Wohnort wechseln, weil Morde im Ort begangen wurden?

vom 13.09.2015, 21:25 Uhr

Mein Vater schaute vorher einen Film auf dem Fernsehsender RTL und da wurde eine Vorschau der Serie Anwälte der Toten gezeigt. In einer Ortschaft mit fünfhundert Einwohnern wurde eine junge Frau auf brutalste Weise ermordet. Erst fünfzehn Jahre später konnte die Polizei mit Hilfe von DNA-Tests den Täter endlich fassen.

Laut Aussagen der Anwohner, hatten die meisten Menschen dort zwar jeden Tag Angst davor, dass der Killer erneut zuschlagen könnte, aber sie wollten dennoch nicht umziehen.

Ich persönlich würde wegziehen, wenn in meiner Ortschaft jemand auf so eine brutale Art umgebracht würde und man keinen Täter ermitteln könnte. Könntet ihr noch in dieser Ortschaft wohnen oder würdet ihr euch auch eine neues Zuhause suchen?

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke nicht, dass ich umziehen würde, wenn ein Mord in meiner Stadt passieren würde. Letztendlich ist Kriminalität auch in Deutschland irgendwo auf der Tagesordnung und da würde ich mich nicht darauf verlassen, dass es in meiner Stadt keinen einzigen Mord gibt. In der nächsten Stadt kann es auch zu einem kommen, vielleicht ist dieser nur etwas weniger spektakulär und wird nicht bekannt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mal andersherum gedacht: ich habe den Wohnort nicht gegoogelt und bei der Polizei nachgefragt, bevor ich hier das Haus gekauft habe. Es hätte also sein können, dass ich unwissentlich in einen Ort ziehe, in dem ein brutaler Mord stattfindet. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das vorher zu überprüfen.

Und auch wenn es andersherum passieren sollte, ich würde nicht umziehen. Das ist mein Haus. Da ziehe ich doch nicht aus, weil ich Angst vor einem Mörder habe, der wahrscheinlich schon über alle Berge ist oder aus persönlichen Gründen getötet hat, die auf mich nicht zutreffen.

Also tatsächlich Angst zu haben, finde ich irrational. Ich sage nicht, dass es mir nicht auch mulmig zumute wäre oder ich sogar tatsächlich Angst haben würde. Aber rational wäre es nicht. Und wegen irrationaler Angst umziehen, käme für mich nicht in Frage.

Wenn man zur Miete wohnt und dort eh nicht lange wohnen wollte, okay. Als Student beispielsweise bleibt man meist eh nicht lange an einem Ort und mit Ende des Studiums würde es sich eh ändern. Da kann man dann den Umzug auch vorziehen. Aber wer ein Eigenheim besitzt, der wohnt nicht nur irgendwo, der lebt da. Das sind meine vier Wände, die ich gekauft habe, um hier alt zu werden. Das gibt man nicht einfach so auf.

Außerdem halte ich es für einfacher, das Trauma in der Gemeinde zu verarbeiten. Es ist eine kollektive Erfahrung und da wird es im Kollektiv auch besser verarbeitet. Man kann mit den Nachbarn darüber reden, man erfährt sofort Neuigkeiten, man fühlt sich verstanden, weil alle das gleiche durchmachen. Wenn man umzieht und seinen neuen Nachbarn erzählt, dass man nachts auf der Straße Angst hat, können die das nicht auf die gleiche Weise nachvollziehen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Dass anscheinend in den letzten fünfzehn Jahren so ein Fall nicht mehr aufgetaucht ist in dieser Gegend scheint für mich dafür zu sprechen, dass es sich eher nicht um einen Serientäter handeln könnte. Von daher sehe ich keinen Anlass, jetzt in Panik zu geraten.

Ich würde mir den Wohnort nicht ausschließlich danach aussuchen. Es passieren solche Dinge auch in kleinen Ortschaften. Oft sind solche brutalen Morde auch Beziehungsstaten und da ist es dann wurst, wo die Leute wohnen. Wenn ein Partner nicht verkraftet, dass sich der andere von ihm getrennt hat, dann ist es in dem Moment egal, ob man in der Großstadt ausrastet oder auf dem Dorf. Zudem wird es kaum eine Region geben, wo noch nie ein Mord statt gefunden hat.

Etwas anders würde ich die Situation einschätzen, wenn man weiß, dass in dem Viertel wo die Wohnung ist extrem viele Kriminalfälle und Morde geschehen, beispielsweise weil die Gegend in der Hand rivalisierender Banden ist, die rücksichtslos Zivilisten killen. Ob man an so einen Brennpunkt zieht, würde ich mir gründlich überlegen, vor allem, wenn man noch die Verantwortung für eine Familie mit trägt und nicht nur für sich selbst.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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