Aus Angst vor Krebs Vorsorge meiden
Es mag absurd klingen. Aber ich habe mich neulich mit einer Bekannten unterhalten. Sie meinte, dass sie nicht zu den üblichen Vorsorgeuntersuchungen geht, weil sie Angst hat, dass Krebs bei ihr festgestellt werden würde. Dass man durch die Vorsorge oft auch frühzeitig erkennt, was einem fehlt und der Krebs dann auch eher heilbar ist, ist für sie ein Tabuthema. Sie meint, dass man mit der Diagnose erst richtig krank wird und sie Angst vor Krebs hat.
Aus angst die Augen verschließen ist für manche Menschen ja Alltag. Aber aus Angst die Vorsorgetermine vermeiden ist schon absurd. Geht ihr aus Angst vor einer Krebsdiagnose auch nicht zum Arzt zur Vorsorge? Oder macht ihr alle Vorsorgeuntersuchungen mit, die man mitmachen sollte?
Ich habe auch schon von dieser Ansicht gehört. Der Vater eines Freundes geht nicht zu solchen Terminen, weil einige seiner Freunde eben ein paar Monate später sehr krank oder schon tot waren. Klar, ist die Behandlung kein Zuckerschlecken und sie belastet den Körper auch sehr. Aber es bedeutet ja nicht, dass diese Freunde noch gesund wären, wenn der Krebs nicht entdeckt worden wäre.
Ich kann die Angst vor den Vorsorgeterminen schon verstehen. Klar wäre es eine krasse Nachricht, die alles verändert. Aber ich finde es auf jeden Fall auch sinnvoller, es frühzeitig zu erfahren und die Chance zu haben zu kämpfen.
Ich weiß auch immer nicht, ob sich diese Menschen dann bewusst sind, wie es ohne die Entdeckung abläuft. Glauben sie, der Krebs wächst einfach unbemerkt ein paar Jahre und sie sterben irgendwann im Schlaf? Das wäre tatsächlich besser, als ein halbes Jahr Chemotherapie zu machen und dann dennoch zu sterben.
Aber zum einen verläuft eine Krebserkrankung nun mal nicht so. Auch unentdeckt macht der Krebs irgendwann Probleme und auch ohne Chemotherapie sind die letzten Monate dann ziemlich beschissen. Nur, dass man sich eben ärgert, dass man nicht früher hin ist.
Denn, und das ist das andere, man kann ja nie sagen, ob die Chemotherapie doch hilft/geholfen hätte. Ich denke, man kann sich eher damit abfinden, zu sterben, wenn man alles versucht hat. Wenn man sich am Schluss noch Vorwürfe machen muss, dass man die Augen verschlossen hat, wird es richtig schlimm.
Ich würde die Vorsorgetermine gerade wahrnehmen, wenn ich Angst vor Krebs habe. Bei Krebs gibt es nichts besseres als ihn rechtzeitig festzustellen. Dann kann man immer noch mehr machen und es funktioniert auch besser, als wenn der Krebs groß ist und sich schon ausgebreitet hat. Sollte dies der Fall sein, hat man auch nur wenige Überlebenschancen und die Behandlung dauert länger.
Ramones, das kommt bei einigen Krebsarten leider absolut nicht so hin, wie du es dir vorstellst. Beispielsweise wird bei der Mammographie innerhalb von 10 Jahren lediglich bei 3 Frauen von 1.000 der Tod durch Brustkrebs verhindert. Gleichzeitig erhalten aber bis zu 13 Frauen vollkommen unnötig eine Therapie mit allen gesundheitlichen und psychischen Belastungen und Folgen.
Auswertungen aus definiert Schweiz kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Von 1.000 Frauen, die mit 50 Jahren eine Mammographie hatten, sterben in den folgenden 10 Jahren 39 an anderen Krankheiten und 4 an Brustkrebs. Ohne Mammographie sind es 5.
Genauso sieht es beim Prostatakrebs aus. Hier schlägt der Bluttest sehr schnell an. Die folgende Biopsie und die Behandlung über Bestrahlung oder Operation birgt hohe Risiken für Inkontinenz oder Impotenz. Mehr als die Hälfte aller Sechzigjährigen hat Krebszellen in der Prostata, mit 80 Jahren sind 80 Prozent aller Männer betroffen.
Allerdings wächst Prostatakrebs sehr langsam. Die meisten Männer haben auch ohne Behandlung keinerlei Beschwerden und sterben aus anderen Gründen. Man sollte genau auswählen, welche Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll sind.
Ich bin noch nicht in dem Alter, in dem man solche Vorsorgeuntersuchungen besuchen muss. Ich kann aber dennoch verstehen, dass manche Menschen diese lieber vermeiden möchten. Und im Grunde ist das auch gar nicht so verkehrt. Letztendlich ist es nämlich so, dass es in Deutschland auch sehr viele Überdiagnosen gibt. Diese führen dazu, dass in einer Vergleichsgruppe von Menschen die zu solchen Vorsorgeuntersuchungen gehen, nicht weniger Menschen sterben, als in einer Gruppe von Menschen die nicht zu solchen Untersuchungen gehen.
Was sagt uns das also? Offenbar sterben weniger Menschen an Krebs, wenn sie zu solchen Untersuchungen gehen, aber es sterben mehr an anderen Ursachen. An einer Überdiagnose zum Beispiel. Oder vielleicht auch wegen dem Stress dem man ausgesetzt ist, weil man dauernd zu solchen Untersuchungen gehen muss. Letztendlich ist der Nutzen umstritten und ich würde daher niemanden verurteilen, der nicht zu solchen Untersuchungen gehen möchte.
cooper75 hat geschrieben:Beispielsweise wird bei der Mammografie innerhalb von 10 Jahren lediglich bei 3 Frauen von 1.000 der Tod durch Brustkrebs verhindert. Gleichzeitig erhalten aber bis zu 13 Frauen vollkommen unnötig eine Therapie mit allen gesundheitlichen und psychischen Belastungen und Folgen.
