Zum Militär wollen, obwohl man eher sensibel ist?

vom 12.09.2015, 20:17 Uhr

Ein Cousin von mir möchte sich beim Militär bewerben. Da spricht sicherlich nichts gegen, allerdings frage ich mich, ob das jeder aushält. Mein Cousin beispielsweise ist vom Charakter her schon sehr sensibel. Todesfälle, die Trennung der Freundin und Rückschläge in der Schule machen ihm häufig zu schaffen und er hat auch häufiger Stimmungsschwankungen.

Wie schaut das aus, sollte man für einen Job beim Militär auch charakterlich stark und vielleicht etwas weniger sensibel sein, als andere Menschen? Schließlich wird man dort auch mit schlimmen Situationen konfrontiert und muss dennoch arbeiten können. Ist die Gefahr für Spätfolgen nicht umso größer, je sensibler man für solche Dinge ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das Militär im Allgemeinen und die Bundeswehr im Speziellen ist ja glücklicherweise ein Arbeitgeber, der die unterschiedlichsten Beschäftigungsfelder anbietet. Unter den Angestellten in der Bundeswehr lassen sich die unterschiedlichsten Charaktere finden, da es einen Großteil der Berufe im zivilen Bereich auch innerhalb der Armee finden lässt. Die Bundeswehr, beziehungsweise das Militär im Allgemeinen, besteht ja nicht nur aus Kampfverbänden.

Natürlich kann niemand in die Zukunft sehen und wissen, an welchen Kriegen das Militär oder die Bundeswehr noch teilnehmen wird. Weniger werden es aber vermutlich nicht. Damit steigt je nachdem, in welchem Bereich innerhalb der Bundeswehr man arbeiten möchte, logischerweise auch die Chance, dass man zu einem Auslandseinsatz geschickt wird. Im schlimmsten Fall kann man dort sogar in direktes oder indirektes Kampfgeschehen verwickelt werden.

Hat man aber beispielsweise eine Bürojob innerhalb der Bundeswehr ergattert, macht also eine Ausbildung zum Kaufmann oder dergleichen, ist die Wahrscheinlichkeit, in Kampfgeschehen verwickelt zu werden, äußerst gering. Natürlich kann es auch passieren, dass man im Ausland eingesetzt wird. Jedoch kommt man in einer solchen Position mit den Kampfverbänden, abgesehen vom gemeinsamen Essen, gar nicht wirklich in Kontakt. Selbiges gilt beispielsweise für Positionen innerhalb der Logistiktruppe.

Auf Wunsch kann man in jedem Tätigkeitsbereich der Bundeswehr ins Ausland kommen. Ebenso nehmen die Vorgesetzten wenn möglich darauf Rücksicht, sollte jemand dies absolut nicht wollen. Bei der Bundeswehr gibt es ja auch viele Arbeitnehmer mit körperlichen Beeinträchtigungen, die dazu aus nachvollziehbaren Gründen auch gar nicht in der Lage wären.

Im Vorfeld sollten aber auch Personen mit der angesprochenen Charakterbeschreibung einen guten Arbeitsplatz innerhalb der Bundeswehr finden können. Nur weil man sensibel ist, bedeutet dies ja nicht, dass man zu weich für verschiedene Positionen innerhalb der Armee wäre. Eine gewisse Sensibilität ist sogar sehr förderlich und wird von den Rekrutierungsoffizieren sogar vorausgesetzt. Keiner will einen Möchtegernrambo innerhalb seiner Truppe haben.

Und selbst die härtesten Kerle können an den Dingen zerbrechen, die sie während eines Kampfeinsatzes sehen. Manchmal sind es die Menschen, denen man eine solche charakterliche Stärke gar nicht zugetraut hätte, die im Endeffekt besser mit dem Erlebten umgehen können. Letztendlich weiß man es aber immer erst, wenn es schon passiert ist und dann ist es, wie so oft im Leben, vielleicht schon zu spät dafür.

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kann mir das durchaus gut vorstellen. Früher war es ja auch so das jeder hingehen musste. Mein Partner war zum Beispiel vor dem Bund eher schüchtern, in sich gekehrt und der Bund hat ihn geformt und danach hatte er jede Menge Selbstbewusstsein und hat dort dann auch viele Aufgaben übernommen.

Es kann natürlich immer so und so kommen, aber der Bundeswehr ist ja auch nicht daran gelegen dort labile Personen zu haben und deswegen wird man da schon einschreiten, wenn es ihm schlechter gehen sollte. Ich denke durchaus, dass dadurch der Charakter gestärkt werden kann und man dadurch auch einiges lernen kann.

Ich würde ihn einfach machen lassen. Wenn es sein Wunsch ist, dann sollte man hinter ihm stehen und ich denke auch, dass es ganz normal ist, dass ein Mann auch mal weint und auch mal emotional ist. Wer sind wir, dass wir solche Emotionen bei einem Mann immer als schlecht einstufen?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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