Bei Wer wird Millionär immer alles wissen?

Wenn man vor dem Fernseher sitzt und Wer wird Millionär schaut, dann weiß man ja häufig alles besser. Man kennt die Lösung auf die jeweiligen Fragen schnell und wundert sich, warum die Kandidaten sich so schwer tun. Ich bekenne mich dazu, dass auch ich oft vorm Fernseher sitze und die Antwort schnell mal so vor mich hin sage. Es geht ja für mich auch um nichts.

Dennoch gibt es Menschen, die scheinbar immer alles wissen. Sie sagen, dass sie das auch vor der Kamera in der Show ganz leicht könnten. Kennt ihr solche Leute? Was denkt ihr über sie? Wieso bewerben sie sich dann nicht für die Show?

Klar gibt es Menschen, die das klassische Quiz-Wissen gut drauf haben. Warum auch nicht? Ich kenne einige Menschen, die einfach so vielseitig interessiert sind, dass sie bei so einer Sendung weit kommen würden. Aber letztlich hat ja jeder irgendwo Wissenslücken. Ein Kinderloser weiß zum Beispiel nicht automatisch, wie bei dem neuesten Kinderkultfilm oder Kultspielzeug die Figuren heißen. Es sei denn, er betreibt einen Handel mit so etwas.

Ich denke schon, dass die Fragen schon im Vorfeld an die Kandidaten angepasst werden und nicht zufällig gewählt sind. Sicher macht sich da ein Expertenteam Gedanken, ob der junge, männliche Sportstudent vielleicht eher mit einer Frage nach Rosamunde Pilcher und ihrem Debütroman in Verlegenheit getrieben werden könnte, oder eher mit einer Frage nach dem Erfinder der Haftcreme für dritte Zähne. Beides Fragen, die man eher nicht bei größeren Geldsummen einer älteren Dame stellen würde, die dritte Zähne hat und gerne Schnulzen liest. Zumindest fände ich das nahe liegend. Ob das tatsächlich so gemacht wird, weiß ich nicht.

Zudem ist es auch noch eine andere Situation, wenn man nicht gemütlich auf dem Sofa sitzt, sondern zig Scheinwerfer und Kameras und ein freundlicher Moderator einen nervös machen. Und wenn man weiß, es geht jetzt hier wirklich um eine ganze Menge Geld. Da laufen so viele psychologische Mechanismen ab, die einen ganz anders belasten, als zu Hause auf dem Sofa. Von Gier bis Prüfungsangst kann da vieles mit spielen und einem den Erfolg gründlich verhageln.

Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich auch zu den Menschen gehören, die relativ viele Antworten auf die Fragen bei 'Wer wird Millionär?' weiß. Wenn man ein einigermaßen breitgefächertes Allgemeinwissen mit sich bringt, ist das auch keine große Leistung meiner Ansicht nach.

Trotzdem ist es ein großer Unterschied, ob man die entsprechenden Fragen vor dem heimischen Fernseher zu beantworten weiß oder im Studio vor Publikum sitzt und weiß, dass nachher Millionen von Menschen die Aufzeichnung anschauen werden. Stress und das liebe Lampenfieber sollte man dabei ganz und gar nicht unterschätzen.

Es gab ja auch schon Kandidaten, die ganz offen zugegeben haben, dass sie eine Frage vor dem Fernseher ohne großes Nachdenken beantworten hätten können. In der entsprechenden Sendung brauchten sie dazu aber vielleicht sogar einen Joker. Denn jetzt ging es tatsächlich ums Geld, man war nervös und wollte bloß nichts falschen machen. Das sind also zwei ganz verschiedene Situationen.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass ich selbst sehr nervös wäre, wenn ich zum ersten Mal in meinem Leben vor Kameras sitzen würde und dann auch noch diese Fragen beantworten müsste. Zudem braucht man in der Sendung auch einfach Glück. Man kann einen richtig schlechten Tag erwischen und nur Fragen bekommen, deren Antworten einem in seinem Wissensschatz fehlen.

Gleichzeitig kann man, wie viele Kandidaten, auch das Glück haben, genau so Fragen zu kommen, die man im Vorfeld vielleicht sogar geübt hat. Es gab ja auch mal einen Millionengewinner, der die Antwort auf die letzte Frage nur wusste, weil er sich mit einem Freund ein paar Tage zuvor noch darüber unterhalten hat.

Ich weiß die Antworten auf die ersten Fragen auch meistens sofort, aber wenn man im Studio ist und man es tatsächlich auf den Stuhl geschafft hat, dann wird man sicher auch nervös sein und Fehler machen oder durch die Nervosität manchmal kurz abgelenkt werden.

Auch ist es in diesen Studios durch die ganze Technik und durch die Scheinwerfer extrem heiß und das vermindert die Konzentration auch noch deutlich. Natürlich braucht man auch noch eine gewisse Portion Glück. manchmal hat es ein Kandidat wirklich einfach und der nächste Kandidat, der bekommt dann wieder viel schwierigere Fragen.

Mich stört es nicht, wenn jemand anders die Antworten vor dem Fernseher sagt, aber wenn jemand den ganzen Abend erzählt, wie schlecht der Kandidat ist und er es besser machen würde, dann nervt es mich dann schon und dann sage ich dann auch mal etwas Unangenehmes.