Flüchtlinge durch Luftwaffenübung in Schrecken versetzt

vom 13.09.2015, 16:57 Uhr

In meinem Geburtsort befindet sich ja eine große Aufnahmestelle für ankommende Flüchtlingsmassen – eine der größten in ganz Deutschland. Zudem befindet sich aber auch eine große Kaserne der Luftwaffe der Bundeswehr in unmittelbarer Nähe und auch ein großes Testgelände.

Alle paar Jahre veranstaltet die deutsche Luftwaffe zusammen mit den entsprechenden Truppengattungen anderer europäischer Länder Übungswochen - auch vergangene Woche war es mal wieder soweit. Tagtäglich und bei jedem Wetter sind also Kampf- und Transporthubschrauber und Kampfjets über den Wohnort meiner Eltern geflogen.

Als ich gestern mit meiner Mutter gesprochen habe, hat sie mir erzählt, dass viele Flüchtlinge in der ihnen bereitgestellten Unterkunft in Angst und Schrecken versetzt waren. Niemand informierte sie über die anstehenden Übungen, sie wurden also ins kalte Wasser geworfen. Teilweise müssen die Flüchtlinge beinahe zu Tode erschrocken sein, als sie auf einmal Kampfjets am Himmel gesehen haben.

Das kann man auch gut nachvollziehen, bedenkt man die Lage in den Herkunftsländern dieser Flüchtlinge. Ich kann es also wirklich nicht verstehen, dass die betroffenen Menschen nicht zumindest von Seiten der Helfer oder Behörden über die anstehenden Übungen informiert wurden.

Denkt ihr nicht auch, dass diese Übungen möglicherweise sogar abgesagt oder verschoben werden sollten, um den Flüchtlingen nicht so eine Angst einzujagen? Immerhin kommen sie aus Kriegsgebieten und sollten sich nicht vorkommen, als wären sie gerade in einem neuen angekommen. Oder sollten sie eher glücklich darüber sein, hier einen Platz gefunden zu haben und man kann von der Bundeswehr nicht erwarten, lange geplante Übungen zu verschieben?

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde das Verhalten der Stadt total daneben, ich kenne das Gefühl auch, wenn plötzlich ganz viele militärische Flugzeuge über unserem Gebiet fliegen und das ist einfach nicht angenehm. Und wenn man aus einem Kriegsgebiet kommt, dann hat man natürlich noch mehr Angst. Man sollte die Übungen nicht verschieben, aber die Flüchtlinge darüber informieren, das würde vielleicht 10 Minuten dauern und nichts kosten.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ach du meine Güte. Die Ärmsten! Da entkommen sie endlich dieser Angst und dann werden sie von diesen schrecklichen Geräuschen aus den vermeintlich sicheren Betten gejagt. Selbst wenn man wüsste, dass es nur eine Übung ist, muss das grauenhaft sein.

Aus den USA habe ich letztes Jahr mitbekommen, dass Kriegsveteranen dort am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag der USA, oftmals große Probleme haben. Sie stellen Schilder in ihren Gärten auf, dass in ihrer Nähe bitte auf Feuerwerksknaller verzichtet werden soll. Ich habe mich schon immer gefragt, wie es Menschen an Silvester geht, die Krieg kennen. Die Geräusche sind ja schon sehr ähnlich und rufen zumindest viele negative Erinnerungen wach.

Ich weiß nun nicht, wie wichtig diese Übungen der Bundeswehr tatsächlich sind. Schön wäre es wirklich, wenn sie verschoben oder verlegt werden könnten. Die Flüchtlinge sind sicherlich fast alle traumatisiert und befinden sich, so kurz nach dem Ende des Traumas, bestimmt noch in einer Art Schwebezustand. Ich könnte mir vorstellen, dass sie in dieser Übergangszeit in Flüchtlingsheimen - gerade weg, aber noch nicht richtig angekommen, die Sicherheit ist noch nicht richtig greifbar und realisiert - besonders empfindlich sind.

Dass allerdings so gar nicht daran gedacht wurde, ist schon echt heftig. Die Verbindung von Feuerwerkskörpern zu Veteranen ist ja noch einigermaßen um die Ecke gedacht. Aber Flüchtlinge-Krieg-Bundeswehr? Das liegt doch echt auf der Hand. Immerhin gibt es in der Bundeswehr doch auch Veteranen, die das selber schon erlebt haben, die vielleicht auch bei jedem ADAC-Hubschrauber an ihren Afghanistan-Einsatz denken.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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