Steckt die Schüler in Uniform - Erörterung
Eine textbezogene Erörterung aufgebaut um folgenden Zeitungsartikel: Steckt die Schüler in Uniform!
Die Diskussion um die Einführung von Schuluniformen in Österreich und Deutschland ist heute genau so aktuell wie vor einigen Jahren. Wenngleich der vorliegende Text „Steckt die Schüler in Uniform“ von Christine Brinck bereits 1993 in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist, kann man ihre textliche Auseinandersetzung mit den Schuluniformen als zeitgemäß betrachten (wenn man von den geschilderten Modetrends bei Jugendlichen absieht).
Christine Brinck plädiert in Ihrem Artikel sehr zugunsten von Schuluniformen, da sie diesen etliche Vorteile abgewinnen kann, mit denen ich mich im Folgenden näher befassen werde. Zuerst spricht sich die Autorin dafür aus, dass einheitliche Kleidung eindeutig das Budget der Eltern entlastet, da diese oft den modischen Eskapaden und Wünschen ihrer Kinder nachgehen, um in den meisten Fällen alles andere als billige Kleidung zu kaufen. Diesem Argument kann ich nur bedingt zustimmen, da zum einen die Schuluniform nur in der Schule getragen werden würde. Nachher würden die Jugendlichen wieder in ihre Freizeitkleidung schlüpfen und somit den Geldspargedanken durch Schuluniformen zunichtemachen. Zum anderen widerspricht meine eigene Erfahrung der Behauptung, dass Jugendlichen auf ihre Eltern Druck ausüben, um ihnen teure Kleidung zu kaufen. So legen beispielsweise in meiner Klasse die wenigsten meiner Kollegen Wert darauf kostspielige Kleidung zu tragen.
Mit dem nächsten Ansatz, dass Uniform Demokratie auf vorbildhafte Weise lehren kann und ein positives Ambiente in Schulen schafft, diese als besonderen Ort klassifiziert, kann ich durchaus konform gehen. Gleiche Kleidung signalisiert nicht nur Einigkeit, sondern auch die Einstellung. So wie verschiedene Berufsgruppen ihre Einheitstracht am Arbeitsplatz tragen, sollten auch die Schüler lernen, die Schule angemessen gekleidet zu betreten. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der nahezu jeder sich selbst der Nächste ist und nur auf sein Wohlbefinden bedacht ist, erachte ich es als eminent das Wir-Gefühl schon in jungen Jahren, also an der Schule zu stärken.
Die im Text aufgestellte These, dass Uniformen sozioökonomische Diskrepanzen zur Gänze überdecken, kann ich pauschal nicht gelten lassen. Da im Text nicht durchgängig von einer Schuluniform gesprochen wird, sondern auch von bestimmten Dress-Codes an der Ausbildungsstätte die Rede ist, kann der betuchtere Jugendliche seine finanzielle Position – oder besser gesagt, die seiner Eltern – sehr wohl zur Schau stellen. Gilt es beispielsweise für die jungen Herren dunkle Anzüge zu tragen, kann man immer noch mit einem Kiton oder Ermenegildo Zegna Anzug aus der Menge herausragen.
Auch im Falle einer Uniform im eigentlichen Sinne bleiben noch genügend Möglichkeiten mit anderen Statussymbolen darzustellen, wer man ist – respektive wie gut die Eltern situiert sind. Besonders in unserer Zeit elektronischer Kleingeräte, Handhelds, Mobile Devices und Laptops kann man sehr stark, meines Erachtens extremer als mit Kleidung – unterstreichen, dass man die jetzige Wirtschaftskrise eher von Weitem betrachtet.
Führt man den Gedanken fort, so lässt sich das oft genannte Argument, dass Uniformen es Jugendlichen erschweren, ihre Individualität und Einzigartigkeit ausdrücken, vollständig entkräften. Nicht nur, dass es äußerst traurig wäre, wenn man sich und seinen Charakter nur über seine Kleidung und dem Logo, welches an der Brust des Polo-Shirts prangert, definieren kann, gibt es genug andere Optionen um – materiell – seine Vorlieben und seinen Geschmack anhand von Handy, Uhr und etlichen anderen zur Schau zu stellen.
In Anbetracht der oben genannten Umstände kann ich mich für eine Schuluniform per se nicht aussprechen, jedoch befürworte ich stark die Einführung eines Dress-Codes an Schulen. Schließlich trägt auch nicht jeder Banker den gleichen Anzug und die gleiche Krawatte. Dennoch ist es über einen Dress-Code möglich eine Corporate Identity beispielsweise durch gleiche Krawatten oder Manschettenknöpfe optisch zu untermalen und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und in den Vordergrund zu rücken, um nicht letztlich die Leistung der Schüler positiv zu beeinflussen.
Auch schon vor dem Entstehen der elektronischen Geräte konnte man trotz Schuluniform Statements setzen, die einzelne Schüler als wohlhabender zeigten als andere. Ein exklusives Halskettchen, eine wertvolle Armbanduhr, Erlesene Schuhe um nur ein paar zu nennen.
Zum anderen sind Schuluniformen gerade für ärmere Elternhäuser oft deutlich teurer als beispielsweise Kleidung aus dem Gebrauchtwarenhandel oder dem Discounter. Und wenn man dann sich nur zwei Garnituren der Uniform leisten kann, kann es schnell eng mit der Wechselwäsche werden.
Verantwortlicher Unterricht kommt heute gar nicht mehr darum herum, Schüler aufzuklären, unter welchen Bedingungen auch Markenkleidung heute hergestellt wird. Jugendliche sind ja nicht doof. Von daher denke ich schon, dass Markenkleidung vielleicht heute auch gar nicht mehr den enormen Stellenwert hat, wie Kleidung noch vor ein paar Jahren hatte. Vermutlich ist mittlerweile das "richtige" Handy wichtiger geworden. Und dagegen kann eine Uniform kaum etwas ausrichten.
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