Wurdet ihr bereits einmal emotional erpresst?

vom 11.09.2015, 22:09 Uhr

Meine Freundin ist nun ziemlich genervt, da sie der Meinung ist, ihr Vater würde sie emotional erpressen. Sie hatte sich ziemlich viel Geld von ihm leihen müssen, als sie ausgezogen ist und konnte bisher noch nicht alles zurück bezahlen.

Ihr Vater möchte das Geld nun auch nicht gleich zurück haben, sondern lässt ihr durchaus Zeit. Allerdings verlangt er ständig und überall ihre Hilfe, so dass sie kaum zum Durchatmen kommt, wenn sie bei ihm zu Besuch ist. Ständig muss sie etwas für ihn tun und sogar bei ihm putzen. Wenn sie das nicht tun will, hält er ihr vor, wie viel er für sie getan hat und dass es nun ihre Aufgabe ist, etwas für ihn zu tun.

Ich denke schon, dass man in so einem Fall tatsächlich von emotionaler Erpressung reden kann, oder? Oder versteht ihr darunter etwas anderes? Wurdet ihr selbst schon einmal emotional erpresst und wie habt ihr euch dagegen gewehrt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Das oben beschriebene Verhalten würde ich eher ausnützen nennen. Unter emotionaler Erpressung verstehe ich was anderes. In meinem Bekanntenkreis ist jemand, der wollte sich vom derzeitigen Partner trennen und hat das so im Gespräch dargelegt. Darauf kündigte der andere Partner an: "Wenn du dich von mir trennst, bringe ich mich um."

Die Person aus meiner Bekanntschaft hat sich das eine Weile gründlich hin und her überlegt und kam dann zu dem Schluss, dass die Beziehung trotzdem keinen Sinn mehr habe und trennte sich schweren Herzens doch. Der Ex fuhr dann mit dem Auto gegen einen Gegenstand und landete schwer verletzt im Krankenhaus und überlebte. Als die zwei sich wieder sahen sagte der Erpresser sinngemäß: "Komm zurück zu mir, sonst mach ich wirklich ernst, sobald ich hier raus komme". Das ist für mich emotionale Erpressung.

Aber vermutlich gibt es da auch keine absolut exakte Definition. Vielleicht fällt das von dir geschilderte ja auch unter den Begriff. Falls es da wirklich eine fest stehende Definition geben sollte.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich wurde von meiner Mutter früher sehr oft emotional erpresst. Das war eigentlich schon immer so, aber so richtig extrem wurde es dann, als ich ein Teenager wurde und später wegen der Uni ausgezogen bin. Damals wohnte ich dann halt im Studentenwohnheim und meine Mutter verlangte von mir, dass ich wirklich jedes Wochenende zu meinem Elternhaus fahre. Wir sprechen hier von einer Bahnstrecke von fast 3 Stunden eine Strecke, macht also 6 Stunden an einem Wochenende, davon 50 Minuten Umstiegszeit, weil die Verbindung so schlecht war. Je nach Wetter kann das schon ziemlich ungemütlich werden.

Ich habe das die ersten Wochen auch so gemacht, aber wollte mich irgendwann emanzipieren, wie das mit 20 auch normal ist wie ich finde. Denn Kinder nabeln sich nun mal von den Eltern ab, diesen Prozess macht jeder irgendwann durch. Ich habe einfach gemerkt, dass meine Eltern mich zu Hause zu sehr mit irgendwelchen vermeintlichen Pflichten überschütten und ich so gar nicht zum Lernen und so komme und mein Studium ist mir schon wichtig.

Deswegen wollte ich dann immer mehr durchsetzen, seltener zu meinen Eltern zu fahren und wollte meine Mutter erst auf jedes zweite Woche "runterhandeln" und dann habe ich das mit der Zeit auf jedes dritte Wochenende reduzieren können. Die Anfangsphase der Abnabelung war aber besonders schwer und meiner Mutter gefiel das gar nicht. Erst erfand sie irgendwelche vermeintlichen Versprechungen (die ich nie getan habe) wonach ich angeblich versprochen hätte, jedes Wochenende zu pendeln.

Als diese Masche nicht funktioniert hat, meinte sie irgendwann direkt in mein Gesicht, dass meinem Vater so ein Verhalten gar nicht gefallen würde und dass er deswegen einen Herzinfarkt bekommen und sterben würde, wenn ich nicht jedes Wochenende nach Hause käme. Ich habe so geheult an dem Tag, das glaubst du gar nicht. Ich war schon immer mehr ein Papa-Kind und hing viel mehr an meinem Vater als an meiner Mutter. Da tut so eine Masche schon weh.

Mein Vater hat schon länger Bluthochdruck-Probleme und wenn er sich besonders aufregt, muss er irgendwelche Tabletten nehmen, weil das sonst lebensgefährlich werden kann. Das war mir durchaus bekannt und das wusste sie auch und wollte mich mit dieser Masche eben emotional erpressen und unter Kontrolle bringen. Das hat aber nicht funktioniert.

Ich habe zwar geheult und war fertig deswegen, aber ich habe mich am Ende doch durchgesetzt, weil mir egal war was sie denkt oder sagt. Komischerweise ist das schon mehrere Jahre her und mein Vater hat nie einen Herzinfarkt gehabt oder so. Im Gegenteil, er ist quicklebendig.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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