Suizid bei Veteranen immer aufgrund von Belastungsstörung?

vom 12.09.2015, 23:25 Uhr

Heute habe ich einen Nachrichtenbeitrag über posttraumatische Belastungsstörungen von Soldaten gesehen. Diese treten mitunter erst nach Jahren auf und werden daher nicht immer vernünftig therapiert. Kritisiert wurde unter anderem, dass die Bundeswehr sich nicht dafür interessiert, was mit Veteranen passiert. Statistiken besagen, dass viele Veteranen Selbstmord begehen und diese Suizide wurden stets als Folge einer posttraumatischen Belastungsstörung angesehen.

Ich finde es aber etwas gewagt zu sagen, dass jeder Veteran der sich umgebracht hat, dies aufgrund einer Belastungsstörung getan hat. Immerhin sind nach der Zeit beim Militär viele Jahre vergangen, wo diese Menschen auch andere Dinge erlebt haben. Und diese könnten ebenfalls der Grund für einen Selbstmord gewesen sein. Wie seht ihr das? Gehen Suizide bei Veteranen immer auf die Kappe von Belastungsstörungen und warum wird das so pauschalisiert?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Wörtchen "immer" ist immer gewagt. Ebenso wie "niemals". Klar gibt es immer Ausnahmen. Aber ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, dass der Prozentsatz der Soldaten, die sich aufgrund einer posttraumatischen Belastungsstörung umbringen, extrem hoch ist.

Es muss ja auch gar nicht das PTBS an sich sein. Diese Erkrankung führt einfach dazu, dass man generell nicht mehr so belastungsfähig ist. Passiert dann etwas in den Jahren nach dem Krieg, auch wenn das überhaupt nichts mit dem Krieg zu tun hat, kann man damit einfach nicht so gut umgehen wie ein gesunder Mensch.

Auch Scheidungen und andere zerstörte Beziehungen zu geliebten Menschen würde ich darunter zählen. Wenn ein Veteran dann zu sehr unter der Trennung leidet, ist nicht direkt die Belastungsstörung die Ursache. Aber vielleicht wäre die Beziehung anders verlaufen, wenn er die Erkrankung nicht gehabt hätte und vielleicht könnte er besser mit der Trennung umgehen.

Wenn man eine PTBS hat, beeinflusst das wohl das komplette Leben. Man kann nichts mehr im Leben eines Betroffenen unabhängig davon betrachten.

Aber es gibt sicherlich einige Soldaten, die nach ihrem Einsatz nicht an einer PTBS leiden. In deren Leben kann dann bestimmt auch noch etwas passieren, das zum Selbstmord führt. Aber ganz ehrlich, was kann einen denn noch erschüttern, wenn man Krieg erlebt hat? Wenn einen dann noch etwas so sehr aus der Bahn wirft, hatte man vielleicht total unerkannt eine Belastungsstörung.

Wie gesagt, ich würde nicht sagen, dass 100 % der Veteranen, die sich das Leben nehmen, an PTSB litten. Das kann niemand sagen. Dazu werden sie tatsächlich zu schlecht betreut und viele Belastungsstörungen gar nicht erkannt. Sie nach dem Tod zu diagnostizieren geht ja auch nicht über eine Vermutung hinaus. Aber die Prozentzahl dürfte sehr nah an den 100 % dran sein.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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