das nicht. Vielleicht ein bisschen Obst und Gemüse mehr, das wars.
Manchmal haben junge Mütter auch eigene Eltern und Schwiegereltern. Und die geben teils Tipps, die noch aus der Mottenkiste stammen. Wenn ich schwanger war, durfte ich mir von der älteren Generation auch öfter anhören, ich solle ja genug essen. Und wenn ich als Schwangere in Gesellschaften mit älteren Leuten war, wurde mir immer besonders viel aufgetan und ständig zum Nachschlag geraten.
Eben mit den Sprüchen, dass ich jetzt ja an zwei denken muss. Das ist vielleicht noch ein Spätschaden vom Krieg, wo es kompliziert werden konnte, wenn die Schwangeren nicht genug Essen auftreiben konnten. Vermutlich wissen das die Frauenärzte, dass nicht jede junge Mutter ein aufgeklärtes Umfeld hat.
Zudem bedeutet eine Schwangerschaft immer eine hormonelle Umstellung. Manche Schwangere kämpfen wochenlang mit furchtbarer Übelkeit und kriegen kaum was vernünftiges runter. Andere haben plötzlich tierisch Heißhunger. Das kann schon fatal sein, wenn man dem zu sehr nachgibt und überschätzt, wie viel der zusätzliche Kalorienbedarf wirklich beträgt.
Denn viel mehr braucht man nicht, der weibliche Körper arbeitet in der Schwangerschaft erstaunlich energiesparend. Da wird es manchmal schon schwer, alle Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe in das Kalorienbudget zu packen.
Diese Vorstellung muss irgendwie noch aus der Zeit kommen, wo man sowieso nicht so viel zu essen hatte und die Körper der Menschen dadurch auch keine ausreichenden Reserven anlegen konnten. Eine Schwangerschaft war das sicherlich viel belastender für eine Frau, als das heute der Fall ist. Und wenn man sowieso nur eine Scheibe Brot zum Abendessen hatte, klar, da hat es sicher Sinn gemacht, wenn eine werdende Mutter dann eben zwei Scheiben gegessen hat.
Die Portionen, die wir heutzutage so verdrücken, noch zu verdoppeln, wäre aber wirklich zu viel des guten. Man sollte einfach darauf achten, dass die Ernährung insgesamt gesund und ausgewogen ist, dann bekommt das Kind schon alles, was es braucht. Doppelt so viel zu essen wie sonst hätte ich in meiner Schwangerschaft nie und nimmer geschafft.
Ramones hat geschrieben:Warum hören sie nicht einfach auf den eigenen Körper? Wie war das bei euch?
Wenn ich in den Schwangerschaften auf meinen Körper gehört hätte, wäre ich mit 100 KG in den Kreißsaal gegangen. Erst habe ich 18 Wochen nur gebrochen, danach bin ich gefühlt bis zur Entbindung jeden Tag verhungert.
Ohne den Schwangerschaftsdiabetes und die extrem schlechte Wirkung des Insulins hätte ich mehr als 4 kg zugenommen. Mein Körper hat jedes mal nach Kohlenhydraten und Fett geschrien. Alles, was wenig Kalorien hatte, löste keinerlei Appetit aus und, was viel schlimmer war, es machte nur voll, der Hunger blieb.
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