Somit hat man 3 von 16 Frauen das Leben gerettet. Die Quote finde ich gar nicht so schlecht. Wenn ich eine dieser drei Frauen wäre, wäre ich sehr dankbar dafür. Wäre ich eine von den dreizehn gewesen, hätte ich eben Pech gehabt, aber immerhin eine Chance bekommen, zu kämpfen.
Ich will nicht behaupten, dass Krebstherapie ein Pappenstiel ist, dazu habe ich zu viel gesehen. Aber sie ist eine Chance, zu überleben. Das Leben ist für mich ein so wertvolles Gut, dass ich diese Chance in jedem Fall haben wollen würde.
Von den mir bekannten und teilweise nahestehenden Menschen, die diese Untersuchungen aus dem genannten Grund gemieden haben, sind zwei tot. Die eine hätte ihren Krebs mit großer Wahrscheinlichkeit überlebt, wenn sie früher zum Arzt gegangen wäre. Ein wertvolles Leben, das umsonst ausgelöscht wurde. Eines ihrer Kinder war nicht einmal volljährig.
Von meinen Bekannten kämpft gerade ein Endfünfziger um sein Leben, weil er Angst vor den Vorsorgeuntersuchungen hatte. Wäre er zur Vorsorge gegangen oder hätte er bei den ersten Krankheitsanzeichen den Arzt aufgesucht, wäre der Krebs eindeutig gut operabel gewesen. Stattdessen geht es jetzt für ihn ins Finale.
Diese Erfahrungen sind für mich der Grund, in jedem Fall die Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen.
Aus Angst vor der Diagnose sollte man es auf gar keinen Fall vermeiden, zur Krebsvorsorge zu gehen, letztendlich ist es nämlich genau der Punkt, der im Ernstfall über Leben oder Tod entscheiden kann. Auch wenn die Angst vor einer möglichen Diagnose durchaus nachzuvollziehen ist, sind es viele andere Verhaltensweisen, die damit zusammenhängen, nicht wirklich. Nur weil man sich gesund fühlt und nicht einmal in einem schlechten Traum daran denken würde, Krebs haben zu können, bedeutet es nicht, dass dieser erst ausbricht, wenn er dann diagnostiziert wurde.
Das ist nicht nur eine Herangehensweise, die sich selbst und den Angehörigen gegenüber extrem verantwortungslos ist, sondern auch absolut irrational. Der Mensch sollte eigentlich in einem solchen Maße zu wissenschaftlichen und logischen Denken imstande sein, zu wissen, dass eine Diagnose keine Krankheit auslöst. Die Krankheit besteht im Gegenteil offenbar schon, ansonsten könnte sie ja nicht festgestellt werden.
Krebsvorsorgeuntersuchungen sind nicht nur in einem fortgeschrittenen Alter extrem wichtig, sondern beispielsweise auch bei entsprechenden Vorerkrankungen innerhalb der Familie. Wenn ein oder gar beide Elternteile schon eine Krebsvorerkrankung haben, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung der Kinder traurigerweise auch erhöht. Dieser Tatsache sollte man sich bewusst sein und deshalb die in den meisten Fällen kostenlosen Angebote zur Vorsorgeuntersuchung auch definitiv wahrnehmen. Vielen Menschen hat dies schon das Leben gerettet.
Zudem gibt es gewisse Risikogruppen wie etwa Arbeitnehmer, die viel im Freien arbeiten und daher einem erhöhten Maße an gefährlicher UV-Strahlung ausgesetzt sind. Glücklicherweise bewegt sich das deutsche Gesundheitssystem mittlerweile dorthin, dass für solche Risikogruppen Vorsorgeuntersuchungen in entsprechenden Zeiträumen Pflicht sind, um eine mögliche Erkrankung schon so früh wie möglich feststellen zu können. Umso länger gewartet wird, umso schlechter stehen die Chancen auf eine vollständige Heilung und Bekämpfung der verschiedenen Arten von Krebs.
Ich persönlich habe (obwohl ich keiner Risikogruppe angehöre) bisher alle Vorsorgeuntersuchung über mich ergehen lassen. Diese dauern ja auch nicht mehrere Stunden und wenn man es mal hinter sich gebracht hat, hat man im besten Fall wieder einige Monate oder sogar ein Jahr lang seine Ruhe davon.
Meiner Meinung nach wäre es einfach unverantwortlich der Familie und auch sich selbst gegenüber, diese Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrzunehmen. Am Ende würde man sich wünschen, nicht so ängstlich und egoistisch gewesen zu sein aber dann kann es in vielen Fällen schon zu spät sein. Im Nachhinein ist man ja leider immer schlauer.
Nur weil der Krebs entdeckt wird muss das ja nicht heißen, dass man auch erfolgreich dagegen ankämpfen kann. So hat ein Freund meines Großvaters Bauchspeicheldrüsenkrebs gehabt und war innerhalb von 4-6 Wochen tot, obwohl es ihm bis dahin eigentlich gut gegangen ist und er keine Beschwerden hatte.
Diese Art von Krebs ist die aggressivste und beinhaltet auch die höchste Todesrate unter allen Krebsraten. Aber selbst wenn ich diesen Krebs bekommen sollte, würde ich das vorher wissen wollen, damit ich mich entsprechend darauf vorbereiten kann.
Ich kann nicht verstehen, warum man nicht aus Angst vor Krebs trotzdem regelmäßig zur Vorsorge geht. Denn der Krebs verschwindet ja nicht, wenn man seine mögliche Existenz konsequent ignoriert.
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