Sexualkunde an Schulen besser durch externe Pädagogen?
Eine Bekannte von mir ist Lehrerin an einer Realschule und macht dort unter anderem auch den Biologieunterricht. Daher muss sie auch Sexualkunde unterrichten. Damit hat sie eigentlich kein Problem, sie hat allerdings den Eindruck, dass die Schüler diesbezüglich nicht sehr offen sind.
Viele sind verklemmt und finden das Thema peinlich, so dass die Beteiligung teilweise gering ist. Die Hemmungen kommen ihrer Meinung nach auch daher, dass sie als Lehrerin auch später immer an der Schule präsent ist und peinliche Fragen daher hängen bleiben könnten. Das wäre den Schülern unangenehm.
Daher fände sie es besser, wenn Sexualkunde an den Schulen durch externe Pädagogen unterrichtet werden würde. Diese Pädagogen würden nach diesem Unterricht wieder gehen und die Schüler hätten so weniger Hemmungen Fragen zu stellen und sich mit dem Thema auseinander zu setzen.
Den meisten Schulen fehlt dafür aber das Geld. Hättet ihr auch gern an eurer Schule Sexualkunde über einen externen Pädagogen gehabt oder findet ihr es in Ordnung, wenn es einer der üblichen Lehrer macht? War der Unterricht bei euch damals sehr angespannt?
Da ich in dem Alter in einer Klasse war, die nur aus Mädchen bestand, war die Atmosphäre recht entspannt. Die Lehrerin hat allerdings daher hauptsächlich Dinge behandelt, die eben Frauen betreffen, zum Beispiel Verhütung und Zyklus. Die Dinge, die die männlichen Mitschüler interessiert hätten, oder die uns vielleicht über die Jungs interessiert hätten, kamen relativ kurz. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir groß Hemmungen hatten zu fragen. Dazu war die Lehrerin einfach zu sympathisch. Aber das Glück hat ja nicht jeder, dass man seinen Biolehrer auch mag.
Jetzt bei meinen Kindern habe ich indirekt wieder Aufklärungsunterricht mit erlebt. Da sollte man meinen, dass die Generation Internet irgendwie lockerer damit umgeht. Das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein. Mag auch sein, dass es mit an den Geschlechter gemischten Klassen liegt, dass da schneller mal Heiterkeit oder Schamgefühle aufkommen, weil dann die Geschlechter da noch mit rein funken.
Von meinen Kindern habe ich auch den Wunsch gehört, dass das nicht der eigene Lehrer unterrichten sollte. Ich kann es wie gesagt nur bedingt nachvollziehen, denn wir kamen damals mit unserer Lehrerin so gut aus, dass das kein Problem war. Aber die Zeiten und die Unterrichtskultur hat sich seit damals auch geändert. Leistungsdruck steht viel mehr im Vordergrund als damals. Und wenn man dann eine vermeintlich blöde Frage stellt, die Mitschüler kichern und der Lehrer sich möglicherweise sonst was denkt, ist heute für die Schüler wahrscheinlich wirklich peinlicher. Denn was ich gar nicht nachvollziehen konnte: Bei meinen Kindern wurde nach dem Aufklärungsunterricht eine Klassenarbeit geschrieben, die zensiert wurde. Zu meiner Schulzeit war das noch so, dass der Lerninhalt von der Zensierung ausgenommen wurde, was vielleicht auch zu der entspannten Situation beigetragen hat, vom Leistungsdruck befreit zu sein. Ich kann es gar nicht nachvollziehen, dass das heute anders gehandhabt wird.
Von daher brächte ein externer Pädagoge allein deshalb schon den Vorteil, dass der Druck durch die Schulnoten weg fällt. Dann kann man im geschützten Rahmen auch mal peinliche oder vermeintlich blöde Fragen stellen. Wobei ich finde, dass es eigentlich keine blöden Fragen gibt. Aber der oder die Externe geht dann wieder und die Privatsphäre bleibt besser gewahrt.
Ich habe als Mutter auch einen anderen Grund erlebt, warum ich das wichtig finde: Gerade über das Internet und Youtube kommen Kinder heute so schnell mit sexuellen Dingen in Kontakt. Selbst wenn man seinen eigenen Kindern das Internet komplett verbietet, haben doch andere Kinder ihre Handys dabei und zeigen den anderen Kindern irgendwelche Videos, die sie als skurrile Fundstücke aus dem Netz gezogen haben. So haben Mitschüler auch schon meinen Kindern irgendwelche Fetisch-Videos gezeigt. Klar gibt das dann Fragen bei den Kindern. Meine Kinder wissen, dass sie mir solche Fragen auch stellen können und sie auch beantwortet werden. Aber das schafft längst nicht jeder Elternteil. Es ist nicht einfach, mit dem eigenen Kind über Sexualpraktiken zu sprechen, die zwar nicht von der Mehrheit praktiziert werden, dafür aber umso mehr Eindruck hinterlassen. Und unter anderem so etwas fragt man eben auch nicht so leicht seinen Lehrer. Was soll der oder die schon denken, dass man sich so etwas ansieht?
Geld sollte da keine Ausrede sein. Geschlechtskrankheiten nehmen wieder zu. Das ist neben den medialen Einflüssen für mich ein guter Grund, da externe Pädagogen einzusetzen.
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