Sohn will nichts Selbstgestricktes tragen

Meine Partnerin strickt und häkelt schon seit einigen Jahren sehr begeistert und, wie ich finde, auch sehr gut. Das Resultat ihrer Arbeiten sind häufig Socken, Schale, Mützen oder auch mal ganze Pullover. Der Tragekomfort ist jeweils sehr hoch und ich hatte noch nie das Gefühl, dass beispielsweise die Socken jucken oder kratzen.

Umso unverständlicher ist es uns beiden, dass unser Sohn die von seiner Mutter gestrickten Sachen nicht tragen möchte. Gerade arbeitet sie an Häkelmützen für die ganze Familie, aber unser Sohn hat schon wieder kundgetan, dass er davon keine haben möchte.

Merkwürdigerweise hat er uns erst neulich beim Klamottenkauf auf eine Mütze hingewiesen, die er gerne haben würde. Ein äußerer Unterschied zu den Mützen, die meine Partnerin häkelt, war definitiv nicht festzustellen. Auch qualitativ bestand kein wirklicher Unterschied.

Wir haben ihn natürlich schon darauf angesprochen, aber noch keine vernünftige Antwort bekommen. Kann es einfach sein, dass es uncool ist, Kleidungsstücke zu tragen, die von der eigenen Mutter hergestellt wurden? Selbst wenn diese genau so modern oder trendgemäß aussehen wie solche, die man in den Läden kaufen kann. Habt ihr solche Erfahrungen mit euren Kindern möglicherweise auch schon gemacht?

Als ich noch in die Schule ging, das ist erst drei Jahre her, wurden Kinder, welche solche selbstgestrickten Kleidungsstücke trugen, regelmäßig gemobbt und ausgelacht. Ich vermute auf der Mütze war irgendwo ein Logo oder etwas Ähnliches angebracht und daher wollte er diese Mütze haben und die selbstgemachte nicht. Ich würde ihn halt mal fragen, ob es ihm peinlich ist, etwas Selbstgemachtes zu tragen, ich kann mir die Antwort jetzt schon denken.

Warum muss man das hinterfragen? Ich stricke auch viel und bis zum letzten Winter musste nicht nur eine Mütze jedes Jahr gestrickt werden, sondern auch ein Pullover. Letztes Jahr wollten meine Mädels dann plötzlich nur noch die Mütze. Den einzigen Ärger, den sie dafür bekamen, war die späte Aussage, denn die Wolle für Pullover war schon gekauft. Und ich hatte sie mehrmals gefragt, ob sie wirklich diese Farben wollen, wo man hätte schon sagen können, dass man gar keinen Pullover möchte.

Da so ein Drama zu machen, finde ich schon reichlich übertrieben. Wobei bei uns deswegen niemand gemoppt wird, wenn Stricksachen getragen werden. Das findet man in allen Altersstufen, aber es gibt eben auch Phasen, wo es die Kinder nicht wollen. Und dafür dass letztes Jahr dann keine Pullover gewünscht waren, kamen die Freundinnen meiner Töchter wegen Mützen, weil dann jede ein Unikat hatte.

Vielleicht kannst du ja von Mann zu Mann mal ganz zwanglos das Gespräch auf das Thema bringen. Aber nicht als große Angelegenheit, sondern nebenbei wenn man gemeinsam was anderes, lockeres unternimmt und die Mutter das nicht hören kann. Dann spricht er vielleicht etwas gelöster.

Natürlich kann es sein, dass er mit den selbst gestrickten Sachen aneckt. Bei Mädchen ist das vielleicht noch anders, aber Jungs untereinander sind oft noch erschreckend konventionell und spießig. Da ist man schnell verschrien wegen Dingen, die man als Eltern gar nicht mehr problematisch fände. Und wenn die Mitschüler ihn nur als Weichei oder Muttersöhnchen bezeichnen.

Vermutlich leidet der Junge da in in zwei Richtungen. Wenn er nicht gerade voll in der Pubertät ist, will er vermutlich der Mutter auch nicht weh tun, aber er wird auch nicht die Stärke haben, gegen den Strom zu schwimmen und auf die Meinung der Gleichaltrigen zu pfeifen.

Da kann man dem Eltern nur raten, solche Befindlichkeiten des Kindes nicht persönlich als Beleidigung zu nehmen. Also nicht als Hinweis, dass er der Meinung ist, Mutti strickt schlecht. Dann fällt es leichter, einen Schritt aufeinander zu zu gehen.

Nun, ich finde das eigentlich total verständlich. Ich hätte als Kind ab einem gewissen Alter auch nichts mehr angezogen, was von meiner Mutter oder von meiner Oma gestrickt wurde. Die Socken höchstens noch zu Hause gegen kalte Füße.

Es ist ganz normal, dass Kinder sowas nicht mehr wollen, wenn sie langsam selbstständiger werden. Natürlich kann man auch mal ausgelacht werden, wenn in der Schule ein Freund fragt, wo man denn den Pullover her hat und dann muss man sagen: "Den hat meine Mama gestrickt." Außerdem sind bei Jungs einfach Pullover mit Star Wars oder Spider Man Motiven cool und keine Wollpullover.

Ich würde es einfach akzeptieren, dass der Junge das nicht mehr möchte, wobei ein selbst gestickter Schal wohl nicht wirklich nennenswert anders aussehen wird, als ein gekaufter. Diesbezüglich könnte man ja noch mal mit ihm reden, aber den Pullover würde ich ihm nicht aufzwingen.

Ich finde das ganz normal, dass man in einem bestimmten Alter nichts mehr von seinen Eltern gestrickt bekommen möchte. Das ist ein bisschen komisch aus Erwachsenensicht, aber die Kinder werden dann eben auch für Kleidung und auch Mützen, die selbstgemacht sind nicht gerade nett behandelt und haben auch selber das Gefühl dass sie damit nicht cool genug wären, was in dem Alter viel zählt, in der Pubertät beispielsweise.

Ich würde da nicht beleidigt sein oder so. Er mag die Sachen sicherlich schon irgendwie und will nur nicht uncool wirken. Das ist schon wichtig in der heutigen Zeit und für Eltern nicht immer nachvollziehbar. Wenn er also nicht möchte, dann würde ich das hinnehmen und dann mit ihm gemeinsam eine Mütze kaufen gehen. Streiten würde ich deswegen nun auch nicht, weil das überzogen ist wegen einer Mütze. Er meint es sicherlich auch nicht so böse.